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·22 Januari 2025

1. FC Union Berlin: Verein und Fanszene

Gambar artikel:1. FC Union Berlin: Verein und Fanszene

Der 1. FC Union Berlin ist zu Gast – Nina kiekt, was die Fans von Spielen des Clubs im Olympiastadion hielten und was es mit der „Blutsbrüderschaft“ mit dem FC St. Pauli auf sich hat.(Titelfoto: Luciano Lima/Getty Images/via OneFootball)

Was für eine Erleichterung und was für ein toller Sieg am Samstag von unserem FC St. Pauli gegen den 1. FC Heidenheim. Mit wichtigen drei Punkten konnten wir zurück nach Hamburg fahren. Diese gilt es auch gegen den 1. FC Union Berlin am Millerntor zu holen. Auf Tabellenplatz 13 und mit nur drei Punkten Vorsprung steht der 1. FC Union einen Tabellenplatz über uns. Also erneut ein Spiel, das für das Ziel Klassenerhalt kaum wichtiger sein könnte. Das Hinspiel diese Saison endete leider mit einem 1:0 für Union, umso wichtiger, dass wir jetzt die Tore schießen und die drei Punkte aus diesem Spiel mitnehmen.


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Der 1. FC Union Berlin ist ein Verein aus dem Osten Berlins mit einer langen Geschichte und einer Fanszene, die sich über die Jahre immer weiter vergrößerte und entwickelte. Auch das Stadion an der Alten Försterei ist für die Unioner von größter Besonderheit. Schauen wir mal, was den 1. FC Union Berlin so ausmacht.

Geschichte und Erfolge des 1. FC Union Berlin

Der Vorgänger Union Oberschöneweide

Die Historie der Vorgängervereine des 1. FC Union Berlin geht bis in das Jahr 1906 zurück, zum FC Olympia Oberschöneweide. Die dortige Jugendmannschaft schloss sich kurze Zeit später dem BTuFC (Berliner Thor und Fußballclub) Helgoland 1897 an. Aufgrund sportlichen Misserfolges wurde man als Mannschaft ein halbes Jahr später als Abteilung Teil des Oberschöneweide BTuFC Union 1892. 1909 trennte man sich vom BTuFC Union wieder, behielt aus Dank aber die blau-weißen Farben und benannte sich in SC Union Oberschöneweide um.

In den Folgejahren war man sportlich erfolgreich, holte 1920 die Berliner Meisterschaft und qualifizierte sich für die Endrunde der deutschen Meisterschaft. Dort schied man allerdings im Viertelfinale aus. Im selben Jahr weihte man gegen den 1. FC Nürnberg die Sportanlage Sadowa ein, wo heute das Stadion an der Alten Försterei steht. 1923 stand man im Endspiel um die deutsche Meisterschaft, unterlag aber dem Hamburger SV mit 0:3.

Zur Zeit des Nationalsozialismus (die vom Verein nur sehr dürftig bis gar nicht aufgearbeitet wurde, in Form von Berichten der Erfolge während dieser Zeit) spielte man in der Gauliga Berlin-Brandenburg. 1938 wurde man Teil des Nationalsozialistischen Reichbundes für Leibesübungen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden durch die Alliierten alle Sportvereine zum 01. Januar 1946 aufgelöst. Man gründete darauf hin die SG Oberschöneweide. 1947/48 unterlag man dem FC St. Pauli im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft mit 0:7 im Olympiastadion. 1949 kam „Union“ zurück in den Vereinsnamen und man wurde zur SG Union Oberschöneweide.

Viele Namen bis zur Gründung von Union Berlin

Bevor die SG Union Oberschöneweide zum 1. FC Union Berlin wurde, gab es viele Namensänderungen und Neugründungen. Aufgrund von Konflikten verließen Spieler und Funktionäre den SG Union Oberschöneweide und gründeten 1950 in West-Berlin den SC Union 06 Berlin. In Ost-Berlin wurde man Teil der BSG Motor Oberschöneweide, aus der später der TSC Oberschöneweide gegründet wurde. Aus dem TSC Oberschöneweide, SC Einheit Berlin und SC Rotation Berlin kam es 1963 dann zum Zusammenschluss zum TSC Berlin.

