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·15 de noviembre de 2024
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Kapitän Harry Kane tobt, weil sich Englands Profis drücken, Paul Wanner spielt Katz und Maus mit dem DFB – aber unser Kolumnist Alex Steudel hat eine Lösung gefunden
Zuletzt sind einige seltsame Dinge geschehen. Zum Beispiel musste der englische Übergangsnationaltrainer Lee Carsley eine Krankmeldungswelle ungeahnten Ausmaßes hinnehmen. Acht Profis sagten ihre Teilnahme an den Nations-League-Spielen gegen Griechenland und Irland ab.
Und alle Welt fragt sich seither: Was ist wichtiger, Verein oder Nationalteam?
Harry Kane schaute jedenfalls aus der Wäsche, als hätte der FC Bayern gerade die Verpflichtung von Robert Lewandowski und Erling Haaland bekanntgegeben und sprach von einer Schande. „Ich denke, England kommt vor allem anderen. England kommt vor dem Verein“, kommentierte der englische Kapitän die plötzliche Fußverletzungspandemie auf der Insel.
In der Tat ist das eine interessante Ansicht, nur leider arbeitsrechtlich nicht verankert, sondern eine Frage der Moral. In Deutschland kennen wir das.
Hier rutschte die Nationalelf zwischen 2016 und 2023 auf eine Art Prio-Relegationsplatz der Spieler ab – hinter wichtigeren Aktivitäten wie „für den Verein kicken“, „Auto waschen gehen“, „Playstation spielen“, „was Spannendes auf Insta posten“. Und auch wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann jetzt eine gewisse Euphorie entfacht hat, wundere ich mich manchmal, warum sich so viele Profis nicht WÄHREND eines Bundesliga- oder Länderspiels verletzen, wie das üblich ist, sondern immer wieder ganz genau DAZWISCHEN.
Klar, ich verstehe das: Das Gehalt kommt vom Verein, und im Fall England geht es ja obendrein nur um Nations-League-Zweitligaspiele.
Die Zurückhaltung von Schlüsselspielern wie Declan Rice, Trent Alexander-Arnold oder Phil Foden wird obendrein damit zu tun haben, dass sogar der Oberboss, Englands Neu-Nationaltrainer Thomas Tuchel, keinen Bock auf herbstliche Nations League hatte und erst im Januar anfängt. Es ist nachvollziehbar, dass sich Spieler selbst erst mal eine kleine Auszeit gönnen, eher der neue Chef aufschlägt.
Wenn der Besitzer meines Lieblingsrestaurants zu mir sagt, dass er den alten Koch gefeuert hat und der neue im Januar seinen Dienst antritt, aber – keine Sorge, Alex – das Essen vorübergehend von der nächstgelegenen Bundeswehrkantine angeliefert werde, erfinde ich auch lieber erstmal eine hartnäckige Magendarm-Geschichte.
Und damit wären wir bei Paul Wanner. Der an die Heidenheimer ausgeliehene Bayern-Profi will sich partout nicht fürs DFB-Team nominieren lassen und tut dabei nicht mal verletzt. Er hat eher Bauchweh. Weil er elternbedingt Deutscher und Österreicher sei, habe er sich noch nicht entscheiden können, für welche Nation sein Herz schlage, begründete Wanner seine Deutschlandunlust. Dass ich nicht lache.
Der Mann hatte 18 Jahre Zeit, sich Gedanken zu machen. Ich wette: An dem Tag, an dem sich einer seiner momentan unüberwindbaren deutschen Mittelfeld-Kontrahenten Jamal Musiala/Florian Wirtz einen Kreuzbandriss einhandelt, wird Wanner schlagartig bewusst, dass er sich schon immer als Deutscher gefühlt hat.
Genau weiß man das natürlich nicht, no offense, würde der Engländer sagen.
Zum Glück zeichnet sich für solche Fälle eine Lösung ab: Künftig könnte man drückebergerbedingt freiwerdende Kaderplätze an die Marketingabteilungen der Verbände weiterreichen.
Vorreiter ist der argentinische Klub Deportivo Riestra, der am Montag den Influencer und YouTube-Zocker Ivan Bujaheruk alias „Spreen“ im Erstligaspiel gegen Spitzenreiter Velez Sarsfield einsetzte, obwohl der Mann mit den 7,75 Millionen Followern überhaupt nicht kicken kann. Er hat halt denselben Sponsor wie Deportivo Riestra, was will man machen?
Für diese bahnbrechende Idee gab’s viel Kritik, aber noch mehr Reichweite. Und obwohl der 24-Jährige nach 78 Sekunden und ohne Ballkontakt ausgewechselt wurde, machte schnell das Video „Spreens beste Skills“ die Runde, und einen Eintrag auf transfermarkt.de hat er jetzt auch.
Angeblich hat der HSV schon seine Fühler ausgestreckt.