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Selina Eckstein·5 mai 2024

Wie konnte das passieren? Weltfußballer wird zum Wechsel gezwungen

Image de l'article :Wie konnte das passieren? Weltfußballer wird zum Wechsel gezwungen

"Es war, als würde ich ihnen das Herz herausreißen", so beschrieb Florentino Pérez 2000 seinen Figo-Coup. Luis Figo war damals unumstritten beim FC Barcelona und galt als einer der besten Offensivspieler seiner Zeit. Weggehen wollte der Portugiese auch gar nicht, sondern bei den Katalanen bleiben.

Dennoch wechselte er für 60 Millionen Euro Ablöse von Barça zum Erzrivalen nach Madrid. Und das, obwohl er vorher noch im Barça-Trikot posiert hatte und der spanischen 'Sport' gegenüber einen Transfer dementiert hatte. Wie konnte das passieren?


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Der Wechsel von Luis Figo zu Real Madrid ist eng verknüpft mit der damaligen Präsidentschaftswahl der Königlichen. Lorenzo Sanz war Präsident, der Klub hatte unter seiner Führung 1998 und 2000 die Champions League gewonnen. Seiner Wiederwahl schien scheinbar nichts im Wege zu stehen.

Florentino Pérez, der heute wieder Real-Präsident ist, musste sich damals also etwas einfallen lassen, um selbst gewählt zu werden. Als Wahlversprechen sollte Luis Figo verpflichtet werden. Ausgerechnet der größte Star des Erzrivalen, der sich komplett mit den Katalanen identifiziert hatte. Doch eine Sache gab es, die ihn bei Barça störte. "Manchmal fehlt mir die Wertschätzung durch den Klub", sagte er damals. Wertschätzung in Form von Geld.

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Mehrmals soll sein Berater Jose Veiga bei den Bossen vorstellig geworden sein, doch er wurde immer wieder vertröstet. Da schien der Deal mit Pérez genau zur richtigen Zeit zu kommen. Wie der 'kicker' damals berichtete, existierte eine Einigung zwischen Pérez und Veiga. Figo sollte im Falle eines Wahlsieges nach Madrid wechseln. Der Portugiese sollte schon circa zwei Millionen Euro einfach nur dafür erhalten haben, dass er diese Abmachung unterschrieb. Schnell verdientes Geld für eine Unterschrift, die vermeintliche niemals Konsequenzen haben würde.

Denn niemand in den Reihen Figos glaubte an einen Wahlerfolg von Pérez, gleichzeitig wollte er die Abmachung scheinbar als Druckmittel verwenden, um eine Gehaltserhöhung in Barcelona zu erwirken. "Mein Berater rief mich an. Ich hatte ihm zugehört, aber gleichzeitig nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich leitete das Angebot dann an die Verantwortlichen von Barça weiter. Sie nahmen mich damit allerdings auch nicht sehr ernst", verriet Figo der Sportzeitung 'as' Jahre später.

Als Pérez damals sein Wahlversprechen, also Figo, äußerte, war der Barça-Star gerade bei der Europameisterschaft und leugnete es. Nach dem Turnier, bei dem Porugal im Halbfinale ausgeschieden war, wurde er von der 'Sport' im Urlaub besucht und gab ein erneutes Dementi im Barça-Trikot ab.

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Doch es half alles nichts. 55 Prozent der Mitglieder wählten Pérez und Figo musste zum Erzrivalen wechseln. Denn: Hätte er sich trotz der Vereinbarung geweigert, hätte er eine Strafe von 30 Millionen zahlen müssen, berichtet 'Realtotal' rückblickend. Auch der frisch gewählte Präsident hätte eine Strafe zahlen müssen, wäre der Deal geplatzt. Laut '11Freunde' hätte Pérez dann jedem Real-Mitglied seine jährliche Mitgliedsgebühr zahlen müssen.

Eine Ausstiegsklausel von rund 60 Millionen Euro sorgte damals dafür, dass der Wechsel nur acht Tage nach der Präsidentenwahl über die Bühne ging. Der spätere Weltfußballer unterschrieb einen Vertrag bis 2006 und sollte das doppelte seines bisherigen Jahresgehaltes bekommen haben.

Einige Unklarheiten rund um die Abmachung gibt es bis heute und im Nachhinein stellt auch Figo es so dar, als ob er wirklich wechseln wollte: "Ich habe eine Anerkennung gesucht; wollte mich in allen Facetten verbessern: finanziell, wegen des Prestige, wegen der Titel." Dem allerdings steht sein Verhalten bis kurz vor dem Wechsel entgegen.

Was aber sicher ist, es gab mit Florentino Pérez einen ganz großen Gewinner, der bis 2006 im Amt blieb und 2009 zurückkehrte. Ihm gelang es, den Erzrivalen aus Barcelona so sehr zu ärgern, dass Figo noch zwei Jahre später im Camp Nou mit dem "lautesten Pfeifkonzert der Fussballgeschichte des Landes" empfangen wurde. Bei Eckstößen von Reals Nummer 10 kamen Plastikflaschen, faules Obst, Münzen, Messer, eine Whiskey-Flasche und sogar ein Schweinekopf geflogen. Der Schmerz saß lange noch sehr tief.