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·5 mai 2025
Dortmund top – oder machen wir uns wieder mal alle nur was vor?

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·5 mai 2025
„Gala gegen Wolfsburg“, „Richtiger Weg“ und „Champions League plötzlich doch möglich!“ Überall bejubeln sie den BVB, weil er seit vier Wochen nicht mehr verloren hat. Alles scheint machbar, seit sogar Julian Brandt kürzlich ein gutes Spiel gemacht hat.
Aber machen wir uns da nicht vielleicht wieder mal alle was vor?
Die Fakten: Nach einer Dauerkrise hat sich Dortmund unter dem neuen Trainer Niko Kovac von Platz elf in Champions-League-Nähe hochgearbeitet. Die Mannschaft ist seit sechs Bundesliga-Spielen unbesiegt, hat beim FC Bayern 2:2 gespielt. Am Samstag fertigte sie den VfL Wolfsburg mit 4:0 ab und gewann damit das vierte Bundesligaspiel in Folge.
Platz 5! Den BVB-Fans gefällt das. Endlich wird ihnen wieder etwas geboten, das halbwegs nach Fußball aussieht.
Ich selbst werde aber aus Prinzip und Erfahrung skeptisch, wenn der BVB gut spielt.
Wir alle wissen doch, wie das in Dortmund läuft: Sobald erste Lobeshymnen zu hören sind, dauert es nicht mehr lange, und der BVB klingt wieder so harmonisch wie ein Klavier, das aus dem 17. Stock geschmissen wurde und unten aufschlägt.
Die alternativen Fakten: Die Dortmunder haben in den vergangenen vier Spielen in der Königsklasse einen FC Barcelona besiegt, der sie zuvor 4:0 demontiert hatte und eh schon eine Runde weiter war, und dann hintereinander gegen die größten Krisenklubs der Liga gewonnen: Gladbach (kickt von Woche zu Woche schlechter), Hoffenheim (ein Sieg aus den vergangenen acht Spielen), Wolfsburg (sechs der letzten sieben Begegnungen und gestern Trainer Hasenhüttl verloren).
Lügen sich die BVB-Optimisten was in die Tasche?
Die Bild-Zeitung erklärte gestern präventiv Kovac zur Nummer zwei in der Kategorie „Trainer der Saison“ hinter Frankfurts Dino Toppmöller. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Sogar Marco Rose schaffte es mal beim BVB, zehn von zwölf aufeinanderfolgenden Pflichtspielen zu gewinnen.
Wir wissen alle, wir DAS ausging – Rose verblühte.
Machen wir uns nichts vor: Sogar beim anzeigetafelschönen 4:0 gegen Wolfsburg boten die Dortmunder die meiste Zeit wenig Glanzvolles – aber irgendwann konnten sie nicht mehr anders, weil Wolfsburg von schlecht auf noch schlechter umschaltete.
Meine einzige Erklärung dafür, dass VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl so spät seine Papiere bekommen hat: Die Klubführung muss sie per DPD losgeschickt haben.
Zum Schluss, nicht vergessen: Dortmund hat den Quotenbringer schlechthin – Serhou Guirassy. Der Topstürmer macht zurzeit aus jedem Atemzug eines Fans ein Tor – 32 Treffer in 43 Pflichtspielen. Ohne ihn würde der BVB gerade nach Kiel und Hoffenheim schielen.
Bin ich zu negativ? Kann schon sein. Wir werden sehen.
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