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·4 Desember 2024

24 Jahre FC Bayern – Adventskalender, Tür 4: Au revoir, Liza!

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Tür 4 im Adventskalender: Wir blicken zurück auf einen Abschied der besonderen Art: Bixente Lizarazu verabschiedet sich mit einem Tor aus München

Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.


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  1. Hier geht es zum vorherigen Türchen

Nicht jedem Fußballspieler ist ein würdiger Abschied vergönnt: Manchmal ist es lediglich ein Blumenstrauß, den man vor dem letzten Spiel in die Hand gedrückt bekommt, in anderen Fällen geht man gar im Streit auseinander oder macht sich in der Sommerpause aus dem Staub, ohne den Fans Auf Wiedersehen zu sagen.

Bixente Lizrarazu, der französische Linksverteidiger, der im Mai 2004 das (vorerst) letzte Mal für die Bayern auflief, machte es besser: Er verabschiedete sich mit einem Tor.

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Ein holpriger Beginn

„Liza, Liza, Liza!“ So hallt es am 22. Mai 2004 durch das Münchner Olympiastadion. Es ist der 34. Spieltag in der Bundesliga, die Saison ist eigentlich schon gelaufen. Die Partie gegen den SC Freiburg bietet somit nur mittelprächtige Unterhaltung, der FC Bayern hat von Beginn an die Spielkontrolle an sich gerissen und führt seit der 18. Minute durch einen Treffer von Sebastian Deisler mit 1:0.

Das Spiel plätschert vor sich hin. Doch als in der 72. Minute Michael Ballack zu Fall gebracht wird und Schiedsrichter Michael Weiner auf Strafstoß entscheidet, sind die Fans hellwach.  Sofort kommt es zu Sprechchören: „Liza, Liza, Liza!“ Lautstark fordern die Fans Bixente Lizarazu, der heute sein letztes Spiel für die Bayern bestreitet.

Sieben Jahre lang stand er in Diensten des Rekordmeisters; jetzt geht die gemeinsame Zeit zu Ende – und was für eine Zeit ist das gewesen! Ich habe in den vielen Jahren meines Fan-Daseins schon einige Spieler erlebt, für die ich diesen sogenannten „soft spot“ entwickelt habe.

Lizarazu war einer davon. Trotz der Tatsache, dass er Lothar Matthäus einmal im Training geohrfeigt hat. Hey, wenn Loddar ihm das verzeihen kann, dann kann ich das ja wohl auch.

Seine Anfänge als Profifußballer waren keineswegs vielversprechend. 1969 im französischen Baskenland geboren, entdeckte Lizarazu bereits im frühen Kindesalter eine Leidenschaft für den Fußball. Seine Eltern unterstützten ihn und schickten ihn zum Vorspielen nach Bordeaux. Dort warf der Trainer einen Blick auf den kleinen Bixente und fällte schnell das Urteil: zu klein, der wird keine Chance im Profi-Fußball haben.

Der kleine Franzose mit dem Sieger-Gen

Hier zeigte Lizarazu schon im jungen Alter, was ihn später auszeichnen sollte: Durchsetzungsvermögen, Wille und das „immer weiter“-Gen. Er ließ sich keineswegs einschüchtern, sondern spielte einfach weiter. Und wurde so gut, dass er einige Jahre später schließlich doch von Bordeaux verpflichtet wurde.

Hier blieb Lizarazu acht Jahre, spielte sich dort in die erste Mannschaft und schließlich auch in die Nationalmannschaft; 1996 wechselte Lizarazu nach Spanien zum Erstligisten Athletic Bilbao, doch er wurde hier nicht glücklich. Von Verletzungen geplagt, fand er sich immer häufiger auf der Ersatzbank wieder.

Dann kam der Ruf an die Isar. Es soll Giovanni Trapattoni persönlich gewesen sein, der Lizarazu unbedingt verpflichten wollte. „Bayern war meine erste große Reise“, erinnert sich Lizarazu später an den Wechsel. „Es war wie zum Mond zu fliegen, es war eine riesige Veränderung. Bayern war einfach mein Klub. Vielleicht weil ich Professionalität, Respekt, Disziplin, Ambitionen mag.“

Klein, aber oho!

Der 1,69 Meter große Linksverteidiger spielte sich schnell in die Herzen der Bayern-Fans, und in meins. Während Lizarazu für die Bayern kickt, sammelt er fleißig Trophäen – nicht nur mit dem Verein, sondern auch mit der französischen Nationalmannschaft: Bis heute gilt Lizarazu als einer der besten Linksverteidiger in der Geschichte Frankreichs, wurde mit der Équipe Tricolore als einer der Führungsspieler im Team Weltmeister (1998) und Europameister (2000) und stand bei beiden Turnieren in jedem Spiel von Anfang bis Ende auf dem Platz.

