Nicht länger zuschauen: Patrick Arnold zu Rassismus im Fußball | OneFootball

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·26 de agosto de 2025

Nicht länger zuschauen: Patrick Arnold zu Rassismus im Fußball

Imagen del artículo:Nicht länger zuschauen: Patrick Arnold zu Rassismus im Fußball

Soziale Probleme und gesellschaftspolitische Veränderungen machen sich auch im Fußball bemerkbar. Zur ersten Runde im DFB-Pokal wurde das auf gravierende Weise deutlich: Auf mehreren Plätzen kam es zu rassistischen Ausfällen. Lässt sich trotzdem von Einzelfällen sprechen oder ist die Tendenz steigend? Patrick Arnold, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW, bewertet die Situation aus Expertensicht, erläutert Gegenstrategien und erklärt, was jeder Einzelne tun kann, um Rassismus die notwendige Antwort entgegenzusetzen.

Wie groß ist das Problem von Rassismus im Fußball – nimmt es zu? Die aktuellen Analysen der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW (MeDiF-NRW) zeigen deutlich: Diskriminierung – insbesondere Rassismus – ist weiterhin ein gravierendes Problem. Wir beobachten derzeit, trotz der intensiven Positionierungen durch die Clubs, sogar wieder eine Zunahme von Vorfällen – sowohl in den Stadien als auch im digitalen Raum. Letzterer ist mittlerweile nur noch mit massivem personellem und technischem Aufwand zu moderieren, was der erste Spieltag des DFB-Pokals mit aller Deutlichkeit gezeigt hat. Diese Entwicklungen stehen nicht isoliert da, sondern spiegeln größere gesellschaftliche Tendenzen wider: Nationalistische und demokratiefeindliche Narrative werden lauter – und machen auch vor Fußballstadien und -plätzen nicht halt.


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Es wird intensiv über Ursachen und Täter diskutiert, aber wie stellt sich das Thema aus der Perspektive der Betroffenen dar? Als Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW sehen wir es als unsere Aufgabe, diesen Entwicklungen nicht nur aufmerksam zu begegnen, sondern auch die Perspektiven der Betroffenen konsequent in den Vordergrund zu stellen. Betroffene brauchen Schutz und Solidarität – und sie brauchen Vereine, Fangruppen und Verantwortliche, die sich klar und sichtbar an ihre Seite stellen. Zumindest das hat nach dem Vorfall in Leipzig gut funktioniert. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf einzelne Clubs oder Fangruppen zu zeigen, denn Rassismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gibt es überall – auch auf Schalke. Wichtig ist, wie wir als Vereinsfamilie damit umgehen. Nach anfänglichen Irritationen hat sich Lokomotive Leipzig klar positioniert. Sicherlich wird es auch dort ein langer Weg sein, alte Strukturen aufzubrechen.

Wird die Fußballszene teilweise gezielt infiltriert? Neben einem gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck, der sich auch in den Stadien bemerkbar macht, lassen sich tatsächlich besorgniserregende Versuche rechtsextremer Gruppen beobachten, gezielt junge Fußballfans anzusprechen und zu vereinnahmen. Diese Bestrebungen gab es schon bei HoGeSa, den Corona-Protesten und auch jetzt bei den vermehrt stattfindenden Neonazi-Demos in NRW – so wie kürzlich in Gelsenkirchen. In Essen-Kray, direkt an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen, beobachten wir derzeit Versuche, einen sogenannten „Nazikiez“ nach dem Vorbild von Dortmund-Dorstfeld zu etablieren. Dabei spielen Fußball und Fankultur eine zentrale Rolle: Rechtsextreme Akteure aus der Organisationsstruktur dieser Entwicklungen besuchen u. a. Spiele in der VELTINS-Arena und werben auf Social Media mit ihrem Stadionbesuch. Das ist kein Zufall, sondern eine Strategie – und damit auch ein direkter Angriff auf das Leitbild von Schalke 04, mit dem sich der Verein demokratisch, antirassistisch und vielfältig positioniert. Dieses Leitbild wurde von der Mitgliederversammlung selbst beschlossen – es ist also Ausdruck des Schalker Selbstverständnisses.

Was wird dagegen unternommen und was kann vielleicht auch jeder Einzelne tun? Die Verteidigung dieser Werte ist Handarbeit. Sie braucht Engagement, Haltung und die Bereitschaft, gemeinsam gewaltfrei für eine vielfältige und demokratische Vereinsfamilie einzustehen. Im Prinzip ist es das, wofür sich der Verein mit seinem Leitbild und Initiativen wie #STEHTAUF seit Jahren engagiert. Deshalb lautet unser Appell: Beteiligt euch! Unterstützt die Angebote von Schalke hilft!, der Fan-Initiative, dem Fanprojekt und der lebendigen, bunten Fanszene mit ihren mitgliederstarken Organisationen. Das gilt natürlich nicht nur für Schalke 04 und seine Fans, sondern für alle Vereine. Wir bei MeDiF-NRW stehen an eurer Seite und rufen alle Beteiligten im Fußball dazu auf, Verantwortung zu übernehmen – für den Schutz der Betroffenen und für unser gesellschaftliches Miteinander, von dem der Fußball lebt. Stadien sollen angstfreie Räume sein, in denen jeder willkommen ist. Wichtig ist es deshalb auch, Vorfälle zu melden. Wenn Besucherinnen und Besucher rassistische Beleidigungen erleben, kann ich jede und jeden nur ermutigen, dies auch zu melden – denn diese Themen brauchen Sichtbarkeit. Neben unserer Meldestelle, der MeDiF-NRW, gibt es auch direkt in der VELTINS-Arena die Möglichkeit, sich an die #STEHTAUF-Anlaufstelle zu wenden. Der Vorgang bleibt auf Wunsch anonym und kann auch im Nachgang noch erfolgen. Denn wichtig ist: Wir dürfen nicht länger zuschauen!

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