Yamal: Absurd, dass der größte EM-Star erst 16 ist | OneFootball

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·5 juillet 2024

Yamal: Absurd, dass der größte EM-Star erst 16 ist

Image de l'article :Yamal: Absurd, dass der größte EM-Star erst 16 ist

Der Teenager aus Spanien gilt als Wunderkind des Profifußballs. Wie stoppt man so einen Jungen? Man schüttelt nur noch mit dem Kopf

Mein Sohn ist 16 und angehender Fußballprofi in einem Nachwuchsleistungszentrum. Manchmal musste er mit seinem HSV in der Regionalliga gegen 17-Jährige antreten. Ich wunderte mich jedesmal, wie viel Unterschied dieses eine Lebensjahr in der Pubertät ausmacht: wie viel schneller die Gegner rennen, wie viel härter sie schießen, wie viel kräftiger sie in die Zweikämpfe gehen.


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Ich kann deshalb nicht glauben, was ich bei dieser EM regelmäßig beobachtet habe. Wie Lamine Yamal mit seinen 16 Jahren erwachsene Männer wie Schulbuben ausdribbelt und stehen lässt. Wie er zum Schlüsselspieler in der spanischen Mannschaft aufstieg. Wie der Rummel um sein Talent an ihm abtropft. Ich habe vorsichtshalber sein Alter dreimal gegoogelt. Er ist wirklich 16.

Heute Abend stürmt Yamal gegen Deutschland. Ich stelle mir die Mannschaftssitzung beim DFB absurd vor. Bundestrainer Julian Nagelsmann steht vor seinen Männern und muss ihnen erklären, wie man einen Bubi von 16 Jahren am Toreschießen und Flanken hindert. Da wird keiner lachen. Sie wissen, was Yamal kann. Im Zweifelsfall haben sie selbst mit ihm an der Playstation gespielt.

Der Spielehersteller EA Sports änderte nämlich seinetwegen die Zulassung. Vorher durften nur Profispieler ab 17 in den Kadern auf der Playstation auftauchen. Als Yamal im September sein Länderspiel-Debüt mit 16 Jahren und 57 Tagen feierte, wurde die Altersbegrenzung aufgehoben. Auf den Rechtsaußen will kein Zocker mehr an der Konsole verzichten. Verrückte Welt.

Das deutsche Jugendschutzgesetz verbietet Jungs in seinem Alter Arbeit zu nachtschlafender Zeit. Genauer: ab 23 Uhr. So kam während der EM regelmäßig der Verdacht eines Verstoßes auf, weil viele Spiele erst um 21 Uhr begannen und K.o.-Spiele fast bis Mitternacht dauern können. Dummerweise startet das Viertelfinale um 18 Uhr heute. Yamal bleibt definitiv auf dem Rasen.

Er wurde so schnell Stammspieler, dass einem schwindelig wird. „Beeindruckend“ war ein häufig genutztes Wort, wenn deutsche Nationalspieler auf ihren jüngsten Gegenspieler ever angesprochen wurden. Das ist der Sohn afrikanischer Einwanderer auch: beeindruckend. Er ist schnell, dribbelstark, wendig. Ein permanenter Unruheherd. Kommt das alles vielleicht zu früh?

Zwei Fragen stelle ich mir. Erstens: Wo war ich, als ich 16 Jahre alt war? Zweitens: Was war 2007, als Yamal geboren wurde? Die erste Frage kann ich schnell beantworten: auf dem Weg in die Oberstufe am St. Michael Gymnasium Monschau und Torwart in der B-Jugend des FC Roetgen. Immerhin: Ich schrieb meine ersten Artikel für die Eifler Nachrichten. Zeilenhonorar: 20 Pfennige.

Nicht mal ein Taschengeld im Vergleich zu den vier Millionen Euro, die Yamal beim FC Barcelona im Jahr verdienen soll. Wahrscheinlich darf er ohne Eltern nicht mal einen Tausender vom Konto abheben. Was ich als 16-Jähriger wohl mit einem Millionengehalt angestellt hätte? Meine Knie haben schon gezittert, wenn wir gegen den Lokalrivalen SV Rott antreten mussten. Ohne Geld.

Die zweite Frage ist lustiger. 2007 hatte Cristiano Ronaldo schon drei Jahre Nationalmannschaft hinter sich. Die Heim-WM lag ein Jahr zurück. Yamal war erst sieben und verlor seine Milchzähne, als seine Gegenspieler Manuel Neuer und Toni Kroos 2014 Weltmeister wurden. Wir glauben, dass unser Jamal Musiala ein Jungstar ist? Nur mal so: Er ist fünf Jahre älter. Ein halbes Jahrzehnt.

Seinen Schulabschluss hat Yamal während des Turniers in Angriff genommen. Ausreichend Zeit blieb ihm zwischen den EM-Spielen. Man kann den Jungstar ja nicht ständig vor die TV-Kameras zerren. Man vergisst das schnell, wenn Journalisten über Nationalspieler berichten: Dieser hier hat den Stimmbruch noch nicht vollendet und kann seinen Bartrasur mit dem Waschlappen erledigen.

Ich werde meinen Sohn vorsichtshalber nicht fragen, warum er nicht mit 16 Nationalspieler ist. In die Falle tappe nicht. Er würde auf Barack Obama verweisen, der mit 47 Präsident der Vereinigten Staaten wurde, und mich mit Blick auf mein fortgeschrittenes Alter fragen: Und warum du nicht US-Präsident? Manches Talent darf man nur schweigend und bewundernd zur Kenntnis nehmen.

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