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·3 février 2025
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Eine Szene, an die sich viele Fußballfans wohl noch zu gut erinnern: Bei der Siegerehrung der Frauen-WM 2023 hatte sich Spanien gerade zum ersten Mal den Titel als Weltmeisterinnen erspielt. Aber das Gold wurde schnell von einem Übergriff des spanischen Verbandschefs Luis Rubiales überschattet. Rubiales küsste die Stürmerin Jennifer "Jenni" Hermoso auf den Mund - gegen ihren Willen, wie sich später herausstellte.
Nun, am 13. Februar, begann der Prozess in Madrid gegen Rubiales, im Juli war er angeklagt worden. Jenni Hermoso hat bereits ausgesagt. Hermoso sagte zunächst kurz nach dem Vorfall, es habe ihr nicht gefallen, aber am Ende würde es wohl eine Anekdote bleiben, und Konsequenzen ausbleiben. Das Gegenteil war der Fall: Der Übergriff von Rubiales wurde zu einem handfesten Skandal im spanischen Fußball.
Verhandelt wird nun bis zum 19. Februar, danach wird zeitnah ein Urteil folgen. Hermosos Seite, also die Staatsanwaltschaft, fordert zweieinhalb Jahre Haft für den ehemaligen Präsidenten der RFEF (Real Federación Española de Fútbol, spanischer Fußballverband).
Jenni Hermoso sagte zu Prozessbeginn aus und bekräftigte ihren Vorwurf, der Kuss sei alles andere als einvernehmlich gewesen: "Hätte er mich gefragt, dann hätte ich Nein gesagt." Einer der glücklichsten Tage ihres Lebens sei damit überschattet worden. In dem Moment sei sie zu überrascht gewesen, um direkt zu reagieren. "Ekelhaft" und "respektlos" sei der Übergriff gewesen.
Aber in dem Prozess geht es noch um weit mehr als den Vorfall bei der Siegerehrung. Denn neben Luis Rubiales sind auch Ex-Nationaltrainer Jorge Vilda sowie der frühere RFEF-Sportdirektor und Marketingchef angeklagt. Den drei Männern wird vorgeworfen, Hermoso nach der Tat eingeschüchtert zu haben.
Am Tag nach der Siegerehrung wurde Hermoso in einem RFEF-Statement zitiert, in dem sie das Geschehene als einvernehmliche, nicht weiter wichtige Geste bezeichnet. Bald stellte sich heraus, dass Hermoso das nie so gesagt hatte, und nicht zur Veröffentlichung zugestimmt hatte. Der Verband drohte, sie zu verklagen, wenn sie weiter "Lügen" verbreiten würde. Auch ein Video mit Rubiales sollte sie aufnehmen. Nationaltrainer Vilda drohte ihr mit Konsequenzen für ihre Karriere.
Luis Rubiales beschimpfte währenddessen seine Kritiker als "Idioten" und "Dummköpfe", und sah sich als Opfer einer Verschwörung. Zu einer der absurden Anekdoten des Falls gehört, dass seine Mutter aus Protest gegen die "Hetzjagd" gegen ihren Sohn in den Hungerstreik trat.
Der 47-Jährige weigerte sich zunächst wochenlang trotz lauter Forderungen, sein Amt als Präsident abzutreten, aber tat es schließlich doch. Auch Nationaltrainer Jorge Vilda, gegen den es vor der WM schon umfangreiche Vorwürfe gab, trat zurück.
Rubiales wurde anschließend von der FIFA und dem spanischen Sportgerichtshof für drei Jahre gesperrt - auch, weil er sich während des Finales neben der spanischen Königin und deren sechzehnjähriger Tochter in den Schritt fasste.
In einem ähnlichen Fall in Spanien, als ein Mann eine Frau gegen ihren Willen küsste, wurde eine Haftstrafe von anderthalb Jahren angesetzt. Bei Strafen unter zwei Jahren kommen die Verurteilten aber gewöhnlich auf Bewährung frei. Für die restlichen drei Angeklagten werden anderthalb Jahre Haft gefordert.
Hermoso, die Rekordtorschützin von "La Roja" eine der bekanntesten Spielerinnen in Spanien ist, reiste extra für den Prozess aus Mexiko an. Dort spielt sie für den Verein Tigres. Auch weitere Nationalspielerinnen wie Alexia Putellas und Irene Paredes werden in dem Prozess aussagen.
Luis Rubiales bestreitet weiter alle Vorwürfe. Gegen ihn wird aktuell auch wegen Korruptionsvorwürfen während seiner fünfjährigen Amtszeit als RFEF-Präsident ermittelt. Ein Prozess steht hier noch aus.