WolfsBlog
·22 de agosto de 2025
Zurück auf LOS!

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·22 de agosto de 2025
Ein Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird, lautet: “Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ In den vergangenen Jahren konnte man den Eindruck gewinnen, dass beim VfL Wolfsburg sehr häufig nach diesem Muster verfahren worden ist. Und auch, wenn ich hier keine Rückschlüsse auf Geisteszustände ziehen möchte, sah dieses Schema doch häufig so aus: Einen Kader von auf dem Papier brauchbaren und nicht ganz so preiswerten Kickern anhäufen – das Ziel “Europa” ausgeben – eine wenig inspirierte Saison abliefern – die Ziele verfehlen – den Trainer wechseln und wieder von vorn. Wahlweise kombiniert mit neuen, sportlichen Leitungen, Fehlern in der Außendarstellung und einem gleichgültig-anspruchsvollen Umfeld, wenn man sich die Stadionauslastung und gleichzeitig die häufig formulierte Erwartungshaltung für die Fußballunterhaltung anschaute. Ein Teufelskreis. Schlimmer für den emotionalen Betrachter mit grün-weißem Herzen als eine halbe Stunde “Villa der Versuchung” auf Sat1. Für die jüngeren Leser, das war mal ein bekannter Fernsehsender. Ach ja, Fernsehen ist das, was eure Eltern so ab und zu machen abends auf dem Sofa. Aber ich weiche ab.
Apropos Abweichen. Denn jetzt kommen wir zu einem Punkt, der Hoffnung auf Besserung verspricht, wenn der VfL morgen in Heidenheim in die neue Bundesliga-Saison startet. Der den Teufel aus dem Kreis jagt. Im vergangenen Jahr schrieb ich an dieser Stelle von der “letzten Ausfahrt Allerpark”, die der VfL vor allem mit neuem Personal an AR- und GF-Spitze ansteuern müsse. Und spätestens nach der Entlassung von Ralph Hasenhüttl dürfte auch nach den diversen Änderungen im Inneren des Clubs ebenfalls nach außen aufgefallen sein, wie die Folgerung aus dem Zitat vom alten Albert oben aussehen muss: so können und werden wir nicht weitermachen! Oder wie es im Glückskeks bei meinem Lieblings-Chinesen-Dönermann “Zum Ali” neulich stand: “Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.” Und dann geschah folgendes: anstatt den Teufel wieder durch den Kreis zu jagen, machte man es tatsächlich anders. Denn anders, als noch in den Vorjahren, machte man sich vor der Saison grundsätzliche Gedanken: Was ist eigentlich die Fußball-DNA unseres Vereins, wie wollen wir überhaupt spielen, welche Schritte sind dafür nötig? Und erst DANACH wurde ein passender Trainer gesucht, der das passende Konzept mitbrachte und nachdem sich jetzt nach und nach der Kader ausrichtet. Zum besseren Verständnis: Vorher war es eher so: es kam jemand, der dem Verein sagte, wie gespielt werden soll.
So sinnvoll es ist, erst mal das Navi zu programmieren, bevor man losfährt, so wenig wurde das in der Vergangenheit gemacht. Resultat: Man wollte ins Bernabeu und landete in Braunschweig. Oder: egal ob Europa oder Ennepetal, Hauptsache Platz 11. Häufig wären wir auch mit ansehnlichem Fußball schon zufrieden gewesen. Aber naja. Meistens wurde nach Schema N verfahren: N, wie “namhafter Trainer wirds schon richten”. Die Folge: fast eine ganze Fußballmannschaft an Übungsleitern in den letzten elf Jahren und ein ganz-klar-unklarer VfL-Spielstil. Passiv-aggressiver Umschalt-Dominanzfußball mit vielen kurzen Ballbesitzphasen, um die Kugel möglichst lang in den eigenen Reihen zu halten, damit aus der 3er-Kette mit vier Spielern bestenfalls flach mit langen, hohen Bällen operiert wird. Ehrlich gesagt, ich hätte mich als Spieler wahrscheinlich häufig auch auf dem Weg zwischen Toilette und Tor verlaufen. Hier etwas anders zu machen war also nicht nur folgerichtig. Es war NOTWENDIG. Zurück auf LOS könnte man sagen.
