MillernTon
·8 de noviembre de 2023
Warnung und Motivation

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·8 de noviembre de 2023
Satte 26 Punkten nach zwölf Spieltagen – diese Ausbeute hatte der FC St. Pauli auch vor zwei Jahren. Was spricht heute mehr als damals für einen Aufstieg des FCSP?(Titelbild: Stefan Groenveld)
Ein Kommentar von Tim
Etwas mehr als ein Drittel der Zweitliga-Saison 23/24 ist rum. Zwar sind Entscheidungen noch nie im ersten Drittel der Saison gefallen, aber die Leistungen aus dieser Saisonphase reichen, um zumindest abschätzen zu können, in welche Richtung es für Teams in einer Saison geht. Und beim FC St. Pauli ist diese Richtung klar wie selten: Es geht um nicht weniger als den Aufstieg in die Bundesliga!
Um zu verdeutlichen, wie stark die Richtung bereits vorgegeben ist, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Der FCSP hat nach zwölf Spielen 26 Punkte auf dem Konto. So viele oder mehr Punkte hatten seit der Saison 11/12 (also seit der FCSP ununterbrochen in der 2. Liga spielt) folgende Teams:
All diese Zweitiligsten, die nach zwölf Spieltagen 26 oder mehr Punkte gesammelt hatten, sind also mindestens in die Relegation gekommen. In sieben von acht Fällen sind die Teams am Ende sogar aufgestiegen. Halt! Moment! Ein Team fehlt in der Liste: Der FC St. Pauli der Saison 21/22 – der trotz dieses Saisonstarts am Ende nur auf dem fünften Platz einlief.
Wir erinnern uns schmerzhaft: Am 12. Spieltag 21/22 endete durch ein für Werder schmeichelhaftes 1:1 in Bremen die zuvor fünf Spiele andauernde Siegesserie in der Liga, durch die der FC St. Pauli an die Tabellenspitze gesprungen war. Kurz vor diesem Spiel hatte das Team das Pokalspiel in Dresden nach Verlängerung gewonnen. Das 13. Ligaspiel war dann jenes vom 14. Spieltag (weil der SV Sandhausen am geplanten Termin nicht antreten konnte): Es folgte eine krachende 0:4-Niederlage gegen Darmstadt – und damit wurde der Anfang vom Ende eingeleitet. Man konnte sich das damals nicht vorstellen, dass es möglich ist, weil alle so stark spielten. Aber das war es. Werder und Schalke drehten nach schwachem Saisonstart in der Rückrunde auf, ebenso der HSV und Darmstadt, sodass man sich beim FCSP am Saisonende eingestehen musste, dass man nicht gut genug gewesen ist, auf vielen Ebenen.
Es gibt unzählige Ähnlichkeiten zwischen dem Jahr 2021 und 2023. Damals wie heute gab es zwei Absteiger, denen der direkte Wiederaufstieg zugetraut wurde und wird und die schwach in die Saison starteten. Damals wie heute hörte man sehr positive Signale rund um die Vertragsverlängerung mit dem Cheftrainer. Damals wie heute begeisterte der FCSP die Liga mit einer neuen Spielidee, agierte erfolgreich mit einer Mittelfeldraute. Damals wie heute startete der Lauf des FC St. Pauli bereits in der Rückrunde der Vorsaison. 75 Punkte holte das Team in den 40 Zweitligapartien des Jahres 2021 (Punkteschnitt 1,9). In diesem Jahr hat der FCSP bisher noch einen draufgelegt: In 29 Partien wurden bereits 67 Zähler geholt, der Punkteschnitt ist also deutlich höher, liegt bei 2,3 pro Spiel. Die bessere Ausbeute ist ein Hinweis darauf, dass doch ein paar Dinge heute anders sind, als vor zwei Jahren.
Denn im Spätherbst 2021 setzte so etwas wie eine Rautendämmerung ein, die sich zusammen mit einer gewissen Zufriedenheit über das Erreichte (= Herbstmeisterschaft) breitmachte, wie ein Jahr nach dieser Entwicklung mehrfach aus dem Verein zu hören war. Auf dem Platz entdeckten die gegnerischen Teams die Fünferkette als erfolgreiches Stilmittel im Spiel gegen den FC St. Pauli. Bis Saisonende sollte der FCSP aus spieltaktischer Sicht damit immer wieder große Probleme haben. Auch 2023 präsentierten Gegner bereits Ideen, wie sie dem dominanten Spiel des FCSP beikommen können. Doch sämtliche Versuche sind bisher ins Leere gelaufen (teilweise im wahrsten Sinne des Wortes). Weil das Team von Fabian Hürzeler sehr viel flexibler ist, stets mehrere Ideen hat, wie man die gegnerische Abwehrreihe in Verlegenheit bringen kann.
