Umbruch mit Weitblick: Der Schalke-Transferplan für den Sommer | OneFootball

Beim FC Schalke 04 steht einmal mehr ein großer Umbruch an. Bei den Königsblauen soll es nach turbulenten Jahren endlich wieder aufwärts gehen.

Formel-1-Pilot Lewis Hamilton hat mit seinem Ferrari beim Großen Preis von Kanada versehentlich ein Murmeltier zu Tode gefahren. Deutlich sicherer als auf Vancouver Island scheinen die Nagetiere in Gelsenkirchen zu leben. Schließlich grüßen sie quasi täglich auf Schalke, wenn am Berger Feld wieder mal ein großer Umbruch ansteht. So auch vor der Saison 2025/2026.

Nach zwei Jahren im Abstiegskampf der 2. Bundesliga will der Traditionsverein endlich zurück in ruhigeres Fahrwasser. Interne Querelen, wie sie in den vergangenen Spielzeiten an der Tagesordnung waren, sollen der Vergangenheit angehören. S04 will ein klares Konzept verfolgen, der Fußball der Knappen soll wieder etwas verkörpern.

Sportvorstand Baumann soll Ruhe ins Schalker Chaos bringen

Doch wie soll das gelingen, zumal die Zielsetzung vor einem Jahr ähnlich klang? In erster Linie mal wieder mit neuem Personal. Werder-Urgestein Frank Baumann ist seit dem 1. Juni offiziell als Sportvorstand tätig und soll mit seiner nüchternen Art Ruhe in das chronisch aufgeregte Umfeld bringen.

Mit Miron Muslic wagt sich zur neuen Saison ein hierzulande weitgehend unbekannter Trainer auf den königsblauen Schleudersitz. Der Österreicher, der am liebsten auf ein 4-2-3-1-System setzt, kommt von Championship-Absteiger Plymouth Argyle und kostet die klammen Knappen stolze 700.000 Euro. Zudem berichtet die WAZ, dass der 42-Jährige zwei Assistenten mitbringen darf, wodurch weitere Kosten auf den Zweitligisten zukommen.

Damit Schalke sein Ziel, eine schlagkräftige Mannschaft für die 2. Bundesliga aufzubauen, überhaupt verfolgen kann, müssen dringend Transfereinnahmen her. Top-Talent Taylan Bulut (19) und Torjäger Moussa Sylla (25) könnten die Vereinskassen füllen, allerdings ist den Interessenten bewusst, dass Schalke auf das Geld angewiesen ist.

Foto: Getty Images

Sollte der siebenmalige Deutsche Meister sein Transferbudget zusammenbekommen, muss Baumann entscheiden, in welche Positionen er investiert. Denn Baustellen gibt es fast überall.

Karius ist die klare Nummer eins im Tor: Diese Baustelle hat Schalke bereits geschlossen

Einzig zwischen den Pfosten ist Königsblau gut besetzt. Loris Karius (31 Jahre alt) hat seinen auslaufenden Vertrag bis 2027 verlängert und geht als klare Nummer eins in die Saison. Einen offenen Kampf um den Platz im Tor will S04 vermeiden, nachdem vor einem Jahr weder Justin Heekeren (24) noch Ron-Thorben Hoffmann von dem Hin-und-Her profitierten.

Heekeren wird sich mit der Rolle des Herausforderers anfreunden müssen oder sich einen neuen Verein suchen. Der 24-Jährige konnte als Stammkeeper zu selten überzeugen und wird gegen einen fitten Karius keine Chance haben. Hinter dem ehemaligen Oberhausener stehen mit Luca Podlech (20) und Johannes Siebeking (19) zwei talentierte Eigengewächse im Kader.

Abwehr: Finanziert Bulut seine Nachfolger?

Die erste Großbaustelle am Berger Feld findet sich in der Abwehrkette. Der Vertrag von Marcin Kaminski läuft aus, Derry Murkin wechselt in die Heimat zum FC Utrecht. Auf der Linksverteidigerposition steht Anton Donkor (27) bereit, der ehemalige Braunschweiger muss sich in seiner zweiten Saison auf Schalke aber deutlich steigern. Talent Vitalie Becker (20) soll dem schnellen Donkor Druck machen. Muslic hat einer Leihe des 20-Jährigen sogar in letzter Sekunde den Riegel vorgeschoben, der neue Trainer schätzt Becker sehr. Ein Neuzugang ist dennoch nicht ausgeschlossen.

Auch in der Innenverteidigung macht derzeit nur ein Becker Hoffnung. Publikumsliebling Timo Becker (28) kehrt ablösefrei von Holstein Kiel zurück und soll mit seiner Erfahrung eine junge Schalker Mannschaft anführen und so unter anderem die Entwicklung von Felipe Sanchez (21) fördern, der seine erstklassigen Anlagen in seiner ersten Saison bei S04 nur selten auf den Platz brachte.

