Enthüllt: Das geheime Geheimnis hinter Real Madrids absurdem Erfolg | OneFootball

Julian Heun verrät das geheime Geheimnis von Real – Foto: JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images

Ein hoher Rückstand und nur noch wenige Minuten zu spielen, nur noch ein gelernter Innenverteidiger im Kader oder eine 100-Minuten-Belagerung durch Manchester City – es gibt keine Unheilssituation, die Real Madrid nicht schon gedreht hätte. Und langsam wird es etwas gruselig. Das kann doch nicht sein. Wie machen die das? Es wird viel geschrieben und „getiktokt“. Es sei „der Geist von Real Madrid”, es sei „der Zauber des Wappens mit der Krone” oder einfach die „Magie der Freundschaft”. Nun, da ich – wie jeder gute Fan – die Weisheit mit Löffeln gefressen habe, kenne ich das Geheimnis natürlich und entblöße es euch gern. Also, Ohren gespitzt, liebe Zauberlehrlinge und Laptoptrainer!

Hinter den 14,5 Champions-League-Titeln steckt nicht eines, sondern eine Vielzahl an magischer Details, die gemeinsam einen Strudel of Awesome ergeben. Here we go:

Es ist die beschleunigende Aerodynamik der perfekten Hairlines der Frisuren, die im Friseursalon Camavinga Cuts geschnitten wurden. Sebastiao Camavinga, der größere Bruder von Eduardo Camavinga, schneidet dort gefühlt dem halben Kader die Haare und so sind sie messbar 0,03 Sekunden schneller im Tempogegenstoß. Wissen die Wenigsten.

Es ist der irre Blick von Toni Rüdiger. Als Toni Erling Haarland im Strafraum zu tief in die Augen schaut, springt ein alter, Neuköllner Voodozauber auf Erling über. Erling hört plötzlich eine Stimme im Kopf, die nur kennt, wer zu lange U8 gefahren ist. Und schon bittet er Pep tatsächlich darum ausgewechselt zu werden – kurz vor dem Elfmeterschießen. Toni lächelt ehrlich und breit und man sieht: er ist gar nicht irre. Aber Erling Haaland schaut verstört auf den Boden und fehlt auch im nächsten Spiel.

Es sind die wilden Transfergerüchte um gefühlt jeden Spieler über 30 Millionen Marktwert, Real Madrid würde ihn beobachten. Die Gerüchte, die wie Fledermäuse auf Monster Energy hektisch um Real Madrid flattern und alle anderen verrückt machen, außer Florentino Pérez, denn er weiß, dass nichts dran ist. Fast nichts. Zwinkersmiley.

Es ist das betörend gute Aussehen von Jude Bellingham. Wir wollen hier gerne zumindest etwas sachlich bleiben, aber warum lächelt er uns dann durch die Kamera so an?! Mach nicht diese mit uns, Jude!

Es sind Toni Kroos’ Tattoos. Du stehst der Greifswalder Passmaschine gegenüber und plötzlich entdeckst du auf seinem Unterarm ein bizarres Bild von einem Kind mit Sonnenbrille, etwas spooky. Du drehst dich weg, aber auf dem anderen Arm blickt dich noch ein Kind an, seltsam verschwommen und in (!) seinem Kopf scheint eine riesige Uhr zu sein. Was zum… Aber Kroos dreht auf und – zack – hat er diagonal das mühsame Pressing deiner Mannschaft überspielt und Vini rast blinkend auf das Tor zu als sei er bei Mario Kart über alle Sterne gefahren. Kleiner Lupfer. Anschlusstreffer.

Über Julian Heun

Julian Heun ist Poetry Slammer, Autor, Feingeist (Web, Facebook, Instagram). Und: Madridista! Aus Berlin kommend, in der Welt zu Hause, schreibt er bei REAL TOTAL, was den Madridismo beschäftigt und ihm Tränen bereitet – gute wie schlechte. Eine (nicht ganz regelmäßige) Kolumne über die Königlichen: HEUN TOTAL.

Es ist brachiale Geschwindigkeit, aber auch epische Ruhe von Don Carlo Ancelotti. Xavi tritt gegen Fernsehkameras, Jürgen Klopp schreit bis zum Tomatenkopf, Carlo Ancelotti nimmt zum Jubel über den Sieg im Elfmeterschießen gegen City nicht mal die Hand aus der Jacke. Die linke Hand ist immer in der Hüfte. Denn wie die Bewegung eines Zauberstabs so überträgt ausschließlich Carlos rechte Hand die Befehle als Geste in das Spiel. Muggel wie wir werden die Rituale des großen Magiers nicht verstehen können. Darauf erstmal drei Kaugummis!

Die ritualisierte Gleichförmigkeit seiner Gesten und Kleidung vollzieht er wie eine große Meditation über Fußball und Stil. Es ist die immergleiche, formschöne Routine seiner perfekt geschneiderten Dreiteiler. Auf jedem existierenden Foto trägt Don Carlo diese Dreiteiler – Hose, Jackett, Weste – fast immer schwarz, maximal tiefes Dunkelblau. Vor großen Auswärtsspielen trägt Carlo Ancelotti im Hotel vermutlich einen Schlafanzug-Dreiteiler, der genau so aussieht nur aus Frottee. Im Hotelpool das gleiche Neopren. Wenn Rodrygo nicht schlafen kann, weil ihm Luca Modrić wieder Gruselgeschichten über die Jeans von Rafa Benítez erzählt hat, schaut Don Carlo in seinem Schlafanzug-Dreiteiler durch die Tür und schon schläft Rodrygo tief. Don Carlo ist so ruhig, dass er immer wieder vergisst, rechtzeitig zu wechseln. Aber calma, calma! Da ist ja schon der Ausgleichstreffer.

Und, es ist wirklich die Magie der Freundschaft. Trainingsvideos und private Instagramclips der Blancos sprühen nur so vor Leichtfüßigkeit. Valverde tanzt mit Arda Gülers Onkels türkische Tänze um seinen Pool, Tchouaméni und Camavinga spielen ein Klavierduo, irgendwer trägt irgendwen durch die Gegend und Toni Rüdiger tut Toni-Rüdiger-Dinge. Ich glaube, nächste Saison sehen wir Mbappé mit einem Furzkissen. Völlig losgelöst kabbeln die Spieler miteinander, wenn es nicht wieder mal ein Top-Team zu besiegen gilt. Der Übergang von Weltklassespielern bei Hochleistung zu ein paar Jungs auf Klassenfahrt kann ein Sekundenbruchteil sein. Und diese Freiheit, wie auch die spielerische Freiheit, die Sir Lord Superfürst Carlo Ancelotti den Spielern gönnt, lässt sie wirklich aufblühen und das sein, was sie sind: ein paar Freunde, die gemeinsam richtig viel Spaß haben. Trotzdem ist zu jedem Moment klar: Wenn ernst ist, ist richtig ernst. Wenn eine Schippe draufgelegt werden muss, zieht Don Carlo nur minimal die Augenbraue noch höher, jeder geht einen Schritt mehr und Carvajal haut die Flanke rein. Kopfball. Siegtor. Magic.

Und der Rest, der Rest sind natürlich bestochene Schiedsrichter. Ist doch klar.