FCBinside.de
·18 août 2025
„Talente brauchen Vertrauen“: Khedira kritisiert Bayern wegen Karl und Co.

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·18 août 2025
Sami Khedira kritisiert den Umgang mit Talenten beim FC Bayern mit deutlichen Worten. Er sieht sogar ein strukturelles Problem.
Beim 2:1-Sieg des FC Bayern im Supercup gegen den VfB Stuttgart sorgte die späte Einwechslung von Lennart Karl für Diskussionen. Der 17-Jährige, der in der Vorbereitung mit starken Auftritten die Fans begeistert hatte, durfte erst in der 93. Minute aufs Feld. Auch Top-Talent Jonah Kusi-Asare saß die gesamte Partie auf der Bank, während Trainer Vincent Kompany stattdessen auf den erfahrenen Raphael Guerreiro setzte.
Im „Doppelpass“ bei SPORT1 nahm sich Sami Khedira diesen Umgang mit Eigengewächsen vor. „Du brauchst aber den Mut, talentierte Spieler wie Lennart Karl Stück für Stück an die erste Mannschaft heranzuführen“, erklärte der 77-malige Nationalspieler und forderte mehr Verantwortung von Kompany: „Das A und O ist, dass der Trainer diesen Talenten das Vertrauen gibt.“
Der 38-Jährige sieht in dieser Zurückhaltung sogar ein strukturelles Problem beim Rekordmeister. „Das war nie DNA des FC Bayern“, sagte Khedira und erinnerte an frühere Beispiele. „Ist Thomas Müller damals aus Überzeugung in die erste Mannschaft gekommen? Oder waren es Hermann Gerland und Louis van Gaal, die die Cojones hatten, ihn spielen zu lassen?“ Auch bei Holger Badstuber und zuletzt Aleksandar Pavlovic sei der Weg ins Team mehr durch Zufälle entstanden als durch gezielte Förderung.
Besonders Pavlovic nannte Khedira als Beleg. „Er war gar nicht geplant, sondern auf dem Abstellgleis und sollte in der Jugend weggeschickt werden. Aufgrund von Verletzungen und der gescheiterten Transferpolitik ist er dann reingekommen.“ Dabei habe er schon in der U19 herausragende Qualitäten gezeigt. „Ich kannte den Jungen als U19-Spieler und habe ihn auch dem einen oder anderen Verein vorgeschlagen, weil er einfach herausragende Qualitäten hat. Durch Zufall ist er dann in die erste Mannschaft gekommen.“
Während Khedira mehr Mut zur Förderung fordert, sieht Stefan Effenberg die Sache pragmatischer. „Es war in der Vergangenheit nie anders“, meinte der frühere FCB-Kapitän. Junge Spieler hätten es beim FC Bayern traditionell schwer, da der Erfolgsdruck enorm sei. „Sie müssen mehr Spielzeit bekommen, aber bei Bayern München ist es verdammt schwierig. Das ist ja auch nicht die Philosophie von Bayern.“
Kompany selbst reagierte nach dem Supercup auf die Debatte mit Verständnis, bat jedoch um Geduld. „Ich weiß, wie man sich fühlt in diesen Momenten. Zum Glück war ich selber ein junger Spieler auf einem guten Niveau – Champions League und so. Also, ich kenne das Gefühl.“ Bei Karl und Co. gehe es darum, die „richtigen Momente auszusuchen“. Der Belgier will den Talenten Zeit geben: „Eine Saison hat über 50 Spiele. Lasst uns einen Lennart Karl haben, der nicht nur zehn Spiele macht und dann weggeht, sondern eine Karriere bei Bayern München aufbaut.“