
Textilvergehen
·9 août 2023
Union hält das Versprechen bei den Champions-League-Karten und trotzdem bleibt etwas Ticket-Angst

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·9 août 2023
Der 1. FC Union Berlin hat Wort gehalten. Der Umzug in das Olympiastadion für die Spiele in der Champions League wurde damit begründet, allen Unionern dieses historische Erlebnis ermöglichen zu wollen. Mit der nun präsentierten Dauerkartenlösung ist dies möglich.
Die Preise für die Dauerkarten in der Champions League, Bild: 1. FC Union Berlin
Zu den Details: Bereits ab Donnerstag gehen bis zu 40.000 Dauerkarten für die Champions League in den Verkauf. Ich nenne sie mal die „Wir gehen zu Union“-Tickets, weil absolut nicht klar ist, wer genau die Gegner sein werden. Denn diese Dauerkarten gibt es nur vor der Auslosung.
Preislich starten die Karten bei 75 Euro, was mehr als fair ist. Bis auf die Haupttribüne steigen die Preise für Mitglieder auch nicht über 90 Euro. Das ist aus verschiedenen Aspekten heraus interessant. Denn so wird der Bereich, der von den Kameras während des Spieles am meisten gezeigt wird, sicher mit den aktiven Fans gefüllt.
Der Bereich mit „freie Platzwahl“ wird so etwas wie die Waldseite sein, wo auch der organisierte Support zu finden ist. Wir kennen das noch aus der Conference League, doch jetzt gibt es keine Zuschauerbeschränkungen wegen Corona mehr. Auch Plätze in der Ostkurve werden verkauft. Wichtig beim Thema „Königsklasse für alle“ ist, dass es auch Sozialtickets für diejenigen gibt, die sich den Stadionbesuch sonst nicht leisten könnten.
Olympiastadion von außen während der Conference League, Foto via @uulrichsen
Die Diskussion entzündete sich nach der Veröffentlichung von Unions Mitteilung überhaupt nicht an den Preisen, was zeigt, dass der Verein hier den Mitgliedern sehr entgegengekommen ist und als Gegenleistung die verbindliche Zusage für 3 Spiele verlangt. Etwas zwiespältig wurde die Möglichkeit aufgenommen, wie viele Karten je Mitglied jetzt in den Verkauf gehen.
Denn als Mitglied kann man entweder noch eine Karte für eine Person in der Kategorie 4 kaufen und bis zu 3 Karten in einer anderen Kategorie, je nachdem, was man schon in Kategorie 4 gekauft hat. Die gegensätzlichen Pole in der Diskussion bezeichne ich mal als „das Olympiastadion ist so groß, das bekommen wir nie voll“ und „das Olympiastadion ist zu klein, wir haben schon wieder zu wenig Karten“.
Das wäre der Moment, wo ich mal gerne eine Person hier hätte, die mich zum Thema Verkaufspsychologie aufschlaut. Denn mit meinem Laienblick sehe ich das ganz schlau gemacht. Denn hätte jede Person das Gefühl, es gäbe bequem Karten, dann würde die Verbindlichkeit (und für Union damit die Berechenbarkeit und Planbarkeit der Veranstaltung) sinken.
Mit dem Gefühl, dass die Karten doch irgendwie begrenzt sind (auf 40.000 bei über 55.000 Mitgliedern) steigt das Ganze aber über die Schwelle, ab der man sich ab Verkaufsstart um Tickets bemüht und recht schnell Abfragen im Familien- und Freundeskreis trifft. Wer gerne (und viel) verkauft, weiß sicher, dass die Entscheidungszeit möglichst kurz sein sollte. Je mehr Zeit jemand hat, desto mehr wird seriös nachgedacht und der Kaufimpuls in Frage gestellt.
Das Olympiastadion erstrahlt in im Herbst wieder rot, so wie in der Conference League 2021, Foto: Matthias Koch
Damit aber nicht die Milchmädchenrechnung aufgeht, dass genau 10.000 Leute eine Dauerkarte und 3 extra Tickets holen, wurden da kleine Stolpersteine eingebaut. Wenn man jemand mit sich mitnehmen möchte in die Kategorie 4, dann kann man dort nur eine zusätzliche Karte holen. Das ist auch sinnvoll, denn sonst hätte man im Zweifel einen Unionfan in diesem Bereich und die Begleitung wäre alleine in einem anderen.
