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·6 mars 2025

Der „Abstieg“ in Wolfsburg

Image de l'article :Der „Abstieg“ in Wolfsburg

Als der FC St. Pauli 2011 in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg antrat, war nach Spielende der Abstieg gefühlt besiegelt – wie konnte es damals so weit kommen?(Titelfoto: Joern Pollex/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Am 16. April 2011 war der FC St. Pauli zuletzt beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga zu Gast. Zwar stand am Ende endlich mal wieder ein Punktgewinn, doch geholfen hat das dem FCSP nicht. Vielmehr fühlte sich das 2:2 wie eine herbe Niederlage an, auch wenn dieser Punkt eine absolute Ausnahme im ansonsten desolaten letzten Saisondrittels des FC St. Pauli war.


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Absturz nach dem Derbysieg

Genau zwei Monate vorher sah das alles noch ganz anders aus: Was am 16. Februar 2011 passierte, dürfte vielen FCSP-Fans noch in bester Erinnerung sein. Der FC St. Pauli gewann damals das Derby mit 1:0 und feierte damit nicht nur die Stadtmeisterschaft, sondern setzte auch eine starke Serie fort. Denn durch diesen Erfolg war das Team mit satten elf Punkten aus fünf Spielen ins Fußballjahr 2011 gestartet. Die Vorzeichen und die Tabellensituation sahen für den Rest der Saison ziemlich rosig aus.

Doch der elfte Tabellenplatz des FC St. Pauli nach 22 Spieltagen war trügerisch. Weil der Abstand nach unten keineswegs Anlass zur Entspannung bot, der Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz betrug nur fünf Zähler. Und weil die Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt ziemlich prominent war: Mönchengladbach, Stuttgart, Wolfsburg, Frankfurt, Kaiserslautern, Köln und Bremen standen nach 22 Spieltagen hinter dem FCSP – das sind damals wie heute (mit Ausnahme des FCK) alles andere als klare Abstiegskandidaten gewesen.

Weil den FC St. Pauli dann spätestens nach dem Derby zudem auch noch eine ziemlich heftige Verletzungswelle ereilte (Mit Fabio Morena, Bastian Ozcipka und Carlos Zambrano erlitten gleich drei wichtige Defensivspieler schwere Verletzungen, sodass für sie die Saison bereits beendet war) und dann auch noch eine Reihe äußerst unglücklicher Spielverläufe hinzukamen, ging es fortan in der Tabelle steil bergab. Nach dem Derbysieg gab es sieben Niederlagen in Folge. Vor der Partie in Wolfsburg war der FC St. Pauli bereits bis auf Platz 17 in der Tabelle durchgereicht worden.

Stanislawski verkündet Abschied

Als wären Verletzungen, Tabellensituation und das Anfang April abgebrochene Spiel gegen Schalke 04 nicht bereits genug gewesen, platzte dann kurz vor dem 30. Spieltag in Wolfsburg auch noch die Bombe in der Causa Holger Stanislawski: Denn in den Tagen vor dem Spiel wurde erklärt, dass der doppelte Aufstiegstrainer den FC St. Pauli im Sommer verlassen wird. Ein Zusammenhang mit dem für den Sommer angekündigten Trainerwechsel in (ausgerechnet!) Hoffenheim war direkt erkennbar, dass dieser Wechsel in dieser wichtigen Saisonphase publik wurde, mindestens unglücklich.

Wie wichtig diese Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC St. Pauli war, zeigt auch die Tabelle vor der Partie: Die Clubs standen punktgleich auf den Plätzen 16 und 17. Der VfB Stuttgart auf Platz 15 war nur zwei Punkte entfernt. Für Wolfsburg, die zwei Jahre zuvor noch die deutsche Meisterschaft gefeiert hatten, ist das natürlich viel zu wenig gewesen. Das Team war gespickt mit namhaften Akteuren: Mandzukic und Grafite im Angriff, Diego und Josue im Mittelfeld, Friedrich in der Innenverteidigung, Benaglio im Tor und dazu Felix Magath (mit Bernd Hollerbach und Pierre Littbarski als Co-Trainern) auf der Trainerbank. Für Meistertrainer Magath war es eine Rückkehr, nachdem Steve McClaren und Littbarski (ja, der wurde dann wieder Co-Trainer) ihren Stuhl während der Saison räumen mussten.

