SV Werder Bremen
·11 juin 2025
"Unseren eingeschlagenen Kurs gilt es weiterzuverfolgen"

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·11 juin 2025
Lina Hausicke blickt in eine grün-weiße Zukunft (Foto: WERDER.DE).
Die Kapitänin bleibt an Bord, der Kurs führt in eine grün-weiße Zukunft: Lina Hausicke hat ihren Vertrag beim SV Werder verlängert. Im Interview spricht die 27-Jährige über stürmische Phasen, Zeiten im ruhigen Fahrwasser und die Entscheidung, das Schiff nicht zu verlassen.
WERDER.DE: Moin Lina, ein passenderes Setting als ein Schiff könnte es für den heutigen Anlass kaum geben: Die Kapitänin bleibt an Bord, du hast deinen Vertrag verlängert. Was für ein Gefühl löst das bei dir aus?
Lina Hausicke: Es ist ein gutes Gefühl und interessant auf einem Schiff zu sein. Es ist sehr passend. Ich habe mit dem Verein schon ein bisschen was erlebt, auch schon ein paar stürmische Zeiten. Jetzt freue ich mich, dass ich hier bin und meinen Vertrag verlängert habe.
WERDER.DE: Fühlst du dich manchmal auch, als müsstest du als Kapitänin euer Schiff manövrieren?
Lina Hausicke: Schon. Es gab sicherlich Phasen, wo unser Schiff nicht im ruhigen Fahrwasser war. Trotzdem gab es auch sehr viele sonnige und schöne Zeiten. Deswegen freue ich mich auf die Zeit, die vor mir liegt. Ich habe schon einiges erlebt, das sind alles Erfahrungen, die ich über die Jahre gesammelt habe und in Zukunft einbringen werde.
WERDER.DE: Mit dem letzten Saisonspiel war noch nicht klar, ob du verlängerst. Für viele Spielerinnen wäre nach so vielen Jahren nochmal ein neues Ziel in Frage gekommen. Wie lief dein Entscheidungsprozess und warum hast du dich jetzt für eine Zukunft bei Werder entschieden?
Lina Hausicke: Das ist eine schöne Frage. Es war zuletzt eine sehr unruhige Zeit, weil ich ja aus einer sehr langen Verletzung kam und dann sehr viele Highlights aufeinander gefolgt sind. Ich hatte kaum Zeit zur Ruhe zu kommen und mir wirklich Gedanken über meine Zukunft zu machen. Da war das Comeback, das Viertelfinale in Leverkusen, dann hatten wir das große Spiel beim HSV. Das Pokalfinale, die Reise nach Vietnam mit der Mannschaft und dann war ich noch ein paar Tage im Urlaub. Erst in den letzten Tagen hatte ich die Zeit zu verstehen, was überhaupt alles passiert ist und mir Gedanken zu machen. Deswegen hat es ein bisschen gedauert. Im Endeffekt habe ich mich dafür entschieden bei Werder zu bleiben und fühle mich gut mit dieser Entscheidung – es ist auf jeden Fall die richtige. Ich glaube, dass ich hier in Zukunft eine super Perspektive habe, auch nach dem Fußball und anschließend anfangen kann bei Werder zu arbeiten. Ich habe durch mein Traineeprogramm schon viele Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt und glaube, dass ich mich für die berufliche Zukunft noch besser aufstellen kann. Deshalb bin ich froh, dass ich den Weg mit Werder weitergehe.
WERDER.DE: Prägt einen eine solche Zeit als Spielerin nochmal besonders?
Lina Hausicke: Ja, total. Bei mir war vor allem die Verletzungszeit enorm intensiv. Sportlich die ganzen Highlights mitzuerleben und auf dem Platz stehen zu können, dafür war ich sehr dankbar. In meinem etwas fortgeschrittenen Alter das zu erleben und diese Erfahrungen zu sammeln, auch in einem Pokalfinale zu stehen, ist sehr schön. Ich hoffe, dass noch mehr so schöne Erlebnisse auf uns warten.
WERDER.DE: Du gehst somit in deine neunte Saison bei Werder. Was macht diese Zahl mit dir?
Lina Hausicke: Es ist Wahnsinn. Ich erinnere mich gerade in den letzten Tagen immer gerne daran zurück, wie ich hier 2017 angekommen bin. Da war ich gerade mit dem Abitur fertig und noch nicht so erwachsen, wie ich es jetzt vielleicht bin. Ich habe unfassbar viel mit dem Verein erlebt, habe viele Erinnerungen an die Stadt, meine Freunde. Ich habe hier studiert, beruflich Schritte in die richtige Richtung gemacht. Acht Jahre sind eine sehr lange Zeit, die ich zurückblickend mit vielen verschiedenen Sachen füllen konnte und in denen ich mich in vielen Bereichen weiterentwickelt habe. Deswegen ist das eine Zeit, auf die ich sehr gerne zurückschaue und die ja auch noch nicht zu Ende ist.
Lina Hausicke wird das Team auch in Zukunft führen (Foto: WERDER.DE).
WERDER.DE: Was würdest du sagen, wie du dich in dieser Zeit als Spielerin aber auch als Mensch entwickelt hast?