Will man drei zusätzliche Karten holen, dann geht das nur in einem anderen Bereich als Kategorie 4. Die Leute kommen dann auch alleine zurecht, wenn es Familie oder Freunde sind. Man kann aber auch 1 zusätzliche Karte in Kategorie 4 kaufen und zwei zusätzliche Karten in einer anderen Kategorie. Der zweite Stolperstein ist der Preis. Denn während Union-Mitglieder zwischen 75 und 90 Euro auf den Plätzen außerhalb der Haupttribüne zahlen, liegt der Preis für Nichtmitglieder dort bei 120 Euro. Das Thema Verbindlichkeit wird hier über den Preis geregelt. Nicht dass man sich überlegt, für welches Spiel man wirklich geht oder nicht. Ich vermute, dass es noch ein paar mehr kleine Stolpersteine gibt, die Hamsterkäufe erschweren.
FC Union, du sollst leuchten … , Foto: Matthias Koch
Wer glaubt, dass am Donnerstag innerhalb kürzester Zeit alle 40.000 Karten weg sind, sollte sich etwas entspannen. Ja, in der Conference League gab es auch erst einen Run auf die Tickets. Aber trotz der Zuschauerbeschränkungen gab es nach diesem Run noch genug der damals noch nicht so genannten Dauerkarten. Ich vermute, dass man sich bei Union schon sehr genau angeschaut hat, wieviele Karten an wieviele Mitglieder man im Schnitt so verkauft und sich dann diese Regeln so gebaut hat, dass ein bisschen Angst bleibt, es seien nicht genug Tickets da.
Donnerstag ab 12 Uhr sinkt die Arbeitsproduktivität der Unionfans auf jeden Fall spürbar, denn ab dann geht der Ticketverkauf los. Ich muss mir noch ein bisschen überlegen, wie wir als Familie unsere Tickets buchen, weil wir vier Personen sind, die gerne wie in der Conference League gemeinsam auf der Gegengerade stehen. Aber bis morgen ist ja noch Zeit dafür.
Neben dem Kartenthema gibt es bei Unions Männern aufgrund der zwei freien Tage am Montag und Dienstag keine aktuellen Themen. Heute um 10.30 Uhr findet das einzige öffentliche Training in dieser Woche statt.
Doch der RBB hat einen guten Text mit drei sportlichen Aspekten gebracht, auf die wir bei Union achten sollten. Da geht es um das Spiel mit dem Ball, die Moderation des Konkurrenzkampfes und die taktische Variabilität im Mittelfeld und zum Schluss noch um das Thema späte Abgänge. Klar, Sheraldo Becker. Aber Till Oppermann, der den Text geschrieben hat, weist darauf hin, dass ein Abgang von Danilho Doekhi Stand jetzt für Union schwerer zu kompensieren wäre. Da gebe ich ihm recht, denn Union will sich sowieso noch mit einem Innenverteidiger verstärken, der bis jetzt noch nicht da ist. Würde Doekhi gehen, müssten zwei kommen.
Danilho Doekhi hat sich in nur einer Saison zu einer festen Größe in Unions Defensive entwickelt, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch
Auch wieder auf Sendung ist Kiek an. Der Podcast hat seine Saisonvorbereitungsepisode veröffentlicht, in der wieder Mathias Bunkus zu Gast ist. Wer dort auf Sensations-News zum Ende von Bunkis Zeit beim Berliner Kurier hofft, braucht nicht einschalten. Wer aber eine Plauderei zu Union hören will, mit einem sehr hohen Zweitliga-Anteil zu Beginn (können wir sie bitte wirklich in Immerunioner-Liga umbennen?), ist genau richtig.
Wer sich noch einmal die Highlights vom Testspiel gegen Turbine Potsdam anschauen möchte, kann das ohne Probleme bei AFTV machen. Der Tagesspiegel schaut auf die Konkurrenz in der Regionalliga und schaut sich an, wie sich Viktoria verstärkt hat. Die hatten vor Kurzem unter anderem einen neuen Trainer vorgestellt.
Außerdem wurde die neu verpflichtete Torhüterin Defne Sarioglu für die türkische U19 nominiert (Vereinsmitteilung).
Ich hatte vor Kurzem über das Thema Sponsoring geschrieben und darüber, dass Sponsoren auch einer moralischen Bewertung durch uns Fans, aber auch durch Medien unterliegen. Anhand der Wettanbieter auf dem Trikot von Stuttgart oder Hertha sieht der Tagesspiegel (Bezahlartikel) hier eine Differenz zwischen den propagierten Werten der Vereine und dem tatsächlichen Handeln. Aber der Artikel stellt auch dar, dass man sich im Zweifel den Verzicht auf bestimmte Sponsoren leisten können müsste. Hier bringt der Artikel mit den TV-Geldern die andere Säule der Haupteinnahmen von Bundesliga-Clubs ins Spiel. Denn die sinken aktuell. Und die Aussichten für die neue Rechteperiode sind nicht besonders gut.
Es gibt auch noch ein ungewöhnliches Interview mit Jürgen Stoppok, einem von Unions 68er-Pokalhelden. Denn geführt wurde es von seinem Enkel: