Vergessener Weltklasse-Mann: Zaubert ER den BVB aus der Krise? | OneFootball

"Er ist schnell, technisch stark, hat eine super Übersicht. Wenn er fit ist, ist er einer der besten Innenverteidiger Deutschlands!“ Ein Lob in höchsten Töne, dass Niko Kovac zu Wochenbeginn in einem 'Bild'-Interview verteilte. Es galt einem BVB-Spieler, der davon in dieser Saison bisher kaum etwas zeigte. Trotzdem könnte sich für ihn heute die vielleicht letzte Chance bieten, die Laufbahn seines Klubs, sowie seiner Karriere, zurück in die Erfolgsspur zu bringen.

Der letzte Startelf-Einsatz beim 0:2 in Bochum ein Debakel. Anschließend sieben Spiele in Folge 90 Minuten auf der Bank. Zuletzt berappelte sich die Konkurrenz wieder. Ja, glänzte zwischenzeitlich sogar. Ein bisschen Hilfe vom Regelwerk brauchte Niklas Süle schon, um seine Startelfchancen vor dem Dortmunder Auswärtsspiel in Freiburg deutlich zu erhöhen.

Abwehr-Kollege Nico Schlotterbeck muss gegen seinen Ex-Verein eine Gelbsperre absitzen. Sofern Kovac ihn lässt, eine große Chance für Süle um sich zu rehabilitieren. Das Vertrauen seines Übungsleiters hat er ganz offensichtlich. Schon bei seinem Amtsantritt überraschte der Kroate mit dieser Aussage zu seinem Verteidiger, auf den er schon zu Bayern-Zeiten große Stücke hielt: „Wenn Niklas Süle fit ist, dann ist er ein Spieler für die Weltmeisterschaft 2026."

Einer der besten Innenverteidiger der Liga, Teil der Deutschen Nationalmannschaft. Das ist Weltklasse-Format. Potential dafür hat Süle unbestritten. Er ließ es auch immer mal wieder aufblitzen. Es ist aber kein Zufall, dass Kovac, angesprochen auf den 29-Jährigen, verlässlich die Einschränkung "wenn er fit ist" einstreut.

📸 Adam Pretty - 2019 Getty Images

Denn das war der 49-fache Nationalspieler seit seiner Anstellung im Ruhrgebiet selten. Die notorischen Gewichtsprobleme, befeuert durch seine selbst geäußerte Vorliebe für Fast Food nach Siegen, bekam Süle zu Saisonbeginn in den Griff. Transformiert habe er sich, staunten einige Beobachter.

Auch Nuri Sahin schien beeindruckt. Zu Saisonstart war der gebürtige Frankfurter erste Wahl. Doch dann machte erst das Sprunggelenk Probleme, kurze Zeit später riss das Syndesmoseband. Das Ansehen des Großverdieners, laut 'Bild' rund 14 Millionen Euro jährliches Gehalt, litt bei den Borussen in der Zwischenzeit ebenso wie sein Körper.

Einen Abnehmer für den kolportierten Verkaufskandidaten zu finden, dürfte angesichts der aufgezeigten Probleme schwierig werden. Der Vertrag läuft erst 2026 aus. Positiv gesehen bietet sich dem 1,95-Meter-Hünen bis dahin die Chance nochmal sportlich über sich hinauszuwachsen.

"Er ist technisch hoch versiert, zeigt im Training manchmal ganz andere Facetten als solche die man von ihm kennt", schwärmte Julian Brandt noch im Oktober 2022 von "Sülinho". In den Stunden zuvor hatte Süle als Rechtsverteidiger geglänzt, einen Treffer aufgelegt und selber eingenetzt.

📸 Lars Baron - 2022 Getty Images

Zu Jugendzeiten noch lange als Stürmer unterwegs, weiß Süle sich in der Offensive einzubringen. Ein Element aus der Abwehr, mit dem die Dortmunder zuletzt das Überraschungsteam aus Mainz überrumpeln konnten, als Schlotterbeck zwei Treffer mit Ecken auflegte.

Die exakte Kopie davon ist bei Rechtsfuß Süle nicht zu erwarten. Kreation von Vorlagen liefert er typischerweise durch Vorstöße aus dem Spielaufbau. Einmal in Bewegung, sind seine rund 93 Kilo kaum aufzuhalten. Entscheidenden Platz kann er sich so auch bei offensiven Standards verschaffen. Qua Beruf und Statur ist Süle ein guter Kopfballballspieler. Weil das auch die Gegenspieler wissen, zieht er alternativ mehrere Gegenspieler auf sich und schafft so Räume für die Mitspieler bei zuletzt so erfolgreichen ruhenden Bällen.

Die guten Anlagen werden untermauert vom zugesprochenen Vertrauen seines Trainers, dass auch schon einem Emre Can oder Julian Brandt aus der Formkrise half. Der Weg aus der Vergessenheit zurück zur Top-Form kann kurz sein. Die nächste Möglichkeit, diesen anzutreten, sollte Süle aber besser nutzen.

📸 Denis Doyle - 2024 Getty Images