SV Werder Bremen
·27 décembre 2024
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·27 décembre 2024
Birte Brüggemann spricht über das zurückliegende Jahr 2024 (Foto: WERDER.DE).
Nachdem die letzte Begegnung des Jahres 2024 bestritten ist, kann die Frauen-Bundesligamannschaft des SV Werder Bremen über die Weihnachtszeit die Akkus aufladen. Vor dem Jahreswechsel hat Birte Brüggemann, Leiterin Frauen- und Mädchenfußball bei Werder, auf die vergangenen Monate zurückgeblickt und beantwortete im Jahresabschlussinterview unsere Fragen am WERDER.TV-Mikrofon.
WERDER.DE: Moin Birte, mit dem bereits ersten Spiel der Rückrunde gegen den VfL Wolfsburg ist das Fußballjahr 2024 jetzt schon wieder abgeschlossen. Mit welchem Gefühl schaust du auf das Jahr zurück?
Birte Brüggemann: Es war mal wieder ein hoch intensives, sehr langes Jahr. Beim Jahresrückblick ist ja immer die Herausforderung, dass wir von der Rückrunde der letzten Saison sprechen und von der Hinrunde dieser Saison. Die Rückrunde in diesem Jahr war, glaube ich, holpriger als die Hinrunde in der letzten Saison. Trotzdem, und das war natürlich richtig gut, haben wir die erfolgreichste Saison unserer Geschichte gespielt. Wir haben einen sehr, sehr guten siebten Platz erreicht, drei Punkte hinter Bayer Leverkusen. Damit hatten wir quasi die Hand an den Top sechs, sprich der oberen Tabellenhälfte. Und mit der Hinrunde jetzt, in der wir ja auch einen veränderten Kader haben, können wir ebenfalls sehr zufrieden sein. Sicherlich, das bringt mein Job mit sich, habe ich immer noch mal Verbesserungsvorschläge und kritische Hinweise, aber wir wollen letztendlich immer besser werden. Ansonsten glaube ich, haben wir in der gesamten Abteilung auch mit den drei anderen Mannschaften ein ganz ordentliches Jahr gehabt.
WERDER.DE:Du hast den veränderten Kader schon angesprochen. Im Sommer war bei den Werder-Frauen einiges los auf dem Transfermarkt. Wie bewertest du diese Veränderungen?
Birte Brüggemann: Für mich gibt es das Werder vor Corona und das Werder nach Corona. Im Frauenfußball sogar vor England, also vor dem internationalen Turnier und nach dem internationalen Turnier. Auch wir haben danach angesetzt und versucht, uns sukzessive, sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich, zu steigern. Die wirtschaftlichen Steigerungen durch Fernsehgelder und Vertriebsaktivitäten haben uns die Kaderplanung natürlich erleichtert. So konnten wir auf dem Markt deutlich aktiver sein. Auch schon im vorletzten Jahr. Und in dieser Saison haben wir uns sehr spezifisch umgeschaut, zum Beispiel haben wir mit Emöke Pápai und Larissa Mühlhaus zwei Top-Torjägerinnen, die in ihren Ligen jeweils Torschützenkönigin waren, verpflichtet. Mit Lara Schmidt haben wir zusätzlich eine junge, gute Innenverteidigerin geholt. Nur um ein paar Namen zu nennen, es waren ja noch weitere Neuzugänge. Wir haben in den Kader also wortwörtlich investiert, aber wir haben uns durch diese Personalveränderungen auch verbessert.
Michelle Ulbrich wechselt als erste Werderanerin zum FC Bayern München (Foto: WERDER.DE).
WERDER.DE: Wenn wir bei der Wechselthematik bleiben, haben wir jetzt in der Winterpause noch den Abgang von Michelle Ulbrich zu verbuchen, die den SVW in Richtung Bayern München verlässt. Auch wenn das für Werder natürlich ein großer Verlust ist, wie bewertest du den Wechsel? Bist du gleichzeitig auch ein bisschen stolz?
