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·5 juillet 2025

Bernd Schuster: Querkopf mit goldenem Fuß

Image de l'article :Bernd Schuster: Querkopf mit goldenem Fuß

Er war ein fußballerisches Genie. Spielmacher, Taktgeber, Regisseur. Das Herz seiner Mannschaften. Aber gleichzeitig auch ein Störfaktor. Denn sich anzupassen, das kam für Bernd Schuster nie in Frage. Denn er war eigen, unbeugsam, aber eben auch genial.

“Ich habe nie das gemacht, was andere gemacht haben”, diesen Satz hat er mal selbst über sich gesagt. Und man muss ihn nicht lange kennen, um ihm zu glauben. Bernd Schuster war keiner, der gefallen wollte. Sondern einer, der für sich einstand. Oft unbequem. Selten diplomatisch. Aber stets mit Überzeugung. Schon mit 18, als er beim 1. FC Köln in einer Mannschaft voller Nationalspieler zum Stamm- und Führungsspieler wurde. Und erst recht mit 20, als er als Spielmacher das DFB-Team 1980 in Italien zum EM-Titel führte.


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Es war der Durchbruch eines Hochbegabten. Technisch brillant, mit Auge, Passgenauigkeit und Wucht im Schuss. Schuster war kein Virtuose am Ball wie Diego Maradona, kein Dynamiker wie Lothar Matthäus – sondern spielte eher wie ein Architekt. Er war ein Stratege, der Spielzüge antizipieren und millimetergenau durchführen konnte – nicht immer nur nach Textbuch.

Schuster machte fast alles anders

Schuster sperrte sich in allem vertrauten und ausgelatschten Wegen. Auch, weil er es konnte. Und weil er dabei eine Frau an seiner Seite hatte, die es ihm ermöglichte. Gaby, sechs Jahre älter, Kosmetikerin, später seine Ehefrau – aber vor allem: seine Managerin. In den 1980er Jahren ein absolutes Unikat. Aber auch ein Konventionsbruch.

Eine Frau, die am Verhandlungstisch ausschließlich männlichen Managern, Funktionären und Präsidenten ihre Bedingungen aufzudrücken verstand. Gaby war mitentscheidend für seinen Wechsel 1980 zum FC Barcelona. 3,8 Millionen D-Mark überwies Barça. Und bekam dafür einen Spieler, der den Klub prägte – auf dem Rasen wie in den Schlagzeilen.

Schuster prägte den FC Barcelona

Acht Jahre lang spielte Schuster in Katalonien. Mit Maradona. Mit Megatalent. Mit Meistertitel. Und mit Meinungsstärke. Mehr als einmal forderte er öffentlich Trainerwechsel. Einmal verließ er mitten im Spiel das Stadion – nach seiner Auswechslung im Europapokalfinale.

Schuster ließ sich nicht managen. Auch nicht vom FC Barcelona. Als man ihn auf die Tribüne verbannte, klagte er sich zurück ins Team. zunächst durfte Schuster nur mittrainieren. Doch schnell merkte man, dass es ohne ihn nicht ging. Also wurde er begnadigt.

DFB und Schuster passten nicht zusammen

Auch beim DFB eckte er an. Nach nur 21 Länderspielen war Schluss. Nach einem Zerwürfnis mit Bundestrainer Jupp Derwall. Dessen Nachfolger Franz Beckenbauer wollte ihn für die WM 1986 zurückzuholen – doch die Gespräche scheiterten.

In der Öffentlichkeit kursierte das Gerücht, Schusters Frau Gaby habe dafür eine Million D-Mark gefordert. Schuster wies das entschieden zurück, doch der Imageschaden blieb. Es war der letzte ernsthafte Versuch einer Annäherung.

Tabubrüche mit System

Auch die Ehe mit Barca wurde 1988 geschieden. Schuster wechselte ausgerechnet zum Erzrivalen  Real Madrid. Zwei Jahre später dann weiter zu Atlético. Alle drei Wechsel eigentlich Sakrilege. Doch Schuster zuckte nur die Schultern. “Ich bin Spieler, kein Fan.”

Fan war Schuster eigentlich nur von seiner Freiheit. Die nahm er sich. Immer wieder. Auch in Leverkusen, wohin er 1993 zurückkehrte. Noch einmal Bundesliga. Noch einmal große Spiele. Noch einmal ein Geniestreich: das Tor des Jahrzehnts 1994 gegen Frankfurt – ein Heber aus 45 Metern. Als Zeichen dafür, dass er es immer noch konnte. Und als Abschiedsgeschenk.

Denn auch hier kam es zum Bruch. Nach einem Machtkampf mit Trainer Erich Ribbeck wurde Kapitän Schuster suspendiert. Aber er erschien trotzdem im Stadion und setzte sich in Zivil auf die Bank. Eine stille Provokation. Eine letzte Demonstration. Für viele: unkameradschaftlich. Für ihn: ein Akt der Loyalität. Zu sich selbst.

Schuster: Seine Zeit immer voraus

Denn sich selbst ist Schuster immer treu geblieben. Auch in seiner Anschlusskarriere als Trainer in Köln, Jerez, Donezk, Levante, Getafe, Istanbul, Malaga, oder bei Real Madrid. Dort wurde er zwar Meister, hielt es aber auch dort nicht lange aus. Auf keiner Station blieb er länger als zwei Jahre. Weil er zu kompromisslos war. Zu eigen. Vielleicht auch zu ehrlich. Er wollte gestalten, aber nicht gefallen.

So blieb er, was er schon als Spieler war: ein Solitär. Nie nur einer unter vielen, sondern immer ein Einzelner unter Vielen. Einer, der auffiel, weil er nie dazugehören wollte. Und weil er in Vielem einfach auch genialer war als alle anderen. Und in einigem vielleicht sogar seiner Zeit voraus.

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