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·27 de julio de 2025
Zu viele Bosse verderben den Verein – Kommentar zum FC Bayern

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·27 de julio de 2025
Auch wenn das laufende Sommer-Transferfenster noch einige Wochen geöffnet ist, wird bereits jetzt deutlich: Der FC Bayern hat strukturelle Probleme, die sich nicht in einem Sommer beheben lassen. Ein Kommentar.
Während zahlreiche Top-Klubs in Europa seit Wochen munter einkaufen und ihre Kader gezielt verstärken, steckt der FC Bayern im Transfer-Stau fest.
Abgesehen von den ablösefreien Deals mit Jonathan Tah und Tom Bischof, die längst eingefädelt waren, tut sich beim deutschen Rekordmeister erschreckend wenig – obwohl der Kader im Vergleich zur Vorsaison spürbar an Qualität eingebüßt hat.
Vincent Kompany wird am 16. August im Supercup gegen den VfB Stuttgart mit sechs Spielern weniger in die neue Pflichtspiel-Saison starten als noch 2024. Die Abgänge von Eric Dier, Leroy Sané und Thomas Müller wurden bislang nur unzureichend kompensiert. Hinzu kommen die verletzungsbedingten Ausfälle von Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito – die allesamt frühestens gegen Ende der Hinrunde wieder echte Optionen sein dürften.
Zwar betonten die Verantwortlichen zuletzt, man wolle den Kader nur minimal nachjustieren. Doch in Wahrheit ist der aktuelle Bayern-Kader bis zur Belastungsgrenze ausgereizt – wie schon in der abgelaufenen Saison sichtbar wurde, als in der Crunchtime, insbesondere beim Champions-League-Aus gegen Inter Mailand, die Kräfte und Alternativen fehlten.
Während der FC Liverpool bereits über 300 Millionen Euro in neue Spieler investiert hat und Transfer-Coup an Transfer-Coup reiht, sind es beim FCB (Stand: 27. Juli) gerade einmal 2,3 Millionen Euro – für die Klub-WM-Einsätze von Bischof und Tah. Selbst Premier-League-Aufsteiger Sunderland hat mit 115 Millionen Euro ein Vielfaches ausgegeben.
Die „Touchy“-Bayern, wie sie inzwischen genannt werden, beobachten, analysieren, sprechen mit Spielern und Beratern – doch erfolgreiche Abschlüsse? Fehlanzeige.
Die Liste an gescheiterten Transfers ist lang: Nico Williams, Bradley Barcola, Jamie Gittens, Florian Wirtz. In allen Fällen versuchten die Münchner ihr Glück – und kassierten Absagen. Besonders schmerzhaft: Die Causa Wirtz. Seit Jahren umworben, galt der DFB-Star als Hoffnungsträger für die Zukunft des FC Bayern.
Doch das Muster war bei allen gleich: Verhandeln erlaubt, verpflichten anscheinend verboten.
Die Gründe für die Transfer-Misere sind vielschichtig. Das finanzielle Ungleichgewicht in Europa zwischen Traditionsvereinen und Investoren-Klubs ist bekannt. Auch bei TV-Geldern und internationaler Vermarktung hinkt die Bundesliga – und damit auch der FC Bayern – den englischen Top-Klubs hinterher.
Doch das erklärt nur einen Teil der Probleme. Fakt ist: Der FCB hat sich durch viele eigene Fehlentscheidungen selbst in diese Lage manövriert. Das legendäre Festgeldkonto existiert zwar noch, ist jedoch längst nicht mehr so prall gefüllt wie früher.
Gerade in den Jahren nach dem Triple 2020 lebte man über seine Verhältnisse. Spieler wie Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leon Goretzka wurden mit hoch dotierten Verträgen ausgestattet – einst als tragende Säulen der Zukunft gedacht, gelten sie inzwischen als Verkaufskandidaten. Die daraus resultierende Gehaltsspirale hat ein Niveau erreicht, das mit Klubs wie Manchester City mithalten kann – nur auf dem Platz hinkt man hinterher.
Gleichzeitig floppte ein Transfer nach dem anderen. Zwar konnten bei Spielern wie Gravenberch, Mazraoui, Tel oder Mané teils noch Erlöse generiert werden – doch Rekordtransfers wie Lucas Hernandez oder Matthijs de Ligt wurden teuer verpflichtet und mit Verlust weiterverkauft.
