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Maximilian von Stuckrad-Barre·1 de junio de 2024
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Maximilian von Stuckrad-Barre·1 de junio de 2024
Der BVB hat gegen Real Madrid keine Chance? So sehen es viele vor dem Finale der Champions League. Und klar, die Königlichen sind der haushohe Favorit. Wir haben dennoch drei Gründe gefunden, warum Dortmund das Endspiel für sich entscheiden könnte.
Schaut man auf die Gesamtsaisonleistung, macht es überhaupt keinen Sinn, dass der BVB im Finale steht. Dass man es überhaupt nach Wembley geschafft hat, liegt vor allem daran, dass man in der Champions League ein komplett anderes Gesicht gezeigt hat als in der Liga. Und dieses andere Gesicht verkörpert keiner so sehr wie Mats Hummels.
Während der Dortmunder Abwehrchef in der Bundesliga immer wieder wacklige Spiele hatte, lieferte er in der Königsklasse jedes Mal aufs neue Leistungen ab, die ihm viele so sicherlich gar nicht mehr zugetraut hätten. Mit irren Tacklings, spektakulären Rettungsaktionen und einer ihm im Ligabetrieb meistens abgehenden Souveränität zeigte Hummels, dass auf allerhöchstem Niveau dann doch noch mit ihm zu rechnen ist.
Vor allem im Halbfinale gegen PSG hat er dabei etwas bewiesen, was gegen Real besonders wichtig sein wird: Im Duell mit schnellen Weltklassestürmern muss man nicht unbedingt selbst schnell sein, um zu bestehen. Denn obwohl ein 35-Jähriger Mats Hummels sich eigentlich schon beim Gedanken an Laufduelle mit Mbappé und Dembélé eine Zerrung holen müsste, waren die beiden Halbfinalspiele in erster Linie eindrucksvolle Belege dafür, wie viel Erfahrung und Timing in großen Spielen wert sein können. Gerade wenn jemand wie Vini Jr. mit Ball kaum langsamer ist als ohne und auch schnelleren Innenverteidigern ohne Probleme wegrennt, wird es entscheidend sein, dass der BVB defensiv andere Lösungen hat, als selbst mit Tempo dagegen zu halten.
Dass der BVB mit den schnellen PSG-Stürmern im Halbfinale nicht ganz so große Probleme hatte, hat aber auch mit der eigentlich so viel kritisierten taktischen Ausrichtung unter Terzić zu tun. Während die defensive Herangehensweise in der Liga oft für Frust bei den Fans sorgte, war sie in der Champions League stets genau richtig.
Die meistens tief stehende Viererkette funktionierte als Vorbeugung gegen lange Bälle auf schnelle Spieler in der Regel gut und könnte gegen Real der Schlüssel sein. Auch weil hier die einzige richtige Schwäche der Königlichen liegt.
In dieser Saison wurden zwar nur zwei Spiele verloren, die waren dafür in dieser Hinsicht aber einigermaßen aussagekräftig. In beiden Spielen war der Gegner nämlich Simeones Atlético, das mit einer ziemlich klaren Herangehensweise bewies: Wenn der Bus geparkt wird, kriegt Real Probleme. Dicht gestaffelt um den eigenen Sechzehner herum zu verteidigen, ist gegen die meisten Topteams zwar oft sinnlos, kann gegen Ancelottis Mannschaft aber effektiv sein. Reals Spiel ist eher auf längere Pässe auf die schnellen Spieler wie Vini Jr. ausgelegt, sich durch enge, tief stehende Abwehrblöcke hindurch zu kombinieren, ist nicht unbedingt die Stärke der Königlichen.
Weil Real am vergangenen Sonntag noch zum letzten Ligaspiel ran musste, hatte der BVB eine Woche länger Zeit, um Kraft für Wembley zu tanken. Ob nun die bessere Regeneration der Dortmunder oder die höhere Spielpraxis bei Real mehr ins Gewicht fällt, kann man nicht mit Sicherheit voraussagen, was aber feststeht: Edin Terzić hatte zwei voll und ganz ablenkungsfreie Wochen, um seine Mannschaft auf das Finale vorzubereiten und auf Real einzustellen. Dafür hat der BVB-Coach offenbar auf Methoden von Hansi Flick zurückgegriffen.
Vor dem denkwürdigen 8:2-Sieg gegen den FC Barcelona im Jahr 2020 ließ der damalige Bayern-Trainer Flick nämlich extra ein B-Team alle Barça-Laufwege einstudieren und so im Elf-gegen-Elf den Spielstil des Gegners imitieren. Der von Barça geliehene Philippe Coutinho soll damals in den Trainingseinheiten die Messi-Rolle übernommen haben. Auch Terzić soll laut ‘Bild’ nun eine Reserve-Mannschaft im Training in der aktuellen Real-Formation (und sogar in weißen Trikots) aufs Feld geschickt haben.
Auf einen Real-Leihspieler konnte Terzić dabei zwar nicht zurückgreifen, weil der Jude Bellingham letzte Saison aber ja noch in schwarz-gelb auflief, dürften die meisten BVB-Profis zumindest bei einem von Ancelottis Schlüsselspielern wissen, worauf man sich einlässt.