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·19 juin 2025
„Mobbing“ beim FC Barcelona: Marc-Andre ter Stegen am Scheideweg

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·19 juin 2025
War was? Urlauber Marc-André ter Stegen ließ die unheilvolle Kunde aus Barcelona an sich abprallen wie einen lästigen Flatterball. Der Nationaltorwart verschickte auf Instagram einen Schnappschuss aus seinem griechischen Strandhäuschen, ein weiteres Foto zeigt seinen geliebten Milchkaffee und die Zeile: „Sonst noch was, wonach ich verlangen kann?“ Nun, noch einem offenen Gespräch mit Hansi Flick vielleicht.
Die Unterredung hatte zuletzt sogar Bundestrainer Julian Nagelsmann angemahnt. Seit Mittwoch und dem Transfer von Torwart Joan García von Espanyol zu ter Stegens FC Barcelona wäre sie wichtiger denn je: García (24), das ist in Spanien ein offenes Geheimnis, ist bei Barca als neue Nummer 1 eingeplant – und ter Stegen steht ein Jahr vor der WM auf dem Abstellgleis.
Spätestens, wenn der 33-Jährige am 13. Juli zum Auftakt der Saisonvorbereitung erscheint, soll ihm Flick reinen Wein einschenken. Die Verpflichtung von García, prophezeit das katalanische Blatt Sport, „impliziert den Weggang“ ter Stegens. Das notorisch klamme Barca will den Kapitän von der Gehaltsliste bekommen, um Geld für Neuzugänge wie García oder den auch vom FC Bayern umworbenen Nico Williams freizumachen.
Die prominente Personalie ruft in Barcelona sogar die Opposition auf den Plan. „Unser Kapitän wird vom Verein nicht korrekt behandelt“, schimpfte Präsidentschaftskandidat Victor Font, „ich finde es schlimm, dass er alles nur aus der Presse erfährt. Es ist schon Mobbing, was man mit ihm macht.“
Konkret durfte ter Stegen in den lokalen Medien lesen, dass García „seine“ Rückennummer 1 erhalten werde, oder dass er hinter dem neuen Mann, Wojciech Szczesny und zwei Talenten nur noch die Nummer 5 sei. Laut Mundo Deportivo stehe bereits fest, dass ter Stegen in der Vorbereitung keine einzige Minute spielen werde.
Doch der frühere Gladbacher, seit 2014 im Verein, gibt sich ungerührt. „Ich weiß, dass ich nächstes Jahr in Barcelona bin“, sagte er kürzlich im Lager der Nationalmannschaft und betonte: „Ich freue mich extrem auf die kommende Saison, weil wir eine tolle Mannschaft haben, die jung, dynamisch und hungrig ist.“
Das Beispiel Frenkie de Jong zeigt, dass auch Profis, die Barca vergraulen wollte, sich dort behaupten können. Zumal unklar ist, ob und wann García überhaupt eingesetzt werden kann. „Eine Sache ist es, ihn zu verpflichten“, sagte Spaniens Ligaboss Javier Tebas, „eine andere, ihn als spielberechtigt einzuschreiben.“ Dazu muss Barca die hohe Hürde des Financial Fairplay der Liga nehmen.
Andererseits kann sich ter Stegen mit Blick auf die WM kaum auf ein Pokerspiel einlassen. Wegen seines bis 2028 laufenden Vertrages könne er zwar „relativ entspannt in die Situation reingehen“, sagte Nagelsmann, er glaube aber, dass die Lage ter Stegen „beschäftigt, und das ist auch menschlich“.
Einen Ausweg böte das angeblich stark interessierte Galatasaray, wo sich schon Leroy Sané für einen WM-Platz empfehlen will. Noch winkt ter Stegen ab. „Solange ich meine Leistung bringe“, sagte er, „bin ich immer gut geschützt.“