Lina Hausicke: Das kann ich gar nicht beschreiben. Das ist ja ein Prozess, in dem ich noch mittendrin stecke. Wenn ich vergleiche, wie ich hier mit 18 oder 19 Jahren angekommen bin, war ich da in meiner Persönlichkeit und in dem, was ich wollte und mir vorgestellt habe, noch gar nicht so gefestigt, wie ich es jetzt bin. Ich führe jetzt seit vier oder fünf Jahren die Mannschaft an. Das sind Entwicklungen, die du mit einer Mannschaft und einem ganzen Verein durchmachst. Das hat mir persönlich total weitergeholfen und macht einen mit seinem Team zusammen stärker. Ich bin sehr stolz, dass wir die Pokalreise zusammen hatten und ich als Kapitänin sagen kann, ich habe die Mannschaft aufs Feld geführt. Auch wenn ich aus einer schweren Verletzung kam. Diesen Prozess und diese Entwicklung haben wir uns alle verdient, daran haben wir in den letzten Jahren tatkräftig mitgewirkt. Da bin ich sehr stolz drauf. Ich glaube, dass gerade dieses sich durchsetzen wollen und nie zufrieden sein das ist, was ich in den letzten acht Jahren gelernt habe.
WERDER.DE: Um im Kapitäns-Jargon zu bleiben: Wohin möchtest du deine Mannschaft in den nächsten Jahren noch führen? Welchen Kurs schlagt ihr ein?
Lina Hausicke: Wir haben diese Saison gut vorgelegt, die beste Werder-Saison gespielt und waren im Pokalfinale. Den Kurs, den wir bisher eingeschlagen haben, gilt es weiterzuverfolgen. Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir wahrscheinlich nicht jedes Jahr im Pokalfinale stehen werden. Wir stehen jetzt vor einem Neustart, mit neuer Trainerin, mit ein paar neuen Gesichtern in der Mannschaft. Man muss diesem Prozess Zeit geben. Da sind wir aus den letzten Jahren geduldig und demütig genug, dass wir versuchen weiter in Ruhe zu arbeiten und an unsere Entwicklung anzuknüpfen. Dann kann was echt Gutes entstehen. Ich bin dafür bereit und freue mich auf die Zeit.
Ich möchte vorangehen, durch das, was ich auf den Platz bringe: meine Mentalität und meinen Ehrgeiz. Ich hasse es zu verlieren.
Lina Hausicke
WERDER.DE: Was weißt du schon über eure neue Trainerin Fritzy Kromp und welche Erwartungen hast du?
Lina Hausicke: Wir hatten zwei sehr gute Gespräche. Es hat mir sehr gefallen, wie sie auftritt. Ich hatte das Gefühl, wir sind auf einer Wellenlänge. Ich glaube, sie ist sehr hungrig, ambitioniert und hat Bock auf die ganze Geschichte. Das ist die beste Voraussetzung, um so ein Projekt weiter zu führen. Sie wird ein paar neue Ideen einbringen, es ist ein frischer Wind. Wir müssen uns finden. Wenn wir die Mannschaft zusammen haben, werden wir ins Trainingslager fahren und die Zeit gut nutzen, damit wir zum Saisonstart ready sind. Fritzy ist ein positiver Mensch mit einer positiven Ausstrahlung. wenn sie es schafft, das auf unsere Mannschaft zu transportieren, kann man sehr positiv in die Zukunft zuschauen.
WERDER.DE: Als Kapitänin ist man ja der verlängerte Arm der Trainerin. Ist es für dich dann nochmal etwas besonderer als für andere Spielerinnen, dass da jemand Neues steht?
Lina Hausicke: Es ist natürlich so, dass ich eine Spielerin bin, die mit Thomas Horsch viel im Austausch war und jetzt auch mit Fritzy viel im Austausch sein wird. Kapitänin hin oder her, ich bin sowieso eine Spielerin, die mitgestalten will. Das habe ich auch in meinen Vereinen vorher und in den Spielzeiten, in denen ich hier nicht Kapitänin war, auch versucht. Ich möchte vorangehen, durch das, was ich auf den Platz bringe: meine Mentalität und meinen Ehrgeiz. Ich hasse es zu verlieren. Jedes Trainingsspiel, jede Spielform, alles was Wettkampf ist, möchte ich gewinnen. Dann entsteht sowieso eine gewisse Präsenz auf dem Platz. Das steckt so tief in mir. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das mit Fritzy zusammen gestalten kann.
WERDER.DE: Worauf freust du dich in Zukunft am meisten?
Lina Hausicke: Tatsächlich muss ich sagen, das gerade in der Pokalsaison von unseren Fans viel Wertschätzung rüberkam, genauso von vielen Mitarbeitern im Verein. Gerade rund um das Pokalfinale. Ich habe mit einigen in meinem Trainee-Programm ja auch zusammengearbeitet. Da wussten natürlich einige, dass mein Vertrag ausläuft und sind immer mal mit der Bitte an mich herangetreten, dass ich verlängern soll. Das tut natürlich gut und hört man gerne. Deswegen freue ich mich, dass das Projekt Frauenfußball von Werder Bremen weiter vorangetrieben und wird und so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tatkräftig dahinterstehen. Natürlich freue ich mich auch auf unsere Spiele im Weserstadion, das Nordderby beim HSV im Volksparkstadion. Das sind Highlightspiele, die auf uns und alle Fans warten. Ich weiß, dass mit unseren Fans da gerade etwas Schönes entsteht und wir 100 % Support und Rückendeckung haben.
WERDER.DE: Nochmal herzlichen Glückwunsch zur Verlängerung und schön, dass du bleibst.