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Maximilian von Stuckrad-Barre·17 mai 2024

Abstiegskampf kostet ihn die EM: Ein Buli-Star im Kampf mit den Erwartungen

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Während des Saisonendspurts Mitte Mai hat die Floskel “hätte man so vor der Saison auch nicht gedacht” in Fußballgesprächen Hochkonjunktur. Am öftesten dürfte diese Phrase in den letzten Jahren dabei in Gesprächen über Union Berlin aufgetaucht sein. Denn wer hätte das vor der Saison 2019/20 so gedacht, dass ein kompletter Bundesliga-Neuling in seiner Debütsaison so gar nichts mit dem Abstieg zutun hat und gänzlich ungefährdet auf Platz elf landet? Und wer hätte gedacht, dass diese Überraschungsmannschaft sich dann auch in den nächsten drei Spielzeiten im Übertreffen der Erwartungen immer wieder übertreffen würde?

Jedes Jahr ging es für Union Berlin dreimal hintereinander immer einen europäischen Wettbewerb höher - von der Conference League bis in die Königsklasse. Dementsprechend hätte vor der aktuellen Saison eben auch niemand gedacht, dass die Eisernen am letzten Spieltag noch gegen den Abstieg kämpfen würden. Als Union uns nicht mehr mit einer unerwartet guten Saisonleistung überraschen konnte, wurde stattdessen eine verblüffend schlechte geliefert. Interessanterweise wird der in Köpenick während der letzten Jahre so konsequent durchgezogene Widerstand gegen jegliche Erwartungen dabei von einem Spieler verkörpert, der erst im letzten Sommer nach Berlin gewechselt ist: Robin Gosens.


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Genau wie sein jetziger Verein hat der im August aus Mailand gekommene Linksfuß in der jüngeren Vergangenheit nämlich einen Weg hingelegt, den so wirklich niemand hätte voraussehen können. Fernab der Aufmerksamkeit der deutschen Fußballöffentlichkeit entwickelte Gosens sich nach mehreren Wechseln innerhalb der Niederlande bei Atalanta Bergamo zu einem der besten Schienenspieler mit deutschem Pass und kam so 2020 zu einem mit 26 Jahren schon relativ späten Nationalmannschaftsdebüt.

Auch der weitere Weg lief dann jenseits des Erwartbaren ab. Im Januar 2022 wechselte Gosens zu Inter Mailand, hatte dort aber nicht unwesentliche Anlaufschwierigkeiten und verpasste ohne Stammplatz beim Klub die WM in Katar. Was man zu diesem Zeitpunkt des ersten Knicks in einer Karriere, die ja erst zwei Jahre zuvor überhaupt knickbar geworden war, dann so auch wieder nicht hätte kommen sehen können: Ein halbes Jahr später stand Gosens mit Inter im Finale der Champions League.

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Danach folgte dann der Wechsel zu Union Berlin und damit - genau wie bei seinem Klub - die große Ernüchterung. Als der Berliner Königstransfer bei seinem Startelfdebüt gegen Darmstadt doppelt traf und Union nach zwei Spieltagen an der Tabellenspitze stand, sah es zunächst noch ganz danach aus, als würde Union einfach da weitermachen, wo es in der Vorsaison aufgehört hatte, und mit Gosens als neuem Schlüsselspieler nochmal einen drauf setzen. Doch dann wurden (für Köpenicker Verhältnisse unglaubliche) neun Spiele hintereinander verloren, der anschließende Trainerwechsel zu Nenad Bjelica fruchtete nicht und plötzlich war sie da: Die erste Bundesliga-Saison, in der Union Berlin hinter den Erwartungen zurückblieb. Mit fatalen Folgen für Robin Gosens.

Denn obwohl Gosens im Verhältnis zu seinen Teamkollegen oft noch ziemlich konstante Leistungen abrief und als torgefährlichster Spieler der Unioner selbst eigentlich gar nicht so viel für die Katastrophen-Spielzeit kann, kostet sie ihn nun die Europameisterschaft. Der Grund natürlich: die Erwartungshaltung. Die nämlich fehlt jetzt wieder.

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Julian Nagelsmann ließ bei der Begründung der Nichtnomnierung von Gosens recht deutlich durchblicken, dass sich von einem aus dem Abstiegskampf kommenden Spieler keine Turniertauglichkeit erhofft. “Es ist besser, wenn Spieler mit Erfolgen zur Nationalelf kommen und nicht gebeutelt sind durch Misserfolge in der Saison“, so der Bundestrainer.

Durch die schwache Saison seines Klubs wird Gosens also eine große Chance genommen. Was aber natürlich nicht heißt, dass die Nationalmannschaftskarriere des 29-Jährigen jetzt abzuhaken ist. Denn: Dass Robin Gosens den aktuell so stark aufspielenden Maxi Mittelstädt wieder verdrängt und bei der WM 2026 Deutschlands Linksverteidiger Nummer eins ist: Wer würde das jetzt so denken?