Routinier Tomas Kalas (32) steht noch bis 2027 unter Vertrag, verlor in der Rückrunde aber seinen Stammplatz. Da Ibrahima Cissé (24) den Klub verlassen soll und U19-Kapitän Mertcan Ayhan (18) noch Zeit braucht, muss Schalke in der Defensivzentrale nachlegen. Ganz oben auf der Liste: Nikola Katic (28), der bei Plymouth spielt und dort bereits mit Trainer Muslic zusammengearbeitet hat. Auch an Loïc Lüthi (21) vom FC Winterthur soll Schalke interessiert sein.

Hinten rechts war zuletzt Bulut gesetzt, dass das Talent eine weitere Spielzeit bei seinem Jugendklub verbringt, ist aus finanziellen Motiven unwahrscheinlich. Back-Up Adrian Gantenbein (24) floppte in seiner ersten Saison komplett. Dem Schweizer sitzt zudem Tidiane Touré (20) im Nacken, der aus der U23 aufrückt. Ob Baumann auch auf dieser Position aktiv wird, ist offen, da auch Timo Becker auf außen agieren kann.

Mittelfeld: Talent en masse, aber es fehlt in der Spitze

Paul Seguin hat Schalke bereits in Richtung Hertha verlassen. Er war zwar Stammkraft, blieb den nachhaltigen Nachweis seiner Qualität jedoch schuldig. Ron Schallenberg (26) soll eine Führungsrolle einnehmen. Auch wegen dem ehemaligen Paderborner ist es wichtig, dass die Knappen sich in der Innenverteidigung breiter aufstellen. Dort musste Schallenberg zuletzt aushelfen.

Janik Bachmann (29) ist fußballerisch limitiert, passt mit seiner Art her aber zum Verein und kann für die Kaderbreite wertvoll sein. Max Grüger (20) ist nah an der ersten Elf, aber noch zu inkonstant. Mauro Zalazar (19), Aris Bayindir (18) und Tristan Osmani (20) sind hochtalentiert, aber noch weit weg von einer wichtigen Rolle im Profikader. Ihnen könnte eine Leihe in Liga drei gut tun.

Im Zentrum muss Schalke daher dringend tätig werden. Ein Spieler, der ohne Anlaufzeit die Qualität für die zweite Liga auf den Platz bringt und neben Schallenberg die Stamm-Zentrale bilden kann, muss eine der Transferprioritäten von Baumann sein. Zudem steht der Deal mit Soufian El-Faouzi vor dem Abschluss. Der 22-Jährige kommt von Drittligist Alemannia Aachen und ist im Mittelfeld variabel einsetzbar.

Foto: Getty Images

Sylla-Verkauf hinkt noch: Wie plant Schalke im Angriff?

Moussa Sylla (25) ist bisher der einzige Volltreffer, den Kaderplaner Ben Manga seit seiner Ankunft in Gelsenkirchen gelandet hat. Der Nationalspieler Malis traf trotz Verletzung 16-mal und war neben Kapitän Kenan Karaman (31) der Garant für den Klassenerhalt in Liga zwei.

Während Karaman auch in der nächsten Saison die Gallionsfigur der Knappen sein soll, kann Sylla nach einem Jahr schon wieder gehen. S04 erhofft sich acht bis zehn Millionen Euro für den Torjäger, der unter anderem beim FC Paris, Stade Rennes und Borussia Mönchengladbach auf dem Zettel steht, wartet aber noch auf ein konkretes Angebot. Erst, wenn der schnelle Angreifer den Verein verlässt, kann die Einkaufstour losgehen.

Auf den Außenbahnen ist Schalke mit Amin Younes (31), Christopher Antwi-Adjei (31) und Ilyes Hamache (23) personell gut besetzt, allerdings blieben alle drei, auch verletzungsbedingt, weit hinter den Erwartungen zurück. Zaid Amoussou-Tchibara (19) laboriert noch an einer Kreuzbandverletzung. Um dem Top-Talent Zeit zu geben, aber nicht langfristig den Kaderplatz zu verbauen, könnte sich auf dieser Position eine Leihe anbieten.

Im Sturmzentrum ruhen viele Hoffnungen auf Emil Höjlund (19). Der junge Däne hat eine Debütsaison zum Vergessen hinter sich, war fast durchgehend verletzt. Bleibt der bullige Stürmer endlich fit, kann er sofort weiterhelfen. Pape Meissa Ba (27) kam im Winter aus Grenoble, für eine Bewertung ist es noch zu früh. Der Senegalese wird sich in der Vorbereitung dem neuen Trainer präsentieren dürfen, ehe über seine Zukunft entschieden wird.