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·12 décembre 2024

Kooperation mit der SpVgg Unterhaching: FC Bayern vergrößert sein Netzwerk

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Rund acht Monate nach den ersten Spekulationen ist es seit letzter Woche endlich offiziell: Der FC Bayern und die SpVgg Unterhaching sind eine Kooperation im Nachwuchsbereich eingegangen. Wie ist dieser Schritt des FC Bayern einzuordnen? Miasanrot hat eine erste Analyse.

Vor bald einem Vierteljahrhundert ereignete sich im Raum München eine der spannendsten Meisterschaftsentscheidungen der Bundesliga-Geschichte. Bayer Leverkusen hatte dem FC Bayern in der Saison 1999/2000 wenige Spieltage vor Schluss die Tabellenführung abgenommen und sie bis zum letzten Spieltag nicht mehr hergegeben.


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Nun musste die Werkself nur noch beim Aufsteiger aus dem Münchner Vorort Unterhaching antreten und mindestens ein Unentschieden holen, um den drei Punkte entfernten FCB nicht doch noch vorbeiziehen zu lassen.

Doch es kam anders: Leverkusen verlor das Spiel tatsächlich mit 0:2, während die Bayern Werder Bremen souverän besiegten und sich doch noch den Titel sicherten. In München war man anschließend sehr dankbar für die Nachbarschaftshilfe und spendierte Weißbier und Bratwürste.

Im Jahr 2024 scheint alles etwas anders: Während Leverkusen im abgelaufenen Spieljahr nach langem Warten zum ersten Mal Deutscher Meister geworden ist, präsentieren die Bayern sich in der laufenden Bundesliga-Saison weitgehend souverän, sind aber jüngst ausgerechnet gegen Leverkusen aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Unterhaching versucht sich derweil dauerhaft in der 3. Liga zu etablieren.

Und doch bringt das Schicksal diese drei Vereine nun wieder zusammen: Denn nach einer Saison, in der Leverkusen den Bayern den Schneid abgekauft hat, soll in München nun wieder der Nachbar aus dem Vorort aushelfen.

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FC Bayern und Unterhaching: Worum geht es?

Dieses Mal können die FCB-Verantwortlichen jedoch keine Schützenhilfe im Titelkampf erwarten; stattdessen kommt es nun zu einer Kooperation im Nachwuchsbereich. Über die genauen Details gab es seitens des Vereins nicht allzu viele Informationen: In der offiziellen Bekanntmachung ist von „Sichtung, Austausch und Fördern der Talente“ die Rede.

Dazu sollen unter anderem auch regelmäßige Leistungsvergleiche zwischen Nachwuchsteams beider Vereine sowie Workshops am Campus für Mitarbeiter der SpVgg zählen. Nicht erwähnt wird hingegen eine etwaige finanzielle Zuwendung des Rekordmeisters in Richtung Unterhaching. Unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet jedoch von einer kolportierten Summe um die 10 Millionen Euro.

Inwiefern kann der FC Bayern profitieren?

Schweres Pflaster für Jugendspieler

Aus Sicht des FC Bayern lassen sich verschiedene Argumente für die getroffene Vereinbarung anführen. Zunächst sind da die speziellen Herausforderungen für FCB-Jugendspieler: Der Weg vom Nachwuchs zu den Profis ist in München bekanntlich besonders weit, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass mit Jamal Musiala und Aleksandar Pavlović bisher nur zwei Spieler den dauerhaften Durchbruch in der ersten Mannschaft geschafft haben. Wobei Musiala sehr spät aus England kam.

Eine Zwischenstation erscheint schon fast unumgänglich und hat sich in der Vergangenheit auch bei späteren Weltklassespielern wie Philipp Lahm und David Alaba bewährt. Dazu kommt, dass die eigene zweite Mannschaft nur in der semiprofessionellen Regionalliga spielt und die Spieler damit nicht einem solchen Wettbewerb ausgesetzt sind, wie es bei Unterhaching in der 3. Liga möglich ist.

Bei den Bayern hatte man in den letzten Jahren ohnehin auf den Druck verzichtet, unbedingt aufsteigen zu müssen und sich stattdessen auf die Entwicklung der Einzelspieler fokussiert. In dem Kontext dürfte es dennoch helfen, eine Alternative in der 3. Liga parat zu haben.

Räumliche Nähe

Ein weiterer Beweggrund für die Vereinbarung der Kooperation dürfte in der räumlichen Nähe Unterhachings zu München liegen. Die ausgeliehenen Spieler müssen sich nicht – wie bei Leihen sonst üblich – erst einmal in einem neuen privaten Umfeld orientieren, sondern können in München wohnhaft bleiben, was für die eigene Integration gewiss nicht hinderlich ist.

Und auch der FC Bayern profitiert insofern davon, als er weiterhin ohne großen Aufwand engen Kontakt zu den Spielern halten und sich auch regelmäßig vor Ort ein eigenes Bild machen kann.

Unterhachings Erfolge als Ausbildungsverein

Dass ausgerechnet Unterhaching für eine solche Kooperation ins Blickfeld der Münchner geraten ist, hat wohl auch mit ihrer ausgezeichneten Jugendarbeit zu tun. In der Vergangenheit hat der Verein trotz schwankenden Leistungen immer wieder Talente hervorgebracht, die später zu gestandenen Profis wurden – zuletzt Karim Adeyemi, der schließlich über Salzburg den Weg nach Dortmund fand.

Zwar ist es immer noch ein großer Unterschied, ob man sich beim FC Bayern oder einem anderen Bundesligaclub durchsetzt, allerdings werden sich die Verantwortlichen aus München im Zweifel sicherlich auch nicht beschweren, wenn sie einen soliden Kaderspieler für eine begrenzte Zeit gewinnen oder zumindest für den einen oder anderen Spieler ein paar Millionen an Transfererlösen mitnehmen, wenn er letztlich zu einem anderen Verein wechselt.

Und was hat Unterhaching von einer Kooperation mit dem FC Bayern?

Folgt man dieser Logik, könnten also auch andere Clubs hierzulande oder im Ausland von Spielern profitieren, die in München ausgebildet wurden und in Unterhaching den letzten Schliff bekommen haben. Doch was bekommt Unterhaching für diese Kooperation außer eventuell noch größere Anerkennung für ihre Jugendarbeit?

Gewiss ist der finanzielle Aspekt nicht zu unterschätzen: Zum einen läuft die Vereinskasse, wie zu vernehmen ist, nicht gerade über und angesichts ihres Vorhabens, sich in der 3. Liga zu etablieren, kommt der Spielvereinigung eine Finanzspritze sicherlich gelegen. Darüber hinaus sollen wie bereits erwähnt Unterhachinger Trainern Hospitationen beim großen Nachbarn ermöglicht werden, womit der Verein das Know-how seiner angestellten Mitarbeiter steigern kann.

Abgesehen davon erhält Unterhaching mutmaßlich regelmäßig vielversprechende Talente des FC Bayern als Verstärkung für den eigenen Kader, ohne selbst dafür auf dem Transfermarkt aktiv werden zu müssen, und hat damit einen Zugang zu Spielern, die ohne eine Kooperation zwischen den beiden Vereinen vielleicht nicht unbedingt den Schritt in den Münchner Vorort gehen würden.

Sofern dem Drittligisten ein gewisses Mitspracherecht bei der Auswahl der Talente zugestanden wird, kann er auf diese Weise vielleicht sogar den eigenen Kader punktuell an den Stellen verstärken, an denen besonderer Bedarf herrscht.

Keine Partnerschaft auf Augenhöhe

Ob der Spielvereinigung ebenjenes Mitspracherecht eingeräumt wird bzw. inwieweit das am Ende relevant ist, bleibt jedoch äußerst fraglich. Denn fest steht, dass die beiden Vereine sich in völlig unterschiedlichen Sphären bewegen und der FC Bayern als wirtschaftlich deutlich potenterer Partner letztlich am längeren Hebel sitzt.

Es lässt sich also vermuten, dass am Ende genau die Talente in Unterhaching bzw. München landen, die die FCB-Verantwortlichen hier bzw. dort gerne sehen würden, und die Spielvereinigung dann schauen muss, wie sie die neu dazugekommenen Spieler einbaut bzw. die abgewanderten ersetzt. Und dass ein dauerhafter Bankplatz für ein vielversprechendes Talent des FC Bayern bei dessen Verantwortlichen nicht gerade Jubelstürme hervorriefe, lässt sich auch schon erahnen.

