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·23 de septiembre de 2024
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·23 de septiembre de 2024
Viele Anhänger nehmen das Beben bei den Königsblauen, wie man es anders nicht mehr nehmen kann: mit Sarkasmus
Ich habe am Freitag beim Spiel Schalke 04 gegen Darmstadt 98 den Fernseher ausgeschaltet, als es 3:0 stand. "Die Sache ist durch", dachte ich. Es war ein Fehler. Das Ganze endete in einem historischen 3:5 und der anschließenden Entlassung des Trainers und des Sportdirektors. Ein Zwischenziel hat Schalke zwar erreicht: den Relegationsplatz. Es ist nur leider der falsche.
Gestern habe ich in Vorbereitung auf diese Kolumne den Social-Media-Auftritt des Zweitligadrittletzten gestalkt. Ich muss sagen: Ich hatte etwas anderes erwartet. Die Schalke-Fans haben mich beeindruckt. Sie kommentierten den Niedergang ihres Lieblingsklubs nicht hasserfüllt, sondern entweder resignierend sachlich oder mit gutem Humor und einem Schuss Sarkasmus.
Anders geht's vermutlich auch nicht mehr.
#S04-Update: Sportdirektor Marc Wilmots und Chef-Trainer Karel Geraerts sind mit sofortiger Wirkung freigestellt. U23-Coach Jakob Fimpel wird bis zur Länderspielpause als Interimstrainer arbeiten.
Ein Fan schrieb darunter: "Damit bin ich jetzt 33 Schalke-Trainer alt 😭"
Die Eilmeldung des Klubs am Samstag bedeutet nicht mehr und nicht weniger als: Die Königsblauen machen einen Neuanfang, den gefühlt 20sten der letzten Jahre. Diesmal mit Ben Manga an der Spitze. Ben Manga ist der berühmte Kaderplaner (aka Diamantenauge aka Perlentaucher), der einst in Frankfurt Randal Kolo Muani entdeckte. Die Eintracht holte den Franzosen damals für einen warmen Händedruck und verkaufte ihn später für 95 Millionen Euro.
Auf Schalke entdeckte Ben Manga bislang nur die Abstiegsregion der zweiten Liga. Die hätte ich aber auch gefunden.
Vielleicht liegt's ja am Verein. Schalke ist der Klub, der im Monopoly des Fußballs seit Jahren ständig die "Gefängnis"-Karte zieht. Ein Fan kommentierte auf Instagram: "Willkommen in der größten Selbsthilfegruppe der Welt!"
Wahrscheinlich ist das die Lösung: Humor. Erstnehmen kann man Schalke nicht mehr.
Erst kürzlich saß ich in Berlin mit Union-Manager Horst Heldt zusammen. Wir redeten lange über alte Zeiten. Über 1860, Stuttgart, aber er war ja von 2010 bis 2016 auch Schalke-Vorstand. In Heldts Zeit fallen unter anderem folgende Platzierungen: 3, 4, 3, 6, 5.
Also erste Liga, nicht zweite.
Das klingt im Jahr 2024 wie Geschichtsverfälschung der übelsten Sorte. Sag' heute einem zehnjährigen Schalke-Fan, dass der Klub um seine Geburt herum dreimal in Folge in der Champions League spielte und Europa-League-Auftritte eher Ausrutscher waren – er wird auf der Stelle ohnmächtig.
Als ich mit Heldt sprach, kam ein Schalke-Fan vorbei. Er sah uns nur an, zuckte mit den Schultern und sagte: "Jens Keller". Vermutlich bekam er Gänsehaut. Keller wurde auf Schalke vor zehn Jahren fortgejagt, nachdem er den Klub ins Achtelfinale der Champions League und in der Bundesliga auf Platz drei geführt hatte. Zur Einordnung: Platz drei ist die Abschlussplatzierung des FC Bayern München in der vergangenen Bundesliga-Saison.
Kein Wunder, dass die Fans ihren eigenen Klub nicht mehr ganz ernstnehmen können, wenn jetzt ein Kaderplaner, auch wenn er sehr beliebt ist, die große neue Hoffnung, ihr Leuchtturm sein soll. Ich selbst fand es lustig und bezeichnend zu lesen, dass sich Ben Manga kürzlich mit dem von ihm kritisierten Trainer Geraerts ausgesprochen haben soll – und zwar: am Telefon.
Immerhin nicht per WhatsApp.
"Ganz normaler Morgen in Gelsenkirchen", postete jemand am Samstag auf Instagram. Ein Düsseldorf-Fan schrieb dazu: "Ihr wechselt Reifen, wenn der Motor kaputt ist."
Und ein besonders verbitterter Schalker räumte ein: "Wir sind ein größerer Karnevalsverein, als es Köln und Düsseldorf jemals werden."
Wie geht's weiter? Die bittere Wahrheit ist: Immer, wenn sie auf Schalke von Kontinuität sprechen, ist das nächste Beben näher als die nächste Jahreszeit.
Apropos, ein Fan kommentierte die Eilmeldung der Trainer- und Sportdirektor-Entlassung so: "Freue mich auf den gleichen Post in 2 Monaten."
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