BH und Zauberlehrling
Das Resultat heißt nun “Paul Simonis”. Die Entscheidung fiel bewusst auf einen jungen, eher unbekannten Trainer, der hier in den ersten Wochen deutlich vermittelt hat: “Ich weiß genau, was ich auf dem Platz machen und sehen will”, “ich möchte nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld mitnehmen”, “ich hab Bock auf Wolfsburg” – gerade beim letzten Punkt hatte man bei seinen Vorgängern häufig nicht das Gefühl. Niemand weiß, ob diese Entscheidungen auch den Erfolg nach sich ziehen, den wir uns alle für den VfL wünschen. Das wusste man in Leverkusen mit Double-Xavi aber auch nicht oder beim HSV mit Zauberlehrling Merlin. Deswegen ist es für mich auch schwierig nachzuvollziehen, dass Medien und einige VfL-Fans schon den Abstiegskampf ausrufen – ohne dass ein Bundesliga-Spiel gespielt ist. Der Gouda-Guardiola wäre ja – so der vermittelte Eindruck – wie ein Teenager vor dem ersten Mal: grundsätzlich weiß er vielleicht, wie es geht, aber ob er im Ernstfall den BH aufkriegt?! Und überhaupt die Testspiele. Das war ja auch nichts. Wie letzte Saison. Und die davor. Wir werden alle sterben! Ich sag es aber ganz deutlich: Bei mir ist die Neugier größer, ob der neue Wolfsburger Weg funktioniert, als die Wolfsburger Parade-Disziplin in der 4×400 Meter “Das wird sowieso nix”-Staffel.
Die magische 80
Denn falls es noch nicht alle mitbekommen haben: Es verändert sich nicht nur im sportlichen Bereich beim VfL Wolfsburg einiges. In der Kommunikation soll sich nachhaltig etwas verbessern. Fans und Verein arbeiten auf verschiedenen Ebenen von Nordkurven-Umbau bis zur Steigerung der Zahl von Auswärtsfahrten so eng wie selten zusammen – mit einem gemeinsamen Ziel. Dies trug – entgegen des sportlichen Trends – bereits in der vergangenen Saison schon Früchte mit toller Auswärtsbeteiligung. Vor allem bei vielen jungen Fans. Diese zarten Pflanzen der Positiv-Entwicklung gilt es gemeinsam weiter zu gießen. Eine überragende Chance dafür aus meiner Sicht: Das 80 Jahre-Jubiläum. Wer in die Wolfsburger City von Süden einfährt, kann sehen, was gemeint ist. Noch nie haben VfL GmbH, VfL e.V., die Stadt, Volkswagen und die VfL-Fanszene so sehr an einem Strang gezogen wie im Moment. Wir haben eine gewaltige Chance. Diese müssen wir auch über den 12. September hinaus nutzen. Denn es nutzt nichts, Rekordzahlen bei Stadionfesten und Kinderaktionen, Jubiläums-Shirts und -Trikots oder in Rekordzeit ausverkaufte Party-Nächte zu vermelden, wenn gleichzeitig das Stadion nicht voll wird. Aber es sind trotzdem Dinge, die Mut machen. Die Aufbruch erzeugen können und müssen. Die zeigen: Der VfL ist nicht langweilig oder sogar den eigenen Fans egal, wie häufig gern kolportiert wird. Und trotzdem liegt noch einiges an steinigem Weg vor uns. Zwei Dinge sind für mich entscheidend:
Pommes à la Albert
Ein weiteres Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird, lautet: “Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst dafür etwas zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.” Der VfL hat diese Veränderungen – zugegeben überfällig – eingeleitet. Vielleicht wäre es gut, wenn das Umfeld in Wolfsburg und der Region sich daran ein Beispiel nimmt. Und den positiven Rückenwind rund um den 80. Geburtstag mitnimmt. Vieles davon deutet sich gerade an oder ist schon vorhanden. Vielleicht erwächst ja so was Gutes, das spätestens einem Bundesliga-Standort im 30. Jahr würdig ist. 2027 wäre das. Die Alternative wären weiter Häme und Spott für ein halbleeres Stadion und Gezeter über schlechten VfL-Service, weil die Pommes zu cross oder zu labberig waren. Ich glaube, wir können mehr. Wir müssen es aber auch mal zeigen. Oder noch mehr zeigen. Auf und neben dem Platz.
Übrigens die beiden Zitate hier im Text hat Albert Einstein nie so geäußert. Scheiß KI. Aber sie klingen gut und passten super. Ich halte es aber auch lieber mit einem anderen Albert. Albert Schweitzer hat nämlich tatsächlich mal gesagt: “Wir müssen aus dem Schlafe erwachen und unsere Verantwortung erkennen.” Und die haben für den VfL Wolfsburg nicht nur elf Leute auf dem Platz, sondern auch alle anderen, die grün-weißen Herzens sind. Am besten schon morgen in Heidenheim.
In diesem Sinn: Bleibt geschmeidig.