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·3 février 2025
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·3 février 2025
4:3 nach 4:1 gegen Kiel, und Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel fragt sich verzweifelt: Wann wacht der Rekordmeister endlich auf?
Was ist eigentlich in München los? Die Bayernspieler kamen am Samstag in der Allianz-Arena rüber wie arbeitslose Atomphysiker, die das Jobcenter gezwungen hat, Spargel zu stechen. Das lustlos hingewürgte 4:3 nach 4:1 gegen Holstein Kiel war ein Saisontiefpunkt.
Die Bayern 2025: Tabellenführer, aber niemand ist happy.
Die Mannschaft spielt führungslos und wirkt verunsichert, aber auch satt. Im Kader klopfen keine jungen Talente mehr an, sondern wollen lieber weg – siehe Mathys Tel und Adam Aznou. Und Manager Max „The Alleingang“ Eberl steht jetzt intern unter Beobachtung, habe ich gelesen.
Ich beobachte ihn schon lange, und Trainer Vincent Kompany sowieso.
Max Eberls Vertragsverhandlungsmarathon plätschert dahin wie das Spiel der Bayern. Keiner weiß Genaueres im Fall Kimmich, Musiala, Davies. Dem Aufsichtsrat stößt außerdem sauer auf, dass Eberl statt, wie aufgetragen, zu sparen lieber noch mehr Geld ausgeben will – zum Beispiel 100 Mio. Euro für das neue Alphonso-Davies-Paket.
Geld ausgeben, das kann ich auch.
Joshua Kimmich erklärt nach Abpfiffen inzwischen regelmäßig, dass die Bayern Durchschnitt sind. Was einerseits lustig klingt, wenn man Tabellenführer ist, andererseits den Eindruck wiedergibt, den gerade alle haben. Vom FC Bayern erwartet man Feuerwerk, nicht Teelicht.
Kimmich hat zurzeit übrigens selbst die Strahlkraft einer Ikea-Niedrigstrom-Leuchte.
Überhaupt, die Defensive: So wacklig wie eine BVB-Saison. Kim & Co. klappen momentan bei der erstbesten Gelegenheit zusammen. Schon schickt sich der kleine Genossenschaftsklub FC St. Pauli (22 Gegentore) an, die Großkapitalisten-Bayern (19) im Abwehrranking der Liga zu überholen.
Und dann die Champions League, wo die Münchner mit Müh‘ und Not hinter Lille, Bergamo und Aston Villa landeten, weshalb sie im k.-o.-Zimmer strafnachsitzen müssen.
Da fragt man sich: Hat Kompany den Laden eigentlich im Griff? Wieso wirken die Bayern unter ihm so unmotiviert?
Ich habe früh darauf hingewiesen, dass der Belgier die wichtigen Spielen nie gewinnt. Aber jetzt wird es sogar schon gegen Aufsteiger Holstein Kiel knapp – peinlich.
Nicht auszudenken, was der FC Bayern ohne seinen Ein-Sturm-Kader machen würde: Harry Kane traf gegen Kiel zweimal und hat nun 55 Tore in 50 Bundesligaspielen geschossen – das ist Rekord.
Nach dem Blamagesieg über Kiel glaubt aber gerade niemand so recht daran, dass der Trainer doch noch magische Kräfte entfalten oder gar Bayern die Champions League gewinnen könnte. Dafür braucht es ab sofort NEUN gute Spiele in der Königsklasse. Am 31. Mai findet das Finale in München statt.
Höchste Zeit, dass der liebe Vincent Kompany sein Zauberköfferchen aufmacht. Falls er eins hat.
Oder dass mal jemand auf den Tisch haut.
Früher war alles besser, hätte ich jetzt fast geschrieben. Das liegt daran, dass ich letzte Woche die sensationell gute, 5-teilige ZDF-Bayern-Doku „FC Hollywood“ über die verrückten 90er-Jahre mit irren Typen wie Hoeneß, Matthäus, Klinsi, Effe, Scholl, Basler gesehen habe. Die haben sich ohne Rücksicht auf Verluste gegenseitig öffentlich an die Wand genagelt, wenn es mal nicht lief.
Leider sind die Bayern 2025 eher der „FC Gähn“. Ein bisschen Hollywood könnten sie also gut brauchen.
Aber wer wirft den ersten Stein?