Allein in den letzten zwölf Monaten investierten die Bayern rund 100 Millionen Euro in Spieler wie Palhinha, Boey und Zaragoza – keiner davon konnte sportlich überzeugen. Alle drei dürfen den Klub im Sommer wieder verlassen. Auch hier droht ein Transferminus.
Und auch abseits des Platzes wurde viel Geld verbrannt. Die Verpflichtung und spätere Entlassung von Julian Nagelsmann kostete den Verein angeblich bis zu 50 Millionen Euro. Thomas Tuchel kassierte nach seinem Aus im Sommer 2024 eine Abfindung im zweistelligen Millionenbereich. Hinzu kommen Entschädigungszahlungen für die beiden Ex-Vorstände Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn – und die Ablöse für Max Eberl.
Unterm Strich bleibt festzuhalten: Für all das hätte man sich zwei absolute Weltstars vom Kaliber eines Harry Kane leisten können.
Neben den finanziellen Engpässen offenbart sich ein weiteres Problem: Der FC Bayern hat ein Führungsproblem. Genauer gesagt: zu viele Alphatiere, die mitreden wollen.
Gerade in der laufenden Transferphase wirkt das Münchner Handeln ineffizient, widersprüchlich und planlos – fast so, als wäre die Transfer-Taskforce aus dem Sommer 2023 zurück, als nach dem Aus von Salihamidzic und Kahn improvisiert werden musste.
Uli Hoeneß etwa machte die Wirtz-Verpflichtung zur Chefsache, verhandelte persönlich mit dessen Vater. Jan-Christian Dreesen agiert als Finanzchef und führt die Gespräche mit Klubs – nicht nur bei Wirtz, sondern auch bei Luis Diaz oder Nick Woltemade. Gleichzeitig gibt es mit Max Eberl und Christoph Freund zwei Sportverantwortliche, die qua Amt eigentlich das Sagen haben müssten mit Blick auf die Kaderplanung – sich aber offenbar mit anderen Akteuren abstimmen (oder arrangieren) müssen.
Wie genau die Arbeitsteilung aussieht, weiß niemand. Was aber auffällt: Je mehr Personen involviert sind, desto größer das Chaos. Öffentliche Widersprüche inklusive. Zu viele Bosse verderben den Verein.
Jüngstes Beispiel: Woltemade. Während Dreesen zurückhaltend erklärte, man äußere sich nicht zu Spielern anderer Vereine, bestätigte Eberl nur wenige Stunden später das Interesse – inklusive Diskussion über die Ablöse. Und dann meldete sich auch noch Uli Hoeneß zu Wort und erklärte, Woltemade werde spätestens 2026 beim FC Bayern spielen – obwohl der Spieler bis 2028 an den VfB Stuttgart gebunden ist und keine Ausstiegsklausel besitzt.
Derartige Querschüsse des Ehrenpräsidenten häufen sich. Schon beim Kane-Transfer 2023 sorgte Hoeneß für Unruhe, ebenso in der Causa Sané, als er im Mai sagte, man habe bis zum 1. August Zeit für eine Verlängerung. Drei Wochen später stand fest: Sané geht ablösefrei.
Mit Hoeneß und Rummenigge sitzen zwei Ikonen des FC Bayern im Aufsichtsrat – ein Gremium, das kontrollieren und Rahmenbedingungen vorgeben soll. Beide haben den Klub über Jahrzehnte geprägt und zu einem der größten Fußballvereine der Welt gemacht. Doch es wirkt zunehmend so, als könnten sie das Zepter nicht aus der Hand geben.
Der FC Bayern präsentiert sich – nicht nur in diesem Transfersommer – wie ein träger Dinosaurier, der in der Vergangenheit lebt. Der Klub tut sich schwer mit Veränderungen. Dabei ist klar: Wer sich nicht bewegt, wird überholt. Und im modernen Fußball vollzieht sich der Wandel mit immer größerer Geschwindigkeit.
Dass Veränderung auch zum Erfolg führen kann, zeigen internationale Beispiele: Der FC Barcelona etwa machte aus der finanziellen Not eine Tugend und integrierte gezielt Talente in die erste Mannschaft. Paris Saint-Germain krempelte seinen Kader (auch dank finanzieller Freiheit) radikal um – ohne Messi, Mbappé und Neymar – und katapultierte sich damit an die Weltspitze.
Diese Entwicklungen sollten dem FC Bayern eine Mahnung sein: Stillstand ist Rückschritt. Und wer im Fußball relevant bleiben will, muss bereit sein, sich zu verändern – bevor es zu spät ist.
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