REAL TOTAL
·18 novembre 2023
Keine Wintertransfers? Real war im Sommer naiv, jetzt wäre es fahrlässig

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·18 novembre 2023
Meine Meinung zu den Verletzungen und der Kaderplanung – Foto: realmadrid.com
Man kann sich über die vielen, vielen Verletzungen aufregen, die speziell Top-Klubs wie Real, Bayern oder Barcelona betreffen, so geschehen von mir am Freitag, oder man kann sich der Situation anpassen. Mit dem Risiko planen. Denn zwar sehe ich die Schuld, oder zumindest die Verantwortung der vielen Verletzungen der letzten Jahre primär bei den Verbänden, weil, wie Carlo Ancelotti sagte „die Liga, der Verband, die FIFA und die UEFA alle ihr eigenes Ding machen wollen. Jeder will sein Ding machen. Freie Tage langweilen mich auch etwas, aber wir müssen auch mal etwas pausieren“. Aber man kommt auch nicht umhin zu sagen: Real Madrid könnte bessere Vorkehrungen treffen, besser mit dem Risiko arbeiten.
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Verletzungen gab es schon immer und wird es auch immer geben, egal ob ein Verein wie Real Madrid an sechs oder nur drei Wettbewerben beteiligt ist. Pech gehört dazu, aber mittlerweile achten Spieler – speziell einige Madrilenen wie Tchouaméni, Vinícius und Co. – noch besser auf sich, sei es Regeneration oder Ernährung. In Trainings wird kaum noch gespielt, sondern mehr auf Erholung und Video-Analysen geachtet. Und trotzdem passieren nicht nur mehr Verletzungen, sondern vor allem auch mehr schwere.
Dieses Problem alleine wird Real Madrid nicht oder kaum lösen können, wohl aber mit welchem Personal man eine Saison angeht und wie man mit diesem während dieser plant. Denn unter den 13 Blancos, die 2023/24 am häufigsten eingesetzt wurden, befinden sich aktuell fünf Verletzte. Vergangene Spielzeit gehörten Vinícius und Camavinga zu den vier Spielern mit den meisten Einsätzen, Vinícius, Courtois und Militão sammelten mit Valverde die meisten Minuten. Rotiert Carlo Ancelotti zu wenig? Spekulativ, aber durchaus ein Indiz, dass die ohnehin schon hohe Belastung auf nicht alle Spieler in gesundem Maße verteilt wird. Aber auch Ancelotti kann nur mit dem arbeiten, was er an Material hat.
Handelte es sich 2022/23 um nur 23 Profis im Kader, sind es aktuell immerhin 24 Profis, aber ebenfalls nur 21 Feldspieler dank aktuell drei statt nur zwei Torhütern. Zwar sind „Kaderleichen“ wie Jesús Vallejo, Álvaro Odriozola, Mariano Díaz und Eden Hazard weg, aber ein Platz wäre theoretisch trotzdem noch frei im Kader – in LaLiga dürfen nur 25 Profis gemeldet werden. Angekündigte Versprechen, wie dass Álvaro Rodríguez in die erste Mannschaft hochgezogen werden soll, blieben unerfüllt. Nico Paz ist der einzige Canterano, der in der laufenden Saison zu zwei Kurzeinsätzen kam.
Trotz sechs getätigter Transfers wirkt Real Madrids Kader nicht breit genug für eine Saison, in der es wie in der letzten teilweise neun oder zehn englische Wochen am Stück geben könnte. Nach dem überraschenden, aber dennoch frühen Abgang von Karim Benzema wollten die Verantwortlichen sich nicht nochmal umsehen. Auch nicht nach den beiden Kreuzbandrissen von Courtois und Militão, denn eigentlich besteht Reals Kader sogesehen nur aus 22 Profis, ehe die beiden im Frühjahr zurückkehren könnten. Aurélien Tchouaméni musste schon in der Innenverteidigung aushelfen, Jude Bellingham schon im Angriff und so weiter. Der Kader ist ordentlich auf Kante genäht und trotz des offensichtlich höheren Verletzungsrisikos findet kein Umdenken bei Real Madrid statt. Das Warten auf Endrick und einiges Tages Kylian Mbappé sowie Achraf Hakimi macht den Klub blind für kurzfristige Lösungen, Barça hat es bei den beiden Joãos vorgemacht. Und diese teilweise Blindheit, teilweise Naivität ist vermutlich auch die Prognose für das sich nähernde Wintertransferfenster, in dem sowohl Real als auch Ancelotti traditionell nicht für Transfers bekannt sind. Das riesige Vertrauen in den eigenen Kader und dadurch geringe Fluktuation hat Real in den letzten Jahren zu vielen Erfolgen geführt, aber aufgrund der geänderten Umstände war es schon im Sommer naiv, zumindest nicht noch einen Innenverteidiger oder Mittelstürmer geholt zu haben. Handelt Real jetzt auch im Winter nicht, ist es nicht mehr naiv, sondern fahrlässig (aber da wiederhole ich mich). So fahrlässig, wie manche Verbände die Gesundheit der Spieler aufs Spiel setzen.
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