MillernTon
·19 de enero de 2023
Wer ist Oladapo Afolayan? – Ein Spielerprofil

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·19 de enero de 2023
Der FC St. Pauli hat mit Oladapo Afolayan einen vierten Neuzugang vermeldet. Der 25-jährige bringt viel von dem mit, was dem FCSP in der Offensive aktuell fehlt.(Foto: FC St. Pauli)
Oladapo „Dapo“ Afolayan ist der vierte Winter-Neuzugang beim FC St. Pauli. Auch zu den anderen drei verpflichteten Spielern haben wir jeweils ein Profil erstellt. Elias Saad spielt auf einer ähnlichen Position wie Afolayan, Maurides könnte ein Nutznießer sein und Karol Mets die dann bei der Spielweise zwangsläufig hohe Anzahl an Ballverlusten einfangen.
Im schönen London erblickte er 1997 das Licht der Welt und wechselte schon recht früh (mit neun Jahren) in die Jugendabteilung von Chelsea. Doch statt dort den angebotenen Vertrag für die Academy zu unterschreiben, entschied er sich mit 14 Jahren für die Konzentration auf die Schule, wie er später im Interview bei „The Set Pieces“ berichtete:
„I was supposed to be doing my GCSEs [Anm. MT in etwa: mittlerer Schulabschluss] the year after and I wasn’t happy to only learn three days a week, so I left.“ Dapo Afolayan im Interview mit The Set Pieces
Viele Eltern dürften jetzt Tränen der Rührung in den Augen haben. Mit 15 Jahren ging es für ihn dann aber erst mal (vermutlich familiär bedingt, dies ließ sich aber noch nicht auf die Schnelle bestätigen) nach Kanada, wo er u.a. als Jugendlicher auch mit dem Profiteam des Toronto FC trainierte.
Mit 18 ging es zurück nach England wo er neben dem Studium weiter auf Amateurlevel kickte, ehe er mit 19 im Februar 2017 bei Solihull Moors (aktuell: 5. Liga) anfing, obwohl auch Rochdale als Viertligist interessiert war. Doch nach einem erfolgreichen Halbjahr unterschrieb er im Sommer einen Profivertrag und fuhr das Studium etwas herunter – notgedrungen allerdings, da der Verein sich strukturell veränderte und dies verlangte (siehe erneut The Set Pieces Interview).
Am 1. Februar 2018 unterschrieb er dann bereits bei West Ham, kam dort aber nicht im Profiteam zum Einsatz und wurde erst zum Februar 2019 nach Oldham Athletics und im Sommer 2019 zu Mansfield Town verliehen.Eine kurze Rückkehr zu West Ham und ein paar Einsätze dort, ehe ihn die nächste Leihe Anfang 2021 zu den Bolton Wanderers (4. Liga) brachte – und dort wurde er dann auch endlich sesshaft. Ach ja, und beliebt war er auch – kein Wunder bei solches Statements:
„At the end of the day we’re entertainers. People pay good money to come and be entertained, especially from someone in my position. So the way I play, something I want to do is put smiles on people’s faces.“ Dapo Afolayan bei The Bolton News
Ein Aufstieg in die 3. Liga nach seinem ersten Halbjahr dort, ein souveräner Klassenerhalt mit Afolayan als Stammspieler (51 Spiele in den verschiedenen Wettbewerben, größtenteils als Linksaußen, 14 Tore und sieben Vorlagen), gefolgt von 29 Spielen in dieser Saison mit sechs Toren und vier Vorlagen (Einsatzdaten lt. Transfermarkt.de).Ach ja, und dann war da noch dieser Ex-Bolton Spieler, mit dem er gerne verglichen wird – und den man auch in Deutschland noch gut kennt: Jay-Jay Okocha! (Instagram)
Einen sehr guten Eindruck bekommt man auch in diesem BBC-Beitrag aus Oktober 2021, als er gerade von West Ham nach Bolton gewechselt war.
Man möge uns korrigieren, aber nach unserer Recherche hat Dapo Afolayan tatsächlich keinen Account auf Instagram. Ah, Quatsch, natürlich hat er einen… der war wohl zwischenzeitlich nur kurz deaktiviert. Zusätzlich könnt ihr ihn auf Twitter finden. Und einen uralten Facebook-Account gibt es auch. Da findet ihr dann heraus, dass Afolayan am 15. Oktober 2014 Schwimmen gelernt hat – oder ihr lasst es einfach bleiben.