Am 20. Januar 1966 gründete sich aus der Fußballabteilung des TSC Berlin dann der Verein, den wir heute kennen: der 1. FC Union Berlin. Die erste Saison unter diesem Namen beendete man in der DDR-Oberliga auf Platz 6. 1967/68 holte man den bis dahin größten Erfolg des Vereins, den FDGB-Pokal Sieg gegen FC Carl Zeiss Jena mit 2:1.Bis zum Ende der DDR-Zeiten war man eine Fahrstuhlmannschaft und pendelte zwischen DDR-Liga und DDR-Oberliga.

Union Berlin nach der Wiedervereinigung bis in die Bundesliga

Nach der Wiedervereinigung trat Union Berlin 1990 dem DFB bei und startete in der Oberliga des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes. 1993 hätte man in die 2. Bundesliga aufsteigen können, wegen einer gefälschten Bankbürgschaft wurde Union Berlin aber die Spielberechtigung für die 2. Bundesliga wieder entzogen. In der Saison 2000/2001 schaffte es Union Berlin dann aber und stieg in die 2. Bundesliga auf. In der gleichen Saison gelang Union eine Sensation: Im DFB-Pokal kam man bis ins Finale, musste sich dort Schalke 04 geschlagen geben. Da sich Schalke aber in der Liga für die Champions League qualifizierte, durfte Union Berlin in der Folgesaison im UEFA-Cup spielen, wo man in der 2. Runde ausschied.

Drei Jahre blieb Union Berlin in der 2. Bundesliga ehe es wieder runterging. Eine Saison später folgte sogar der Abstieg zurück in die Oberliga Nord, die man dann aber im Folgejahr dominierte. 2008 erfolgte der Aufstieg in die neu gegründete 3. Liga, in der man Meister wurde und so den Weg zurück in die 2. Bundesliga fand. Dort sollte man einige Jahre bleiben.Im Jahr 2008 kam es zur Sanierung des Stadions an der Alten Försterei. Es kam beim Bau allerdings zu vielen Verzögerungen und es gab finanzielle Schwierigkeiten. So ergriffen Fans die Möglichkeit und halfen freiwillig bei der Sanierung des Stadions mit. 2009 wurde das fertig sanierte Stadion gegen Hertha BSC eingeweiht.

Der 1. FC Union Berlin musste im Jahr 2019 in der Relegation gegen Stuttgart um den Aufstieg in die 1. Bundesliga kämpfen. Mit einem 2:2 im Hinspiel in Stuttgart und einem 0:0 in Berlin machten die Unioner den Aufstieg klar (ja, damals noch mit Auswärtstreffer-Regelung). Seitdem ist Union Berlin ein fester Bestandteil der Bundesliga. Durch den 4. Tabellenplatz in der Saison 2022/2023 sicherte sich Union Berlin sogar die Teilnahme an der Champions League, sie belegten in der Gruppenphase allerdings den letzten Platz.Weitere Details zur Geschichte Union Berlins findet ihr wie immer in der Vereinschronik.

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Das DFB-Pokalfinale im Jahr 2001 verlor Union Berlin zwar gegen Schalke 04. Doch der Einzug ins Finale sorgte dafür, dass Union in der Folgesaison im UEFA-Cup antreten durfte. // (Martin Rose/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Die Fanszene Union Berlins

Seit 2024 zählt der 1. FC Union Berlin rund 66.000 Mitglieder. Die organisierte Fanszene Union Berlins findet sich auf der Waldseite des Stadions an der Alten Försterei wieder. Die zwei größten Ultragruppierungen sind die Hammerhearts 2004 und Wuhlesyndikat 2002.Freundschaften gibt es zu Borussia Mönchengladbach. Als der größte Rivale gilt Nachbar Hertha BSC, zu dem man zu DDR-Zeiten sogar noch ein gutes Verhältnis hatte.