St. Pauli vergibt, Wolfsburg trifft aus Abseitsposition

Die Partie lief dann wie ein Kurzspielfilm der Saison des FC St. Pauli: Das Team hatte viele Chancen, zwölf Abschlüsse in der ersten Halbzeit, konnte aber keine davon nutzen. Unter anderem brachte Charles Takyi das Kunststück fertig, aus wenigen Metern das leere Tor nicht zu treffen. Wie es das Fußballgesetz in solchen Situationen so will, fiel der Treffer dann auf der Gegenseite: Benaglios Abschlag wurde von Boll unfreiwillig verlängert und irgendwie gelangte der Ball zu Mandzukic, der zur Führung der Wolfsburger traf. Zu allem Überfluss hätte dieser Treffer aufgrund einer Abseitsposition des Wolfsburger Stürmers nicht zählen dürfen. Schöne Scheiße.

Doch der FC St. Pauli kam zurück in diese Partie – und wie! Nach einer Stunde Spielzeit legte Takyi für Gerald Asamoah auf, der mit Übersicht noch den gerade erst eingewechselten Deniz Naki ins Boot holte. Der ließ sich nicht lange bitten und erzielte den Ausgleich. Es kam noch besser: In der 78. Minute fing Dennis Daube einen Pass im Mittelfeld ab und bediente direkt Matthias Lehmann, der zur verdienten FCSP-Führung einschob. Die überlebenswichtigen drei Punkte waren zum Greifen nah.

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Was eine Zeitreise! Markus Thorandt im Zweikampf mit Grafite, Fabian Boll, Charles Takyi und Diego schauen zu.

// (Joern Pollex/Bongarts/Getty Images)

Jan Polak trifft ins Herz des FC St. Pauli

Die Wolfsburger gingen nun „All in“ – direkt nach dem Rückstand warf das Heimteam wirklich alles nach vorne, der FC St. Pauli zog sich entsprechend tief zurück. Es folgten einige recht wilde Szenen im FCSP-Strafraum. In der 88. Minute gab es dann eine Wolfsburger Ecke und sie dürfte eine der Mütter der „Gegentor nach Ecke“-Mystik sein. Jedenfalls traf Jan Polak in der 88. Minute ins Tor des FC St. Pauli und auch noch woanders hin. Keine drei Punkte, nur einer. Zu wenig im Abstiegskampf, zumal der VfB Stuttgart zeitgleich in Köln gewann und damit den Abstand zum rettenden Ufer vergrößerte.

Doch Polak traf zusätzlich auch noch ins Herz des FC St. Pauli – denn gefühlt war dieses Unentschieden der Sargnagel, der Abstieg besiegelt. Dabei waren noch vier Spiele offen und der Rückstand betrug „nur“ vier Punkte. Doch der Abstand zu Platz 15, selbst das Erreichen der Abstiegsrelegation (den Platz also, den der VfL Wolfsburg punktgleich belegte) schien in diesem Moment in zu weiter Ferne zu sein. Nach sieben Niederlagen in Folge und dem unglücklichen Unentschieden, der Verletzungsmisere, dem Spielabbruch gegen Schalke und dem angekündigten Abschied von Stanislawski lag die Saison des FC St. Pauli bereits vier Spiele vor dem Ende in Scherben. Es fehlte die Überzeugung. In die Relegation schaffte es letztendlich Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt stieg zusammen mit dem FC St. Pauli, der die letzten vier Saisonspiele verlor, in die zweite Liga ab.

Mann ey, so ein Scheißgefühl damals. Gar kein Bock, sowas wieder mitmachen zu müssen. Damit das nicht passiert, wäre vermutlich sogar ein unglückliches 2:2 in Wolfsburg hilfreich, wenn man dort schon nicht gewinnen kann. Allein schon für die eigene Überzeugung. Denn wie wenig man davon haben kann, wenn man erstmal längere Zeit keine Erfolge einfährt, hat die Saison 10/11 gezeigt, als man in einer kritischen, aber keineswegs ausweglosen Situation bereits das Gefühl hatte, der Abstieg wäre besiegelt.Dieses Mal nicht, FC St. Pauli!// Tim

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