Natürlich gibt es auch „Skills and Goals“-Videos von ihm – aber wisst ihr was: Ich habe schon letzten Sommer eine Aktion von Afolayan gesehen und geliebt. Davon wusste ich aber nichts. Denn ich habe nur auf einem meiner Lieblingsaccounts einen wirklich herausragenden Pass gesehen. Und wo ihr schonmal hier seid (Twitter):
Damit wir Dapo Afolayan etwas besser kennenlernen können, haben wir bereits vor einigen Tagen Kontakt nach England in die Nähe von Manchester aufgenommen. Doch, naja, Brexit und so, der Transfer der Antworten dauert etwas länger. Eine Experten-Einschätzung vom Trotters-Blog folgt.
Der Blick in die Daten von Dapo Afolayan ist komplex. Denn sein Output hängt stark davon ab, auf welcher Position er gespielt hat. In dieser Saison kam er vermehrt als Stürmer oder hängende Spitze zum Einsatz. In der Vorsaison war er häufiger auf der linken Offensivseite oder hinter den Spitzen zu finden, welches anhand der Daten klar als seine bessere Position bezeichnet werden muss.In einem 3-4-2-1 des FC St. Pauli ist ein Einsatz von Afolayan auf der linken Offensivseite wohl die beste Option. Fabian Hürzeler dürfte dies ähnlich sehen: „Mit seiner Dynamik und Dribbelstärke verfügt er über Qualitäten im offensiven Duell, ist aber auch ball- und passsicher. Jetzt gilt es, ihn schnell bei uns zu integrieren und seine Stärken auf dem Platz zur Geltung zu bringen.“
Daher lohnt sich auch der Blick auf die Daten aus der Vorsaison:
Radar-Grafiken von Oladapo Afolayan aus den Saisons 21/22 (Gelb, links) und 22/23 (Blau, rechts) im Vergleich zum Median aller Offensivspieler der englischen League One.
Eine Überschneidung gibt es in beiden Jahren: Afolayan ist der meistgefoulte Spieler der League One. Zudem zeigt sich, dass er sehr gerne und sehr oft ins Dribbling geht. Die Anzahl der Dribblings und progressiven Läufe ist klar überdurchschnittlich. In der Saison 21/22 hat sogar niemand insgesamt häufiger gedribbelt als Afolayan. Die Erfolgsquote ist dann aber eher durchschnittlich. Das zeigt, dass Afolayan ein gewisses Risiko eingeht.
Interessant ist, wie sich seine Pass- und Schuss-Statistiken verändert haben. In der Saison 21/22 war er noch der Spieler mit den meisten Torabschlüssen pro 90 Minuten in der gesamten Liga, hat zudem bei der Anzahl an Dribblings und auch bei entscheidenden Pässen sehr hohe Werte vorzuweisen. In dieser Saison sind diese Daten zwar weiterhin überdurchschnittlich, aber erreichen nicht mehr ganz das Vorjahresniveau. Gleiches zeigt sich auch bei den relevantesten Zahlen: In bisher 22 Spielen in dieser Saison hat Afolayan sechs Torbeteiligungen gehabt (drei Tore, drei Vorlagen). In der Vorsaison waren es in 44(!) Ligaspielen insgesamt 19 Torbeteiligungen (Zwölf Tore, sieben Vorlagen). Haben die Leistungen von ihm also nachgelassen?
Eher nicht. Vielmehr hängen die Leistungen mit seiner veränderten Position zusammen. Wanderers-Trainer Ian Evatt erklärte hierzu: Eine Systemumstellung führte dazu, dass Afolayan nicht mehr auf seiner besten Position zum Einsatz kam. Dies sei aber für das Team die beste Entscheidung gewesen, was auch die Ergebnisse zeigen würden. Weiter erklärte er:
„The team is functioning pretty well and, unfortunately, Dapo has probably been the biggest sufferer of that. We have tried to adapt and overcome it because he is such a good player, and we can try to fit him into other positions but that doesn’t necessarily work out sometimes.“ Wanderers-Trainer Ian Evatt benennt die Gründe, warum Oladapo Afolayan nicht mehr so gut zurechtkam in dieser Saison
Vermutlich habt ihr es schon in den Highlight-Videos gesehen: Dapo Afolayan besitzt eine feine Technik und ist sehr schnell, weshalb er eben recht oft das direkte Duell in der Offensive sucht. Die Erfolgsquote ist nicht ganz so überzeugend, aber auch dadurch zu erklären, dass sich Gegenspieler bemühen immer relativ nahe an ihm dran zu sein, wenn er angespielt wird. Gelingt es Afolayan etwas Platz zu haben bei der Ballannahme, dann wird es auch in der 2. Bundesliga für die Gegenspieler sehr schwer ihn zu verteidigen.