Hammerhearts 2004

Die Hammerhearts gründeten sich 2004 in einer WG in Berlin-Hellersdorf, die lange Treffpunkt der anfangs kleinen Gruppe an jugendlichen Union-Fans war. Der Name beruht auf einer Tattoovorlage. Die Gruppe gründete sich zu einer sportlich schwierigen Zeit. Auf ihrer Webseite sagen sie dazu: „Wenn es deinem Verein schlecht geht, kannst du ihm den Arsch zeigen und damit zukünftige Enttäuschungen abwenden oder aber du rückst mit jedem Leidensgenossen enger zusammen, weil geteiltes Leid bekanntlich nur halben Leid ist und die Gemeinschaft die Last gemeinsam trägt.“

Die Gruppe entwickelte sich stetig, sie beschreiben ihr gutes Verhältnis zu den anderen Gruppen auf der Waldseite und immer mehr potenzielle junge Leute treten zur Gruppe heran.Die Gruppe Hammerhearts führt seit 2018 eine offizielle Freundschaft zu den Ultras von Borussia Mönchengladbach „Sottocultura“, nachdem die freundschaftlichen Kontakte schon seit 2009 bestanden hatten.Die eigene Jugendgruppe der Hammerhearts gründeten sie nicht selbst, sondern man schloss sich dafür 2023 mit der Gruppe „Union Berlin Distrikt Köpenick“ zusammen, die heute die Jugendgruppe der Hammerhearts darstellt.

Wuhlesyndikat 2002

Seit 2002 gibt es die die Gruppe Wuhlesyndikat. Zuletzt schlossen sie sich mit anderen Szenen des Gebietes des Nordostdeutschen Fußballverbandes zusammen und veröffentlichten eine Stellungnahme. Darin schloss man sich den Forderungen der Vereine des NOFV an und fügten hinzu, dass auch Fans von den Spielansetzungen des NOFV betroffen sind. So forderten sie die Beteiligung von Vereinen bei der Spielplanung, Fokussierung auf Vereinsinteressen statt TV-Anliegen bei Anstoßzeiten und plädierten gegen Auswärtsspiele mit langer Anreise unter der Woche.

Auch Wuhlesyndikat hat seine eigene Jugendgruppierung „Teen Spirit Köpenick“ (TSK). Entstanden 2006, soll sie Jugendlichen den Zugang zur Ultraszene erleichtern. Gemeinsames Arbeiten an Choreos, Fahrten zu Auswärtsspielen und der leidenschaftliche Support des 1. FC Union Berlin stehen an erster Stelle der Jugendgruppe. Die Choreo am zweiten Spieltag dieser Saison, als der FC St. Pauli an der Alten Försterei zu Gast war, wurde vom TSK erstellt. Auch der Förderkreis „Szene Köpenick“ findet seinen Ursprung im Impuls der Jugendgruppe wieder. Die Szene Köpenick besteht seit 2012 und stellt den Förderkreis dar, mit dem man die Aktionen der Fanszene auf der Waldseite mitfinanzieren und unterstützen kann.

Union Berlin im Olympiastadion?

Nachdem sich Union Berlin in der Saison 2022/2023 für die Champions League qualifizierte, wurde entschieden, dass die Heimspiele im Olympiastadion ausgetragen werden sollen. Ausgerechnet das Stadion, in dem der größte Rivale, Hertha BSC, seine Heimspiele austrägt. Die Begründung: So viele Unioner*innen wie möglich sollen ihren Verein in der Champions League spielen sehen können und das Olympiastadion bietet dafür mehr Platz als das Stadion an der Alten Försterei. Dirk Zingler, der Präsdient von Union Berlin betonte, dass diese Entscheidung nicht leichtgefallen sei.

In einem Statement kritisierten die Hammerhearts sowohl die UEFA als auch ihren eigenen Verein für diese Entscheidung. Zur Kritik an der UEFA äußerten sich Hammerhearts zum Zwiespalt des Produktes der Champions League und der gleichzeitigen Chance, endlich gegen große internationale Namen zu spielen. Dennoch betonten sie, dass für es für die UEFA keine Rolle spiele, ob Union am Turnier teilnimmt. Wichtiger sei der UEFA, wie sie ihren Gewinn möglichst maximieren können. Zusätzlich müssten Unioner*innen von ihren Plätzen weichen, damit die UEFA ihren Premiumsponsoren den Platz anbieten könne. „Diese Auswirkungen durch das Produkt Champions League sollte man sich vor Augen führen, wenn die Hymne startet. Sie hat keine Bewunderung verdient, sondern Verachtung, steht sie doch für so vieles, gegen das wir uns in der Vergangenheit positioniert haben. Und doch sind es nicht mehr Sandhausen, Ahlen oder Hohenschönhausen, sondern Braga, Neapel und Madrid. Historische Momente, in deren Nähe wir vielleicht nie wieder kommen werden“, schreiben sie in ihrem Statement.

