FC Bayern München
·28 de mayo de 2025
Müller: „Ich wusste, ich bin gut – aber nicht, wie weit es reicht“

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·28 de mayo de 2025
Rekordspieler, Rekordgewinner, Oberbayer – nach 25 Jahren heißt es Abschied nehmen von unserer Nummer 25. Das FC Bayern Clubmagazin „51“ ließ Thomas Müller aber nicht gehen, ohne noch einmal ausführlich mit ihm zu sprechen. Wieder einmal zeigte sich: „Radio Pähl“ hat ein unvergleichliches Gespür für Räume und Worte.
Thomas, wir wollen auf deine 25 Jahre beim FC Bayern zurückblicken. Und zwar anhand von Aussagen, die du im Laufe deiner Karriere getroffen hast – oder andere über dich. Thomas Müller: „Oh, da gibt es natürlich viel Material.“
Es geht los: „Ich garantiere gar nichts – außer: Der macht Tore, Tore, Tore!“ „Das kenne ich natürlich. Das hat Hermann Gerland gesagt.“
248 Tore und 222 Vorlagen – 470 Torbeteiligungen in 751 Spielen im FCB-Trikot. Lauter Superlative.
Mit diesen Worten kämpfte er einst im Büro von Uli Hoeneß gegen deinen Verkauf nach Hoffenheim. Wie wäre deine Karriere sonst verlaufen? „Zum damaligen Zeitpunkt, im Januar 2009, wollte ich tatsächlich weg. Hoffenheim war zusammen mit Bayern Tabellenführer – und ich wäre dort der fünfte Offensivspieler für vier Positionen gewesen. Dagegen habe ich bei Bayern zu diesem Zeitpunkt nur in der Dritten Liga gespielt, habe nicht mal mit den Profis trainiert. Deswegen war ich im ersten Moment auch nicht begeistert, dass der Wechsel nicht geklappt hat. Heute weiß ich natürlich: Es war ganz gut so (lacht).“
Wir müssen uns also bei Hermann Gerland bedanken, dass du uns erhalten geblieben bist. Wie ist euer Verhältnis heute? „Der ‚Tiger‘ und ich haben weit über den Fußball hinaus eine Beziehung entwickelt. Wir kennen und schätzen uns, auch unsere Art, unsere Geradlinigkeit. Über das Thema Dankbarkeit habe ich mir zuletzt viele Gedanken gemacht. Natürlich gibt es viele Trainer und Menschen, denen ich zu danken habe. Eben Hermann Gerland zum Beispiel. Oder auch Louis van Gaal – ich bin froh, dass ich in den Genuss kam, unter ihm spielen und trainieren zu dürfen. Aber man darf schon sagen, dass es auch gute Gründe gab, warum ich unter ihm viel gespielt habe: Er hat damals verschiedene Konstellationen ausprobiert – und mit mir hat es am besten funktioniert.“
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Du hast also sportlich überzeugt. „Genau. Auch Hermann Gerland hat sich für mich eingesetzt, weil ich für seine Mannschaft wertvoll war. Im Profisport geht es in erster Linie um Leistung, nicht um Gefälligkeit. Dieses Prinzip vermisse ich manchmal auf gesellschaftlicher Ebene. Ich würde mir wünschen, dass in unserer Gesellschaft alle gleiche Startchancen haben – aber anschließend darf sich jeder durch Leistung nach vorne bringen, statt sich auf andere zu verlassen. Ich habe das Gefühl, dass das ein bisschen verloren gegangen ist.“
Das nächste Zitat: „Ich weiß, dass jedes Tor gleich viel zählt, nämlich immer eins. Ich weiß auch, wenn man nur die schönen Tore nähme, hätte ich nicht so viele auf dem Konto.“ Welches deiner 248 Bayern-Tore würdest du dennoch herausheben? „Das krasseste Erlebnis war mein Tor im ‚Finale dahoam‘. Weil es ein Erlösungsmoment war und danach die ganze Stadt gebebt hat. Auch bei meinem Last-minute-Tor zum 2:2 gegen Juventus Turin im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League 2016 waren viele Emotionen im Spiel. Am Ende ist jedoch nicht entscheidend, wie schön ein Tor ist, sondern was es in dem Moment im Kopf auslöst. Und dieser Chemiecocktail verstärkt sich natürlich direkt proportional durch die Reaktion der Zuschauer. Diese Intensität bleibt in Erinnerung.“