Einen vergleichbaren ehemaligen oder aktuellen Spieler beim FC St. Pauli kann ich nicht benennen. Aber wenn Afolayan auf der linken Seite zum Einsatz kommt, dann erfüllt er mit seinem Tempo und der technischen Finesse alle Eigenschaften eines „inverted wingers“. Etwas unsicher bin ich bei seinen Fähigkeiten im Defensivbereich. Mit mehr als fünf Defensivduellen pro Spiel und einer Quote von über 50% in dieser und der letzten Saison, liefern die Daten ein positives Bild. Und grundsätzlich müsste er den Ansprüchen mit seinen Skills genügen, denn er verfügt über das notwendige Tempo und auch eine gewisse Zweikampfhärte, aber da die Ansprüche ans Pressing in jedem Team anders sind, ist das etwas schwerer einzuschätzen.
Afolayan besitzt einen starken Zug zum gegnerischen Tor, sucht die Wege in den Dribblings aktiv, besitzt aber auch ein gutes Gespür für Freiräume, wenn er nicht am Ball ist. Zwar ist er stärker mit dem rechten Fuß und kann daher von der linken Seite immer wieder ins Zentrum ziehen, aber auch sein linker Fuß ist nicht zu verachten, was ihn in Dribblings und Abschlüssen noch variabler macht.
Oladapo Afolayan trifft im September 2021 für Bolton im „The Valley“ Stadion bei Charlton Athletic.
// (c) Justin Setterfield/Getty Images via OneFootball
Positiv: Seit er bei den Bolton Wanderers spielte, wurde er von Verletzungen verschont. Das war allerdings vorher nicht immer der Fall. Mit 1,80m ist Dapo Afolayan nicht der größte Fußballer, aber physisch ist er trotzdem auf einem recht hohen Level. Das muss er sicher auch sein, ansonsten käme er in der sehr körperlichen League One nicht so gut zurecht. Entsprechend dürfte er auch in der 2. Liga weniger Anpassungsprobleme in diesem Bereich haben.
Viel eher könnte es problematisch sein, dass Dapo Afolayan keine Winterpause hatte. In der League One wurde auch während der Weltmeisterschaft einfach durchgespielt. Die Bolton Wanderers haben seit Anfang August unfassbare 35 Pflichtspiele absolviert. Allein in der Liga stehen insgesamt 46 Spiele pro Saison an, dazu gibt es noch EFL Cup, FA Cup und EFL Trophy. Nun wird Afolayan mit Gegenspielern zu tun haben, die nahezu allesamt eine mehr als zweimonatige Wettkampfpause hatte. Es ist durchaus denkbar, dass sich dieser Unterschied bemerkbar machen wird.
Der Blick in die Statistiken und der visuelle Eindruck sind verheißungsvoll. Oladapo Afolayan ist mit seinen Skills ein Spieler, der dem FC St. Pauli bisher im Kader gefehlt hat. Klar, er ist ähnlich zu den Eigenschaften von Elias Saad, aber körperlich eher nochmal auf einem anderen Level. Und während Afolayan bei seinem Ex-Club nicht mehr so richtig ins System passte, dürfte es beim FCSP eher gegenteilig sein: Das praktizierte 3-4-2-1 kann einen dribbelstarken Spieler mit Zug zum Tor sehr gut auf der offensiven Außenbahn vertragen.
Einige Fragezeichen gibt es dann aber ganz sicher auch bei diesem Transfer. Zum einen ist nicht ganz klar, in welch körperlicher Verfassung sich Afolayan befindet im Vergleich zu anderen Zweitligaspielern. Zudem ist es natürlich immer schwierig die Leistungen von einem Team auf ein anderes zu übetragen. Diese Unsicherheit erhöht sich dadurch, dass er aus einer anderen Liga kommt. Dapo Afolayan ist der vierte Neuzugang des FC St. Pauli in diesem Winter – und auch der vierte, der noch nie in einer der ersten drei Ligen in Deutschland gespielt hat. Das ist ein Risiko.
Dapo Afolayan ist ein sehr beliebter Spieler bei den Fans der Bolton Wanderers gewesen. Das dürfte auch an seiner sehr auffälligen Spielweise liegen. Entsprechend dürfen wir uns auf einen Spieler gefasst machen, der zukünftig für die besonderen Momente beim FC St. Pauli verantwortlich sein soll.Herzlich willkommen am Millerntor, Dapo Afolayan!// Tim
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