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Florian Diettrich·15 avril 2025
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Florian Diettrich·15 avril 2025
Die Sonnenstrahlen verschwinden hinter den Dächern, auf dem Bolzplatz wird immer noch gekickt. So liefen viele Sonntage in Vincenzo Grifos Jugend ab. Von morgens bis abends auf dem Bolzplatz in Pforzheim lernte er seine Tricks. Teilweise "zu dreißigst" spielten Grifo und seine Freunde, erzählte er im Podcast 'kicker meets DAZN'.
Mit Namen wie Pirlo auf dem Rücken lernte Grifo, was Straßenfußball bedeutet: Ballgefühl, Instinkt, Spielwitz. Eigenschaften, die ihn in die Bundesliga trugen. Doch anders als sein Idol Andrea Pirlo blieb ihm ein großer Trophäenschrank bislang verwehrt.
Die größte Chance? Fast drei Jahre her. Im DFB-Pokal-Finale gegen Leipzig stand es 1:1 - dann kam das Elfmeterschießen. Freiburg verlor. Für den neunmaligen italienischen Nationalspieler wäre es der zweite Titel nach der Zweitliga-Meisterschaft 2016 gewesen.
Grifo ist aber kein Spieler, der sich auf Titelarmut reduzieren lassen muss. Im Gegenteil, vor kurzem erreichte er gegen Union Berlin einen großen Meilenstein: Für die Breisgauer machte er sein 300. Pflichtspiel. Angesprochen auf sein Jubiläum reagierte der 32-Jährige nach dem Spiel emotional: "300 hat man sich erträumt und erhofft. Man hat es gelesen, dass es Spieler geschafft haben und nun ist man selber einer davon. Das ist eine unglaublich schöne Zahl und ich bin sehr stolz."
Ein Gefühl, das die Freiburger Anhänger sicherlich teilen. Auch wenn Grifo sich aktuell den Top-Scorer-Platz mit Teamkollege Ritsu Doan teilt, ist er DER Leistungsträger des Teams. Schon in der Vergangenheit hatte er die Fans immer wieder dank seiner Treffer jubeln lassen.
Denn mit ihren Toren ballerten Nils Petersen und Grifo die Freiburger 2015/16 zurück in die erste Liga. Petersen gelangen beachtliche 21 Liga-Treffer, Grifo steuerte als zweitbester Torschütze wichtige 14 Tore zum Aufstieg bei. Insgesamt knipste er 94 Mal für die Breisgauer und legte 85 Treffer auf.
Grifo glänzt aber nicht nur mit seinen Toren. Spielintelligenz, Dynamik und ein Faible für ruhende Bälle - die Spielweise von Vincenzo Grifo hat ihre eigene Ästhetik. Auch hier wieder schwärmte er für italienische Legenden: "Ich war ein Fan von Alessandro Del Piero oder auch Andrea Pirlo – da habe ich mir einiges abgeschaut. Die haben schon geile Freistöße geschossen und waren für die außergewöhnlichen Dinge zuständig", erzählte der Stürmer im 'Sportbuzzer'-Interview.
Geile Freistöße schießt auch er. Und Eckbälle und Elfmeter. Seine geniale Schusstechnik mit Gefühl und Effet und gleichzeitig enormer Wucht ist sein Markenzeichen. Gleichzeitig ist er Taktgeber einer Freiburger Mannschaft, in der immer wieder auch junge Spieler angeleitet werden wollen. In Mönchengladbach und bei Hoffenheim klappte es nur mäßig, doch beim SCF hat er die perfekte Rolle für sich gefunden. Hier geben sie ihm das absolute Vertrauen.
Freiburgs Trainer-Ikone Christian Streich brachte es einst gewohnt nüchtern gegenüber dem 'kicker' auf den Punkt: "Wir sind froh, dass wir so einen Spieler bei uns haben" - fast schon eine Untertreibung.
📸 Alex Grimm - 2022 Getty Images
Aber nicht nur Grifos sportliche Attribute waren und sind der Freiburger Mannschaft extrem hilfreich, auch für die Mentalität ist Grifo extrem wichtig. Nach dem Spiel gegen Union fasste es Kollege Lucas Höler am ARD-Mikrofon zusammen: "Er ist unser Mannschaftsclown, er ist ein extrem guter Typ, mit ihm kann man Spaß haben."
Der Spaß und die Freude am Fußballspielen hält bei Grifo bis heute an. Für viele junge Kicker auf den Sportplätzen im Breisgau dürfte er deshalb ein Vorbild sein. Statt Pirlo steht nun Grifo auf dem Trikot und es werden seine Freistöße imitiert, bis die Sonne hinter den Dächern verschwindet.
📸 Mattia Ozbot - 2022 Getty Images