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·30 juin 2025

Leroy Sanés Abschied vom FC Bayern: Viel gescholten, wenig geliebt

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Heute ist Leroy Sanés offizieller letzter Arbeitstag beim FC Bayern – die wenigsten Fans werden ihn vermissen. Vielleicht beruht das Gefühl auf Gegenseitigkeit.

Wir schreiben das Jahr 2015: Zu diesem Zeitpunkt lebte ich noch in Jakarta und war abends bei einem Freund zu Besuch. Nach dem Essen machten wir es uns mit einem Glas Wein auf der Couch gemütlich und schalteten den Fernseher ein – Samstagabende in Indonesien waren bei mir immer reserviert für die Bundesliga.


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Ich kann mich nicht daran erinnern, welcher Spieltag oder welche konkrete Begegnung es war, die wir uns anschauten. Ich weiß nur noch, dass auf einmal ein junger Schalker Spieler über den Platz wirbelte und mit seinen Offensiv-Aktionen ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr in Bedrängnis brachte.

Sein Name? Leroy Sané, wie der Kommentator den Zuschauer*innen mitteilte; ein Spieler aus dem Schalker Nachwuchsleistungszentrum, der sich langsam aber sicher in die erste Mannschaft gespielt hatte. Und wenn man als Bayern-Fan einen vielversprechenden jungen Fußballer sieht, fragt man sich oft direkt: Wäre das nicht einer für uns?

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Leroy Sané: Erst Manchester City, dann FC Bayern

Die Antwort darauf folgte allerdings erst einige Jahre später, denn zunächst einmal wechselte Sané im August 2016 für rund 52 Millionen Euro zu Manchester City und Pep Guardiola, wo der Flügelspieler zwei Jahre später immerhin zum besten Nachwuchsspieler der Premier League gewählt wurde. Zur Saison 2020/21 kam Sané dann schließlich zum FC Bayern, und ich freute mich wie ein Kind zu Weihnachten.

Hohe Erwartungen gehen einher mit ständiger Beobachtung – und automatisch auch mit Kritik, wenn ein Spieler die Erwartungen nicht erfüllen kann. Man wollte einen neuen Arjen Robben, aber bekam ihn leider nicht. Sanés Bilanz nach fünf Jahren bei den Bayern: 223 Pflichtspiele, 61 Tore und 55 Vorlagen.

Nicht schlecht, aber nicht gut genug, um das Versprechen eines Ausnahmefußballers einzulösen, der Spiele entscheiden kann. Und dass der 29-Jährige eben nicht der Spieler war, der oft genug den Unterschied für sein Team ausmachte, wurde ihm übel genommen.

Kritik an Sané oft unverhältnismäßig beim FC Bayern

Die Kritik, der sich Sané in den vergangenen Jahren permanent aussetzen musste – von den sogenannten Fußball-Expert*innen, den Medien und vor allem in den sozialen Netzwerken – war sehr oft unverhältnismäßig. Natürlich muss ein Spieler Kritik aushalten können, vor allem, wenn diese berechtigt ist – und das war bei den wechselhaften Leistungen des Außenspielers auch durchaus der Fall.

Nun war es aber in der Regel auch so, dass diese „Kritik“ an ihm in ein fröhliches, hasserfülltes Bashing überging, das bei mir oft nur fassungsloses Kopfschütteln oder auch Wut auslöste, da sie selten sachlich blieb. Man warf ihm vor, nicht nach hinten zu arbeiten. Als er sein Defensivverhalten daraufhin änderte, wunderten sich die Kommentator*innen im Fernsehen monatelang darüber, dass Leroy Sané nach hinten arbeitete. Wenn er gute Phasen hatte, hieß es lediglich „endlich ruft er mal sein Potenzial ab“.

Durchlief der Nationalspieler eine schlechte Phase, wurden wieder die Stimmen ohrenbetäubend laut, die sich ohnehin auf ihn eingeschossen hatten: Hat keinen Bock, kann gehen, ist vollkommen überbewertet, verbreitet schlechte Stimmung in der Mannschaft, der größte Fehleinkauf aller Zeiten, arroganter Stinkstiefel, und immer wieder seine KÖRPERSPRACHE – you name it, they said it.

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Wenn sich die Fußball-Bubble in den (sozialen) Medien so sehr darüber echauffiert, dass Sané bei hochsommerlichen Temperaturen ein langärmeliges Trikot trägt, sollte sie sich vielleicht wirklich fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank hat.

Klar war ich auch oft frustriert, wenn der Flügelspieler mal wieder eine Großchance vergab, einen eklatanten Fehlpass spielte, oder sich beim Dribbling in einem Tross von Gegenspielern verrannte. Aber ist das eine Rechtfertigung dafür, von den eigenen Fans im Stadion ausgepfiffen zu werden?

Ich erinnere mich nämlich auch an Zeiten, in denen sich Sané angeschlagen mit Schambeinproblemen von Spiel zu Spiel schleppte, nicht mehr am normalen Training teilnehmen und in der Halbzeitpause nicht sitzen konnte, weil er Schmerzen hatte – und trotzdem jede Woche auf dem Platz stand. Um der Mannschaft zu helfen. Aber solche Dinge geraten schnell in Vergessenheit, da man ihnen so schlecht einen negativen Twist geben kann, und sie nicht in das vorgefertigte Bild passen, das viele von Sané haben.

Sané: Neuer Verein, neues Glück?

Nun kann der FC Bayern nicht für seinen Weggang verantwortlich gemacht werden, denn der Verein wollte ihn halten. Für (verständlicherweise) weniger Gehalt. Lange sah es danach aus, als wäre eine Vertragsverlängerung nur noch reine Formsache, es fehlten lediglich die Unterschriften.

Dass Sané dann im letzten Moment noch seinen Berater wechselte und auf einmal doch an einem Transfer interessiert war, sorgte für Unverständnis – auch bei mir. Mit 29 Jahren in eine sportlich eher unbedeutende Liga zu gehen, ist, wie jetzt schon so oft attestiert wurde, ein „Todesurteil“ für die eigene Karriere.

Was am Ende die wahren Gründe für Sanés Wechsel in die Türkei gewesen sein mögen (ich nehme an, die Wörter „Gehalt“ und „Stammplatzgarantie“ werden entscheidende Rollen dabei gespielt haben, bei Galatasaray erhält er einen Dreijahresvertrag und angeblich neun Millionen Euro netto pro Saison), ist im Grunde egal. It’s done.

Nach einer Teilzeit-Teilnahme an der diesjährigen Klub-WM ist das Kapitel FC Bayern für den Flügelspieler nun offiziell beendet. Seine letzte Aktion in Diensten des Rekordmeisters war eine vergebene Großchance gegen Flamengo. Es wird offensichtlich nicht viele Fans geben, die Sané vermissen werden. Ich würde es sehr gut verstehen, wenn dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht.

Ich gehöre aber auf jeden Fall zu denjenigen, denen er fehlen wird (seine Mitspieler übrigens auch), und die sich wünschten, man hätte ihn nicht so oft so schamlos zum Sündenbock gemacht. Mach’s gut, Leroy. Mein Tipp: Halte dich von Social Media fern. Es ist besser für den Seelenfrieden.

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