Tuchels Rätsel um das „komische“ 2:2: Was Real Madrid hat und der FC Bayern gerne hätte | OneFootball

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·1 de mayo de 2024

Tuchels Rätsel um das „komische“ 2:2: Was Real Madrid hat und der FC Bayern gerne hätte

Imagen del artículo:Tuchels Rätsel um das „komische“ 2:2: Was Real Madrid hat und der FC Bayern gerne hätte

Für Thomas Tuchel fühlte sich das 2:2 im Hinspiel gegen Real Madrid „komisch“ an, weil der Gegner aus zwei Chancen zwei Tore machte und für den FC Bayern eigentlich mehr drin gewesen wäre. Dabei ist die königliche Kaltschnäuzigkeit keine Alltagsfliege – und eine Eigenschaft, die in der Form ein stabiles Fundament voraussetzt. Eines, über das die Münchner nicht (mehr) verfügen. Eine Analyse von 90PLUS-Redakteur Michael Bojkov.

Der FC Bayern und die individuellen Aussetzer

Der FC Bayern erwischte am Dienstagabend einen Start nach Maß – zumindest aus spielerischer Hinsicht. „Wir waren geduldig, sind mit kleinen Pässen hinter die Kette gekommen“, analysierte Thomas Tuchel die starke Auftaktphase seiner Mannschaft, in der sie allerdings einige gute Chancen auf die Führung liegen gelassen hatte. Dass Real Madrid nach 24 Minuten aus dem Nichts und mit der allerersten Chance zustach, war nur in der Momentaufnahme überraschend. Betrachtet man den Treffer von Vinícius Junior aus der Metaperspektive, lassen sich gleich mehrere Faktoten feststellen, die diesen begünstigten.


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Mindestens einer davon war offensichtlich: Der Fehler von Min-jae Kim. Der Südkoreaner, so beschrieb es Tuchel in seinen Worten, rückte „viel zu gierig“ aus der letzten Kette und öffnete so die Schnittstelle für den Brasilianer, den Toni Kroos in gekonnter Manier bediente. Individuelle Fehler in großen Spielen sind beim FC Bayern ein Muster. Allein in dieser Partie unterlief Kim ein weiterer der schwerwiegenderen Sorte, als er in der Schlussphase erneut ohne Not herausrückte und anschließend Rodrygo fällte. Die Konsequenz: Elfmeter für Real Madrid, Vinícius stellte auf 2:2. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit musste man nach K.o.-Spielen immer wieder über leidige individuelle Aussetzer sprechen, allen voran durch Dayot Upamecano, der im letztjährigen Viertelfinal-Hinspiel bei ManCity (0:3) sowie vor wenigen Wochen zum Achtelfinal-Auftakt in Rom (0:1) jeweils doppelt patzte.

Die fehlende Achse

Es waren aber nicht nur die zwei situativen Fehlentscheidungen des Innenverteidigers, die dem FC Bayern am Dienstag gegen die Königlichen den so wichtigen Sieg im Hinspiel kosteten. Anhand der so unterschiedlichen Spielphasen wurde einmal mehr ersichtlich, dass den Münchnern etwas fehlt, wovon Real Madrid seit Jahren profitiert: Eine gefestigte Achse. Nicht allzu viele Jahre ist es her, da hatte der deutsche Rekordmeister Spieler wie Bastian Schweinsteiger oder Mark van Bommel in seinen Reihen, die nicht nur über Führungsqualitäten verfügten und ihren Teamkollegen damit in großen Spielen wie diesem wichtige Softskills mitgaben, sondern auch für die nötige Struktur im eigenen Spiel sorgten. Ab 2014 wurde diese Aufgabe größtenteils Xabi Alonso zuteil, später war Thiago Dirigent und Initiator vor der Abwehrkette. Seit seinem Abgang 2020 geht dem FC Bayern dieser Spielertyp aber komplett abhanden, und wenig überraschend macht sich das am stärksten in Spielen gegen große Gegner bemerkbar – in beidseitiger Hinsicht.

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Dass gegen Real Madrid gerade am Ende mehr drin gewesen wäre, wussten sie alle. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

„Nach 15 Minuten sind wir immer langsamer geworden, ich weiß gar nicht wieso“, monierte Tuchel. „Wir haben Schwierigkeiten gehabt, das Spiel zu beschleunigen, in den Sechzehner reinzukommen, das war eigentlich nur in der ersten Viertelstunde gut.“ Phasen wie die zu Beginn, in denen der FC Bayern als Kollektiv den Gegner unter Druck setzt, gab es auch am Dienstagabend selten. Die Münchner sind nach wie vor zu abhängig von der individuellen Klasse Einzelner – eines Jamal Musiala, eines Harry Kane oder Leroy Sané, der mit einer genialen Aktion für das zwischenzeitliche 1:1 sorgte. Momente wie diese braucht die Mannschaft und können im Optimalfall auch Titel gewinnen, doch nachhaltig sind sie nicht, wenn das Konstrukt dahinter nicht passt.

Der Bayern-Kader wirft Fragen auf

Zwischen Manuel Neuer im Tor und dem genannten Offensiv-Dreigestirn klafft eine riesige Lücke aus Fragezeichen. Regelmäßige individuelle Aussetzer, mangelnde spielerische Klasse und eine fehlende Führungsachse sind Probleme, die der FC Bayern hat und Real Madrid nicht. Die Königlichen machten in der Allianz Arena beileibe nicht ihr bestes Spiel, sonst stünde nach 90 Minuten auch ein anderes Ergebnis auf der Anzeigetafel. Aber ihr Selbstverständnis während des gesamten Spiels war ein anderes als das der Münchner. Sie wussten, was sie taten – zum Beispiel auch weil sie einen Toni Kroos in den eigenen Reihen haben, der ein Mensch gewordener Ruhepol ist und damit nicht nur in schwierigen Phasen von unschätzbarem Wert ist, sondern gleichzeitig in jedem Moment aus dem Spiel heraus etwas Geniales entstehen lassen kann. So wie beim 1:0, als der Nationalspieler die durch Kims Herausrücken freigewordene Schnittstelle in der Bayern-Abwehr erspähte und Vinícius einen perfekt temperierten Ball pfannengerecht servierte.

„Sie haben mit uns gemacht, was sie mit allen machen: Aus zwei Torchancen, zwei Tore. Deswegen fühlt es sich etwas komisch an“, waren Tuchels Worte über den Gegner. Dabei ist er beileibe nicht der erste Trainer, der nach einem Spiel gegen Real Madrid ein „komisches“ Gefühl hat. Die Königlichen müssen optisch nicht das überlegene Team sein. Denn sie beherrschen es wie keine andere Mannschaft, auf den Punkt da zu sein. Weil die Mannschaft weiß, wozu sie in der Lage ist und Vertrauen in ihre eigene Stärke hat. Ein Nonplusultra, von dem sich der FC Bayern im Laufe der letzten Jahre schleichend entfernt hat.

(Photo by KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP via Getty Images)

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