Birte Brüggemann: Ich habe letztens zu der Mannschaft gesagt, dass das ein ganz kurioser Transfer ist, weil er eigentlich überhaupt nicht zu dem Weg passt, den wir eigentlich gehen wollen. Wir wollen sportlich erfolgreicher werden, wir wollen noch mehr zur Marke werden. Und dann ist Mitch natürlich eine Ikone, eine Vorzeigespielerin mit einer kompletten bremischen Biografie. Die meisten kennen Werder Bremen ohne Michelle Ulbrich gar nicht, insofern kann man sagen, dass es verrückt ist, sie jetzt zum FC Bayern auszuleihen. Schließlich ist sie unser Leuchtturm dahinten. Aber als Bayern und Mitch mit der Anfrage auf uns zugekommen sind, war mein allererster Impuls, dass das die Chance ihres Lebens ist. Das dürfen wir ihr nicht verbauen. Es wäre brutal von uns gewesen, sie nicht ziehen zu lassen, vor allem, weil sie es selbst gerne wollte. So menschlich sind wir, auch wenn man uns sportlich für verrückt erklärt. Mitch ist damit die erste Spielern, die jetzt nach München geht, sie hat sich das absolut verdient. Ich glaube tatsächlich auch, dass da viel mehr drin ist. Ich schiele immer in Richtung Nationalmannschaft, weil es dort auf der Position ja auch noch Probleme gibt. Deshalb haben wir sowohl ein lachendes Auge als sicherlich auch ein weinendes. Michelle Ulbrich nicht mehr in unserem Kader zu haben, ist ein sehr spezielles Gefühl, für alle glaube ich.
WERDER.DE: In dieser Hinrunde gab es bereits ein paar Highlights, unter anderem das Stadionspiel im Oktober. Welche Erinnerungen hast du daran? Es gab ja auch wieder eine neue Rekordkulisse mit knapp 23.000 Zuschauer*innen.
Birte Brüggemann: Das Stadionspiel ist nicht nur für mich immer hoch emotional. Das ist jetzt das das dritte Spiel mit einem mega Publikum und einer großartigen Atmosphäre gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes also ein Highlightspiel. Eigentlich war es auch ein Stück weit ein Event. Wir bekommen wahnsinnig viel Feedback, dass es ganz anders als bei den Männern ist, familienfreundlicher. Hier können wir mit den Kindern hingehen. Also ist es auch ein ganz anderes Publikum und insofern war das mal wieder ein toller Tag. Zum Glück haben wir auch noch das Unentschieden erzielt. Und ich glaube, das "Highlightspiel" ist eben auch für alle ein Highlight.
WERDER.DE: Wenn du schon mal ein bisschen vorausblickst in das neue Jahr, was wünschst du dir für den SV Werder Bremen und mit welchen Zielen gehst du in das Jahr 2025?
Birte Brüggemann: Teil meines Jobs ist es, immer eine gewisse Sachlichkeit wieder reinzubekommen. Wir müssen uns weiterentwickeln. Wir sind professioneller geworden, aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir noch das ein oder andere Strukturthema haben. Ein großer Schwerpunkt muss jetzt sein, dass wir den Nachwuchsbereich nochmal überarbeiten. Wir müssen uns mit dem Thema Internat auseinandersetzen und wie wir es schaffen, unsere Talente zu halten und sie weiter gut auszubilden. Das ist wichtig, um in Zukunft nachhaltig erfolgreich zu sein. Gute Spielerinnen zu haben, heißt auch, gute Spielerinnen zu verlieren. Es gibt nichts Schöneres, als Stars selbst zu formen und nicht zu kaufen. Wenn wir Talente haben, ausbilden und halten können. Und wenn sie dann irgendwann weggehen, dann sind das die Geschichten, die wir auch wollen. Wenn wir dann tatsächlich auch noch ein wenig Geld damit verdienen, ist es noch schöner. Und in diesem Bereich haben wir tatsächlich noch Strukturdefizite. Das wird für meine Abteilung eine Herausforderung. Für die erste Frauenmannschaft hoffen wir auf eine gute und verletzungsfreie Rückrunde.
Das ganze Jahresabschluss-Interview mit Birte Brüggemann findet ihr auf WERDER.TV. Die Abteilungsleiterin spricht dabei u.a. über den Pokalwettbewerb, die Entwicklung des Frauenfußballs und weshalb sich für sie mit dem Gewinn des Tor des Monats von Sophie Weidauer ein Kreis schließt.