Auch bei den Bayern wurde Lizarazu schnell zu einer festen Größe im Team. Lizarazu war zwar klein, aber trotzdem war es kein Leichtes, an ihm vorbeizukommen. Noch schwieriger war es, seinen Offensivdrang zu stoppen. Bei der Mutter aller Niederlagen im Champions-League-Finale 1999 stand er nicht im Kader; 2001 schließlich gewannen die Bayern, mit einem gesunden Lizarazu, den Henkelpott.

In jenem Jahr wurde er der erste Spieler, der sich gleichzeitig Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger und Gewinner des Weltpokals nennen durfte – dies gelang später auch Bayern-Spieler Javi Martinez.

Zurück ins Olympiastadion und ins Jahr 2004. Im Spiel gegen den SC Freiburg wollen nun also die Fans, dass Lizarazu zum Elfmeter antritt. Dass er ein sicherer Elfmeterschütze ist, hat der Baske bereits im Champions-League-Finale 2001 gegen Valencia unter Beweis gestellt: Während einige seiner Teamkameraden unter dem großen Druck einknickten, behielt Lizarazu die Nerven und verwandelte sicher.

Es ist ein Liebesbeweis der Fans, sie wollen ihn noch einmal strahlen sehen, ihn in den Mittelpunkt stellen, ihn, der ihnen so viel Freude bereitet hat, und ich sitze vor dem Fernseher und rufe mit den anderen: „Liza! Liza! Liza!“

Er schnappt sich den Ball, drischt ihn mit Vollspann ins rechte Eck, lässt sich von den Fans feiern und holt sich eine gelbe Karte fürs Trikot-ausziehen ab; eine schönere gelbe Karte habe ich selten gesehen.

Und als Lizarazu in der 88. Minute unter Standing Ovations ausgewechselt und später auch noch zum Spieler des Spiels gekürt wird, bin ich einerseits froh, dass er so einen schönen Abschied feiern konnte, und andererseits auch traurig, weil ich denke: Ein Jahr hätten sie ihm ruhig noch geben können.

Dieser Neue, wie heißt er gleich, Philipp Lahm, glaube ich, muss ja auch erstmal zeigen, ob er was drauf hat.

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Was ich an jenem Tag, an dem ich nach Abpfiff wehmütig vor dem Fernseher hockte, natürlich nicht wissen konnte: Philipp Lahm, dessen Namen ich selbstredend nie wieder vergessen würde, verletzte sich langfristig, und so kam Lizarazu, der nach Marseille gegangen war, auf einmal ein halbes Jahr später schon wieder zurück nach München.

Er spielte gewohnt zuverlässig und sammelte noch ein paar Trophäen ein. Insgesamt bestritt der Franzose für den FC Bayern 273 Spiele in allen Wettbewerben, in denen er acht Tore erzielte und 20 Assists verzeichnen konnte.

„Liza“ wurde sechsmal Deutscher Meister, fünfmal DFB-Pokalsieger, viermal Ligapokalsieger und gewann eine Champions-League-Trophäe und einen Weltpokal. Mit dieser außerordentlich erfolgreichen Ausbeute ging er 2006 in den wohlverdienten Ruhestand.

Obwohl sein Ruhestand ihn auch sehr viel in Bewegung hält. Der ehemalige Publikumsliebling wohnt jetzt in Ciboure, einem kleinen Örtchen an der Atlantikküste, und anstelle von Fußball hat er sich anderen Sportarten verschrieben: Lizarazu surft und taucht, liebt Fahrrad- und Skifahren und wurde 2009 gar Europameister im Brazilian Jiu-Jitsu.

Darüber hinaus engagiert er sich für Umweltschutzprojekte und hat außerdem noch ein Studium absolviert: Er hat einen Master in Kommunikation, Public Relations und Sport. Auch mit dem Fußball beschäftigt sich Lizarazu noch: Er schreibt eine Kolumne für die französische Sporttageszeitung L’Equipe und tritt als Fußball-Experte im Fernsehen auf.

Zu den Legenden des FC Bayern gehört er natürlich ebenfalls. Die Süddeutsche Zeitung schrieb einmal über Lizarazu „Der glücklichste Rentner der Welt“. Ich kann da nur sagen: Chapeau, Liza. Alles richtig gemacht. Bisous.

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