An den Verein wendeten sich die Hammerhearts mit der Frage, wann das Stadion an der Alten Försterei endlich „gut genug“ sei. Und auch die Frage, wie viele Mitglieder Union Berlins denn regelmäßig Heimspiele an der Alten Försterei besuchen können, da eine Diskrepanz zwischen Mitgliedern und der Kapazität des Stadions sowieso schon bestehe. Warum müsse man dann für die Champions League Spiele ein größeres Stadion aufsuchen, wenn es die Knappheit doch schon bei Spielen gegen große Bundesligagegner gibt? Zusätzlich wurde infrage gestellt, ob nicht lieber die eigene Marke gefördert werden sollte, statt sich dem kommerziellen Druck der Champions League zu beugen.Hammerhearts betonten, dass sie als Fans keine einheitliche Protestform für diese Situation finden werden. Die Spiele werden für sie keine Normalität darstellen, denn das Gefühl bleibt, dass die Spiele nicht die gleiche Bedeutung und Atmosphäre haben, wenn diese nicht an der Alten Försterei ausgetragen werden.

Der Auftritt der Union Fans im Olympiastadion

In jedem der drei Spiele des 1. FC Union Berlin im Olympiastadion waren Proteste in Form von Spruchbändern zu sehen. Zusätzlich wurden keine Zaunfahnen aufgehängt und weder Gruppenschwenker noch Fahnen geschwenkt. Support gab es trotzdem, zum Beispiel mit einer Schalparade, wie den Fotos von Wuhlesyndikat zu entnehmen ist. In allen drei Spielen gab es jeweils ein großes Spruchband (auch kleine, aber das sind zu viele, um diese einzeln aufzuzählen, schaut also in die Fotos), so im ersten „Heimspiel“ gegen Braga: „UEFA Stadium Infrastructure Regulations: You don’t care about the Sport – all you care about is money“. Im Spiel gegen Neapel war zu lesen: „Eisern ist… Nie zu vergessen, wo man herkommt“ und gegen Real Madrid: „Alte Försterei…Genug gesagt!“. In allen Spielen hing zusätzlich während der gesamten Spielzeit über das Banner: „Wir brauchen die Alte Försterei wie die Luft zum Leben!“

Blutsbrüder FC St. Pauli und Union Berlin

Zu guter Letzt kommen wir zum gescheiterten Versuch der Vereine eine Fanfreundschaft zwischen dem FC St. Pauli und Union Berlin zu initiieren. Als Union Berlin 2004 aus der 2. Bundesliga wieder abstieg, hatte der Verein schwere finanzielle Probleme, kurz nachdem sich der FC St. Pauli mit der Retter-Kampagne aus der finanziellen Not wieder herausbefördert hatte.

Mit „Bluten für Union“ startete Union Berlin eine Kampagne, in dem der Erlös einer Blutspende an den Verein ging. Bei einem Benefizspiel gegen den FC St. Pauli bezeichneten sie den FC St. Pauli und den 1. FC Union Berlin als „Blutsbrüder“. Im Stadionheft dieses Spiels sind noch einige weitere Freundschaftsbekundungen Unions an den FCSP zu finden.

Von einer Freundschaft zwischen den Fans ist bis heute allerdings nichts zu spüren. Wie sehr es damals Einfluss auf die Fans hatte, kann ich nicht sagen, aber vielleicht hat wer von Euch noch ein paar Anekdoten aus diesem Spiel oder zum Verhältnis der Fans zueinander von damals übrig.

Erneutes Spiel auf Augenhöhe

Der FC St. Pauli trifft am Sonntag wieder einmal auf einen Gegner, der nur einen Platz über dem Club in der Tabelle steht. Erneut sind es wichtige Punkte für das Ziel Klassenerhalt, die der FC St. Pauli dringend braucht.Anpfiff am Sonntag um 17:30 ist wohl eher eine undankbare Uhrzeit, trotzdem hoffe und erwarte ich von der Mannschaft vollen Einsatz und wünsche mir natürlich einen erneuten Sieg am Millerntor. Davon haben wir diese Saison nämlich noch viel zu wenig.

Immer weiter vor!//Nina

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