Es gibt noch einen weiteren deutlichen Unterschied zwischen den Jahren 2021 und 2023: Der FC St. Pauli ist aktuell defensiv deutlich stabiler. 55 Gegentore gab es in den 40 Zweitligapartien 2021, aktuell sind es 23 nach 29 Spielen. Das Sprichwort „Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften“ ist bekanntlich nicht aus der Luft gegriffen. Nur einmal seit 11/12 landete die beste Defensive der Saison nicht auf einem der ersten drei Tabellenplätze am Saisonende.
Fabian Hürzeler und Peter Nemeth sind seit Anfang 2023, zusammen mit Marco Knoop, ein äußerst erfolgreiches Trainerteam.
(c) Stefan Groenveld
So richtig problematisch wurde es für den FC St. Pauli in der Saison 21/22, als wichtige Spieler ihr Leistungsniveau nicht halten konnten. Daniel-Kofi Kyereh reiste Anfang 2022 zum Africa-Cup, fehlte einige Spiele und kam verletzt zurück. Guido Burgstaller steckte im Formtief und Eric Smith fehlte in der Sieglosserie zwischen Spieltag 28 und 33 aufgrund einer Wadenverletzung. Diese Ausfälle konnte der FC St. Pauli nicht ersetzen, dem Kader fehlte es an Tiefe. Die ersten Ausfälle in dieser Saison wie von Jackson Irvine oder Eric Smith, führten zu vielen tollen Geschichten, die Spieler aus der zweiten Elf schrieben und aktuell schreiben, wenn sie in die Startelf auftauch(t)en. Es zeigt, dass der Kader mehr Tiefe hat als in der Saison 21/22.
Alles, die bisher erkennbaren Anpassungen des FC St. Pauli auf die Reaktionen anderer Teams, der tiefere Kader, sowie die starke Defensive, machen Mut für die kommenden beiden Drittel der Saison. Die Erlebnisse aus dem Jahr 2022 sollten aber eine Warnung sein, wie schnell sich eine solche Situation verändern kann. Spieler wie Irvine, Hartel, Smith und Vasilj – allesamt Führungsspieler im aktuellen Kader – haben den Einbruch damals hautnah miterlebt. Auch Fabian Hürzeler hat das. Für sie dürfte diese Erinnerung nicht nur eine Warnung, sondern auch Motivation sein, es dieses Mal besser zu machen.
Von Selbstzufriedenheit aufgrund der aktuellen Tabellenführung oder des bisher überzeugenden Jahres 2023, ist absolut keine Spur in und um den Kader herum. Man hat das Gefühl, dass die beim FCSP für den Sport verantwortlichen Personen genau darauf ein besonderes Augenmerk gelegt haben. Immer wieder wird betont, dass man noch nichts erreicht habe, dass man eine ganze Saison ein konstant hohes Niveau haben müsse. Immer wieder werden Potenziale genannt, Bereiche, in denen man sich noch verbessern könne. Immer wieder wird versucht, kleinste Anzeichen von Nachlässigkeiten, von aufkommender Zufriedenheit, von Gefühlen, dass man auch nur einen Deut weniger investieren könne, im Keim zu ersticken. Damit sich Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen.
Nein, es wird nicht alles so geschmeidig weiterlaufen, wie bisher in der Saison für den FC St. Pauli. Wenn zum Beispiel im Winter drei wichtige Spieler aufgrund von Asia- und Africa-Cup fehlen oder der Kader weitere schwere Verletzungen hinnehmen muss. Wenn Spieler ihre Form nicht halten können oder aber doch mal eine größere Umstellung der eigenen Spielidee notwendig ist. Trotzdem sind die Vorzeichen andere als in der Saison 21/22. Der FC St. Pauli ist stabiler geworden – auch weil er aus dem verpassten Aufstieg gelernt zu haben scheint.
// Tim
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