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·21 juin 2025
Müllern in den USA: Was Thomas Müller von Beckham lernen kann

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·21 juin 2025
Die Nachricht wabert seit Tagen bei der Klub-WM: Thomas Müller und die US-Profiliga MLS – da geht doch was! Das Gerücht, dass der ausgemusterte Bayern-Star Kandidat beim FC Los Angeles sein könnte (nicht zu verwechseln mit Los Angeles Galaxy), kam vom Ami-Klub selbst.
Trainer Steven Cherundolo befeuerte die Spekulation in aller Öffentlichkeit bei Bild: „Wer denkt, in LA geht es nur ums Wetter und Show, der irrt sich gewaltig. Wir wollen Titel gewinnen. Und Müller weiß, wie das geht.“ Aber was will Thomas Müller vom FC Hollywood im echten Hollywood?
Möglichkeiten hat er genug, sobald seine letzte Mission bei der Klub-WM beendet ist. Sein Vertrag beim FC Bayern endet mit dem Abpfiff. Und dann: Karriere-Ende oder Trainerschein, Top-Klub in Europa oder sogar das US-Abenteuer in Los Angeles?
Argumentationshilfe liefert ausgerechnet ein Ex-Profi, den man zu gerne ein einfaches Gemüt unterstellt hat: David Beckham. Von der englischen Stil-Ikone kann Thomas Müller nur lernen, wie gewinnbringend das Dollar-Land wirklich sein kann.
Beckham hatte 2007 die Schnauze voll von den Galaktischen bei Real Madrid und drängte in die damals klamme Major League Soccer (MLS). Er kappte sein eigenes Jahresgehalt um 70 Prozent auf 6,5 Mio. US-Dollar und heuerte in Kalifornien an.
Die veröffentlichte Meinung fällte schnell ein Urteil: Der Wechsel ist aus Karriere-Sicht Selbstmord. Beckham war damals ja erst 31 und noch immer voll im Saft. Warum Amerika und kein Top-Klub in Europa? Der geniale Rechtsfuß ging trotzdem zu Los Angeles Galaxy.
Er handelte einen Vertrag aus, wie ihn die Fußballwelt vorher und nachher nie mehr gesehen hat. Er bekam nicht nur Anteile an allen Umsätzen bei Trikots, Fanartikeln und Sponsoren. Der geniale Trick steckte im scheinbar Kleingedruckten.
David Beckham bekam das Recht auf einen eigenen MLS-Klub – für einen festgeschriebenen Preis von 25 Mio. Dollar. Die Option konnte er nicht sofort, aber irgendwann einlösen. Die Frage war eher: Was sollte er überhaupt mit der Klausel anfangen?
Die MLS war damals in einem desolaten Zustand. Seit der Neuausrichtung in den 90ern war das Interesse in Richtung Belanglosigkeit gerutscht. Baseball, Basketball, American Football, Eishockey – alles war den Amerikanern wichtiger als dieses „Soccer“, wie sie Fußball nennen.
Dann kam Beckham nach Los Angeles. Galaxy spürte die Wirkung seiner Ankunft sofort: Über Nacht waren 11.000 Dauerkarten vertickt. Zum ersten Heimspiel kamen 66.000 Zuschauer statt wie gewöhnlich 12.000. Die Sponsoren standen plötzlich Schlange.
Und Beckham kassierte immer mit. Auf 50 Mio. Dollar türmte sich die Jahresgage angeblich. Real Madrid hätte da niemals mithalten können. Als er Los Angeles nach fünf Jahren verließ, hatte er außerdem zwei Meistertitel gewonnen. Sein Ruf: Plötzlich galt er als Marketing-Genie.
Er kickte noch ein bisschen in Mailand und Paris und dreht dann das richtig große Ding in den USA: 2014 zog er die unterschätzte Option in seinem Vertrag – und erfand Inter Miami: den Klub, wo heute Lionel Messi spielt und der heute an der Klub-WM teilnehmen darf.
Sechs Jahre dauerte seinerzeit die Aufbauarbeit, ehe 2020 das erste Pflichtspiel stattfand. Längst war die MLS wieder zum Leben erweckt. Weil Messi nicht nach Saudi-Arabien oder Barcelona wollte, sondern zu Beckham nach Miami, explodierte die Inter-Euphorie.
Die Ticketpreise verzehnfachten sich, Social Media wuchs um 500 Prozent. Aus den 25 Mio. Dollar Investment ist längst ein Milliarden-Business geworden: Auf eine Milliarde Dollar wird der Beckham-Klub inzwischen taxiert. Das ist der Wahnsinn.
Thomas Müller muss kein Rechengenie sein, um aus diesen Zahlen herauszulesen: Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ob er das wirklich will? Zumindest wäre die Bayern-Bindung ungebrochen: Los Angeles FC ist ein offizieller Partnerklub seines FC Bayern.