
Vertikalpass
·26 avril 2025
Es lässt sich nicht mehr mit Glück und Pech erklären

In partnership with
Yahoo sportsVertikalpass
·26 avril 2025
Die sechste Heimniederlage in Folge, eine unterirdische Rückrunde: Würde der Trainer Markus Weinzierl, Tayfun Korkut, Jürgen Kramny oder Bruno Labbadia heißen, gäbe es eine veritable Trainerdiskussion. Das ist zu Recht nicht so. Warum?
Weil Sebastian Hoeneß besondere Qualitäten hat, die er bereits nachgewiesen hat. Und weil der VfB im Pokalfinale steht und das euphorisierend wirkt. Weil der Gedanke an Berlin vieles überstrahlt, was aktuell im Tagesgeschäft Bundesliga falsch läuft. Weil das Vertrauen in Hoeneß groß ist. Und weil die vergangene Saison so erfolgreich war, dass sie noch heute nachwirkt. Doch genau das kann zum Problem werden. Denn der Blick auf die Vizemeisterschaft verhindert womöglich, die vielen offensichtlichen Probleme anzugehen.
Muster wiederholen sich – und keiner unterbricht sie.
Die Spielverläufe ähneln sich. Die Mannschaft wirkt gegen Ende vieler Spiele ausgebrannt, körperlich und mental. In der Abwehr fehlen Abstimmung und Führung, vorne die letzte Konsequenz, dazwischen oft die Struktur. Spieler, die noch vor wenigen Monaten aufblühten, wirken gehemmt, verunsichert, teilweise regelrecht blockiert. Die beispiellose Negativserie des VfB ist keine Verkettung unglücklicher Umstände mehr – sondern ein Muster:
Weiter kein Bundesliga-Heimsieg seit dem 18. Januar gegen Freiburg(!), erneut ein spätes Tor: Es sind strukturelle Probleme, die Hoeneß nicht gelöst bekommt. Ja, Pech: Riesenchance Ermedin Demirovic, Latte Nick Woltemade, Pfosten Deniz Undav. Ja, Heidenheim hat Spielglück: beim Siegtreffer eine überragende Szene von Mathias Honsak – der allerdings auch eine fast schon hilflose Verteidigung voraus ging. Aber bei einer solchen Serie und der schlechten Punkteausbeute in der Rückrunde lässt es sich nicht mehr mit Pech, Spielglück, besonderen Spielverläufen und „speziellen Geschichten“ erklären.
Die Heidenheimer können furchterregend sein und zu “Bärenkämpfern” werden, die sich im Kampf in Raserei versetzen und sich durch nichts aufhalten lassen, um ihr Tor zu verteidigen. Aber auch wenn der Eindruck eines Scheibenschießens gegen Ende des Spiels entstand: Es war lange ein zähes Spiel, in dem der VfB meistens ideenlos auftrat. Umso wichtiger ist es, seine wenigen Chancen zu nutzen.
Überraschend, dass Nick Woltemade nicht in der Startelf stand. Hier macht er fast alles richtig. Nur die Latte verhindert das Tor.
„Wir zeigen von Woche zu Woche, dass wir richtig gut sind“, sagte Demirovic nach dem Spiel und verkennt die Situation und die Qualität von sich und seinen Kollegen. So eine negative Serie ist neben strukturellen Problemen auch eine Frage der fehlenden Qualität. Die nicht generell fehlt, sondern die man nicht auf den Platz bekommt. In der richtigen Situation, zum richtigen Zeitpunkt. Besonders ärgerlich, dass es die Mannschaft ganz sicher deutlich besser kann. Vielleicht meint es Demirovic so.
„Wir spielen gut“, stellte Hoeneß fest. So etwas Ähnliches sagt der Trainer Woche für Woche. Aber es scheint so, als ob es nicht gut genug wäre, denn sonst hätte der VfB mehr Punkte. “Fußball ist manchmal nicht zu erklären“, sagte Hoeneß weiter mit Blick auf die Niederlage gegen Heidenheim. Aber der Blick sollte weiter gehen: Nicht das einzelne Spiel ist das Problem. Problem ist, dass sich diese Spiele wiederholen, ohne dass sich etwas ändert. Die Hoffnung, dass „sich der Knoten lösen wird“, scheint zu wenig zu sein.
“Es ist tough gerade“, ist sich Hoeneß der schwierigen Situation natürlich bewusst. Alle sind verzweifelt: Spieler, Trainer, Management, Fans. Aber das Schöne in Stuttgart ist: Keiner verliert der Nerven, alle unterstützen sich. Es bleibt ruhig in Stuttgart. Aber womöglich ist es im Moment zu ruhig.
Zum Weiterlesen: Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet das Gerangel der letzten drei in der Tabelle als „Meisterschaft der kleinen Leute“, weil immer mehr Teams alles unternehmen, um ins obere Mittelfeld zu kommen.
Bilder: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
Direct
Direct
Direct
Direct