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·11 mai 2024

FC Bayern in Madrid: Ein skandalöser Pfiff, der nichts verändert

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Der FC Bayern scheitert in der Champions League. Als spielentscheidend gilt dabei eine Szene, die das womöglich gar nicht war. Ein Kommentar.

Es läuft die 103. Spielminute der regulären Spielzeit. Neun Minuten sollten eigentlich “nur” draufgelegt werden, doch Szymon Marciniak gab noch fünf weitere dazu. Der FC Bayern liegt personell ausgedünnt hinten, versucht aber noch irgendwie ein Tor zur Verlängerung zu schießen.


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Doch was schreibe ich hier, wir alle haben die Szene im Kopf. Die meistdiskutierte Szene der Partie Real Madrid vs. Bayern München.

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Joshua Kimmich flankt weit auf Noussair Mazraoui (von allen Leuten), der wieder auf Thomas Müller ablegt – und ein Pfiff ertönt. Das Spiel ist unterbrochen. Alles was nun passiert – irrelevant. Müller legt auf Matthijs de Ligt, der den Seitwärtsdropkick gegen den nicht mehr reagierenden Lunin versenkt.

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FC Bayern in Madrid: Ein skandalös schlechter Pfiff

Selbstverständlich ist das ein bodenloser Pfiff. Was hat Marciniak nur geritten, in der Nachspielzeit der Nachspielzeit mitten im Strafraum abzupfeifen? Freilich begeht sein Assistent den ersten Fehler, indem er grotesker Weise zu früh die Fahne hebt. Doch in diesem Moment scheint Marciniak eine Grundregel des Fußballs zu entfallen. Abseits ist, wenn der Schiri pfeift, nicht wenn sein Assi die Fahne hebt.

In gewisser Weise ist der FC Bayern hiermit zum zweiten Mal in der laufenden Champions-League-Saison Opfer eines “Kids mistakes” geworden. In der Nachspielzeit eines K.O.-Spiels entscheidet man nicht einfach zu früh auf Abseits. Spät oder gar nicht, aber sicher nicht in die Aktion hinein.

Marciniak hat sich nicht nur für diesen Pfiff hinterher entschuldigt, er wusste bereits in der Aktion, was für einen Schlamassel er da angerichtet hat. Seine erbleichte Miene spricht Bände. Der Umstand, dass er die üppige Nachspielzeit noch verlängerte, ebenfalls.

Dieser Pfiff wird ihm mutmaßlich das EM-Eröffnungsspiel kosten und wahrscheinlich auch seine Final-Chancen. Bitter, denn der Pole ist tatsächlich ein absoluter Fachmann.

Unvergessen seine Leistung im WM-Finale 2022, das wahrscheinlich bestgepfiffene Finale der Fußballgeschichte. Ein hohes Superlativ, aber ein verdientes.

FC Bayern: Schlechte Verlierer?

Die Bayern tobten. Müller und de Ligt erinnerten entfernt an Ballack gegen Øvrebø 2009. Tuchel sprach von einer “desaströsen Entscheidung”, Max Eberl unkte sogar, dass nur der Schiedsrichter das deutsche Finale in Wembley verhindert hätte.

Eine absurde Aussage, immerhin hätte das späte Tor ein gebeuteltes Bayern nur eine Verlängerung eingebracht.

Versöhnlicher formulierte es da noch Jan-Christian Dreesen, für den sich die Entscheidung falsch anfühle, doch der auch kein schlechter Verlierer sein wollte. Ein schlechter Verlierer. Wahrscheinlich dachte er da an Karl-Heinz Rummenigge, der sieben Jahre zuvor noch an selbiger Stelle tobte, man sei “beschissen” worden.

FC Bayern bei Real Madrid: Konsequenzloser Fehler

So indiskutabel der Pfiff auch ist – und er ist indiskutabel, selbst wenn Mazraoui (und nicht de Ligt) tatsächlich im Abseits gestanden hätte, wäre Marciniaks Team nur mit einem blauen Auge davon gekommen – muss festgestellt werden, dass die Bayern hier ziemlich viel Konjunktiv betreiben.

Thomas Müller ist sich sicher, dass sich die Real-Spieler ohne den Pfiff genauso verhalten hätten, da es sich ja nur um einen Bruchteil von Sekunden handele. Sicherlich denkt er dabei nur an die Feldspieler, denn Andrij Lunin hatte völlig offensichtlich jedwede Teilhabe eingestellt.

Doch auch bei den Feldspielern ist die Situation nicht so klar, wie Bayerns führender Außenminister es skizziert.

Im oben verlinkten Video der Situation erkennt man in der 9. beziehungsweise 29. Sekunde gut, dass Antonio Rüdiger mit dem Pfiff eine völlig andere Körpersprache an den Tag legt. Sein Rücken entspannt sich zurück. Dass die Bayern einfach weitermachen, trifft ihn unvorbereitet.

Es ist diese halbe Sekunde, die ihm jedwede Intervention untersagt. Bei Éder Militão kann man ähnliches beobachten, nur verfügt er in dieser Situation ohnehin über keine rüdigeresque Körperspannung, sodass es weniger auffällt. Er ist allerdings wichtiger, denn er hätte schlussendlich de Ligts Schuss am ehesten abfangen können.

Wie dem auch sei, es ist faktisch so, dass Real von Marciniaks zu frühem Pfiff beeinflusst wurde. Dies ist keine Vermutung aus dem verschmähten Reichs des Konjunktivs, sondern eine blanke Tatsache.

Antonio Rüdiger kann den Ball abfangen

Es ist ferner sehr wahrscheinlich, dass ohne Pfiff der gut postierte Rüdiger die Ablage auf Müller, spätestens jedoch der ordentlich postierte Militão de Ligts Dropkick abfängt.

Freilich kann dann trotzdem noch viel passieren. Möglicherweise schaltet Müller doch schneller als Rüdiger und Militão fälscht unhaltbar für Lunin ab. Fußball ist ein Sport des Zufalls und des Glücks, wie sonst ist zuvor Davies’ fulminanter Sonntagsschuss mit seinem ansonst nicht existenten rechten Bein zu erklären?

Sehr, sehr viel wahrscheinlicher als nicht, hätte Real Madrid diese Situation geklärt und die Bayern wären noch eine Minute kopf- und ergebnislos angerannt.

Es ist nur zu gut verständlich, verbittert zu sein. Schließlich ist einmal mehr eine strittige Szene zu Gunsten Reals ausgelegt worden.

Auch wenn es nicht beweisbar ist, hat Thomas Tuchel wahrscheinlich sogar Recht, wenn er meint, die gleiche Spielsituation wäre niemals gegen das Heimteam gepfiffen worden. Wann eigentlich, gab es den letzten strittigen Pfiff gegen Real?

Vielleicht 2007 beim Rückspiel gegen die Bayern? In der 90. Minute wurde da Sergio Ramos ein Tor wegen vorausgegangenem Handspiels weggepfiffen? Solche alten Geschichten muss man da schon herauskramen.

Doch so skandalös schlecht dieser Pfiff Szymon Marciniaks auch war, in allerletzter Konsequenz, blieb er doch ohne eben dieser. Blieb er ohne echte Konsequenzen.

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