Man könnte nun wie zuvor bereits angedeutet dagegenhalten, dass die Unterhachinger sich glücklich schätzen sollten, überhaupt Zugang zu solchen Spielern zu haben – doch letzten Endes ist durch die Geldflüsse aus München die Unabhängigkeit des Vereins und der sportlichen Entscheidungsträger, insbesondere des Trainers, gefährdet, was für den einen oder anderen Fan schwerer wiegen dürfte als kurzfristige sportliche Verstärkungen oder finanzielle Unterstützung.

Unterhaching als (nächstes) Farmteam des FC Bayern?

Doch auch der FC Bayern geht mit der Kooperation ein Risiko ein. Betrachtet man das Ganze nämlich im Kontext des zu Ende gehenden Jahres, in dem bereits der uruguayische Verein Racing de Montevideo übernommen wurde, drängt sich zunehmend der Eindruck auf, der Club baue sich ein Netz von kleineren Vereinen auf, die dazu dienen sollen, den Bayern frische Nachwuchsspieler zu beschaffen.

Ein solches Konstrukt erinnert im Grundgedanken an Strukturen, wie sie beispielsweise im gerade hierzulande sehr kritisch gesehenen Red-Bull-Kosmos oder der City Football Group zu finden sind. Befürworter der Kooperation könnten zwar zu Recht einwenden, dass es schon noch beträchtliche Unterschiede zwischen den erwähnten Playern und dem FC Bayern gibt (so wird Unterhaching auch in Zukunft wahrscheinlich weit davon entfernt sein, als reiner Ausbildungsverein für den großen Nachbarn zu fungieren, wie es beispielsweise der FC Liefering für RB Salzburg tut), allerdings lassen sich gewisse Parallelen kaum von der Hand weisen.

So dominiert stets ein großer Verein mehrere kleine, insofern als die kleineren sich in ein (vor allem) finanzielles Abhängigkeitsverhältnis zum großen begeben, wenn nicht sogar in dessen Besitz übergehen. Daher darf an dieser Stelle auch der Begriff Kooperation zumindest hinterfragt werden, suggeriert er doch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die es so in dieser Form nicht gibt.

Fazit: Sportlich reizvoll, vereinspolitisch nicht ohne Risiko

Wie lässt sich das Ganze also nun schlussendlich einordnen? Vor allem unterstreichen die Verantwortlichen des FC Bayern mit der Entscheidung, Unterhaching in die eigene Einflusssphäre aufzunehmen, wie ernst es ihnen mit einem stärkeren Fokus auf der Jugendarbeit ist.

Die letzten Jahre hat der FCB selbst für Münchner Verhältnisse zu wenig Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die Startelf integrieren können, und diesem Problem mit neuen Ansätzen begegnen zu wollen, erscheint daher nur nachvollziehbar. Und auch dass man hierfür als Kooperationspartner einen Verein aus der unmittelbaren Nachbarschaft gewonnen hat, könnte sich aus den genannten Gründen als besonderer Vorteil erweisen.

Ironischerweise liegt in dieser räumlichen Nähe des Partners jedoch womöglich auch das größte Risiko. Denn während die Übernahme von Racing de Montevideo hierzulande medial fast unterging, kann man sicher sein, dass die Kooperation mit Unterhaching größere Beachtung finden wird – bereits im Frühjahr wurde mehrfach an prominenter Stelle, unter anderem in der Sportschau, über entsprechende Gerüchte berichtet –, womit auch die Wahrscheinlichkeit für kritische Betrachtungen steigt.

Zwar ist das nichts, was einen Verein wie den FC Bayern grundsätzlich abschrecken wird und sollte – aber ob der Nutzen, der für den Club herausspringt, eine mögliche Unruhe in der Öffentlichkeit und besonders der Fanszene, die bereits das Südamerika-Projekt teils heftig abgelehnt hatte, am Ende aufwiegt, darf zumindest bezweifelt werden.

Im Übrigen haben die ersten Spieler bereits im Sommer die Vereinsfarben gewechselt: Während Gibson Nana Adu (16) und Maurice Krattenmacher (19) nun offiziell in München spielen (wobei sie aktuell noch ausgeliehen sind), ging es für den U17-Weltmeister Maximilian Hennig (18) in die entgegengesetzte Richtung nach Unterhaching. Es werden nicht die Letzten sein, die die neue Verbindung zwischen Großstadt und Vorort nutzen.

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