feverpitch.de
·30 juillet 2025
Luis Díaz beim FC Bayern: Ein Restrisiko bleibt

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·30 juillet 2025
Luis Díaz ist, gar keine Frage, ein Superfußballer. Sogar der notorische kritische Bayern-Experte Didi Hamann ist überzeugt: Die Fans werden ihren neuen Stürmerstar „lieben“. Diaz hat ja eine Menge vorzuweisen. 29 Tore und 18 Torvorlagen in 103 Spielen in der Premier League: Das muss man auch beim FC Liverpool erst einmal schaffen.
Die Frage ist eine ganz andere, und nicht nur der Spiegel hat sie in der Schlagzeile gestellt: „Luis Díaz kommt für 75 Millionen Euro – aber ist er das auch wert?“ Die Antwort fällt eindeutig zweideutig aus. Nein – wenn man den Transfer des Jahres wirtschaftlich betrachtet. Ja – wenn man Sportsgeist in sich trägt und einen geilen Kicker sehen will.
Das Nein ist leicht begründbar. Diaz ist 28 Jahre alt und mit der kolportierten Ablösesumme der drittteuerste Einkauf in der Vereinsgeschichte des FC Bayern. Und hier beginnt das Problem. Sein Vertrag läuft vier Jahre mit der Option auf ein fünftes. Payback: nicht realistisch. Er wird dann die 30 durchschritten und seinen Marktwert bestenfalls halbiert haben.
Mit anderen Worten: Diaz ist kein Geschäft mit Zukunftsperspektive – er ist ein Mann für das Hier und Jetzt. Das begründet auch die Ja-Antwort: Luis Díaz verspricht Spektakel auf dem Rasen. Für den fünf Jahre jüngeren Nick Woltemade vom VfB Stuttgart wollten die Bayern keine ähnlich hohe Ablöse zahlen, obwohl der Jungnationalspieler 2030 womöglich das Doppelte wert ist.
Die Umorientierung Richtung Gegenwart verrät einiges über das Innenleben beim FC Bayern: Die Not muss so groß sein, dass keine Zeit für die Mittelfristplanung im Kader bleibt. Der Abgang von Thomas Müller und Leroy Sané, die schwere Verletzung von Jamal Musiala, die Absage von Florian Wirtz: Die Kreativ-Abteilung benötigt frisches Blut sofort.
Woltemade, so talentiert er auch ist, kann keine Verstärkung auf Knopfdruck sein. Diaz schon. Und die braucht man auch, wenn man in der Champions League endlich etwas reißen will. Man könnte nun einwenden, dass man Liverpool schon einmal einen Starstürmer abgeluchst und mit ihm eine Enttäuschung erlebt hat: Sadio Mané, wir erinnern uns.
Und auch ein anderer Kolumbianer kam mal zum FC Bayern und enttäuschte das anspruchsvolle Publikum in der Allianz-Arena auf ganzer Linie: James Rodríguez, wir erinnern uns. Die Gefahr besteht bei teuren Transfers immer. Gekauft wie gesehen: Eine Erfolgsgarantie ist im Fußball-Business ausgeschlossen. Aber was wäre die Alternative gewesen?
Dass Bayern spart und mit einem halbgaren Kader in die Saison geht? Dann lieber Mut zum Restrisiko zeigen und der Bundesliga eine Attraktion schenken. Darum: Danke, FC Bayern!