Dein Gefühl vor der ersten Einwechslung
Wenn Louis van Gaal laut in der Kabine wurde
Wenn es mal wieder müllert
19. Mai. Finale dahoam
Auf Manus Schultern mit dem Henkelpott
Dein Sprintduell mit Marcel Schmelzer im Pokalfinale
Wenn Pep Guardiola taktische Kniffe erklärte
Schafkopf-Duelle mit Philipp Lahm
Wiedervereint mit Jupp und dem Tiger
Als du das letzte Mal mit Robbéry auf dem Platz standest
8:2 gegen den FC Barcelona
Sechs Titel in einem Jahr
Wenn du an deinen Sturmpartner LewanGOALski denkst
In Köln. Dortmund auf dem Handy schauen
Das erste Mal Dritter werden
Das letzte Heimspiel
„Die Tore sind nicht mein Benzin. Sie sind eher der Lack. Der Speziallack für das Auto, der nach außen gut aussieht.“ „Damit wollte ich ausdrücken: Wenn du ein Tor machst, überdeckt das nach außen meist deine wirkliche Leistung. Natürlich wird man als Offensivspieler an Toren gemessen. Aber ich habe mich immer anders definiert, als Mannschaftsspieler. Wenn ich in einer Zwei-gegen-eins-Situation auf den Torwart zulaufe, spiele ich immer den Querpass, weil das die Wahrscheinlichkeit auf ein Tor maximal erhöht.“
Wenn es nicht die Tore waren – was war dann dein Benzin über all die Jahre? „Mein Antrieb war immer der Wettkampf. Und den hatte ich bei Bayern auf dem höchsten Niveau und unter dem größten in Deutschland möglichen Brennglas. Am Ende geht es wieder um die Glückshormone, mit dem Druck der Öffentlichkeit als Multiplikator. 75.000 Zuschauer in der Allianz Arena, 400.000 Vereinsmitglieder – und bei der WM rund 80 Millionen Deutsche.“
Du hast gesagt: „Ich bin ein Raumdeuter.“ Dieser Begriff wurde zu einem eigenen Fachterminus für deinen Spielstil. „Ich habe den Begriff damals spontan in einem Interview verwendet. Es hieß immer, die Leute würden nicht verstehen, wie ich auf diesem Top-Niveau funktionieren kann. Ich bin ja offensichtlich zu langsam, kann nicht dribbeln und so weiter. Mit ‚Raumdeuter‘ habe ich versucht zu erklären, was meine wesentliche Stärke ist. Dass ich jemand bin, der ohne Ball gut ist. Der Begriff hat sich durchgesetzt, sogar international (lacht).“
Kein Deutscher hat mehr Titel (34) gewonnen als Thomas Müller. Darunter: 13 Meisterschaften, zwei Champions League-Henkelpötte und die Weltmeisterschaft.
Was zeichnet den Raumdeuter denn aus? „Jamal Musiala läuft mit dem Ball in fünf Gegenspieler hinein und kommt mit Ball wieder raus – ich nicht. Ich brauche Mitspieler, ich funktioniere über Raum, Positionierung, Kombinationsspiel. Ich versuche, bei den Verteidigern kurze Momente der Unklarheit zu erzeugen – wer ist jetzt für mich zuständig? Das nutze ich dann aus. Im Gegensatz zur landläufigen Ansicht ist mein Spiel eigentlich total berechenbar. Für mein Spiel waren auch immer Trainer besser, die viel Struktur vorgegeben haben.“
Hattest du mal den Gedanken: Alle Spieler bei Bayern haben etwas, was ich nicht habe – warum bin ich hier? „Anfangs ja. Ich wusste immer, ich bin gut – aber nicht, wie weit es reicht. Als Pep Guardiola kam, war mir klar, dass ich nicht der typische Pep-Spieler bin. Trotzdem war ich in den drei Jahren derjenige mit den meisten Spielen, ich glaube sogar mit den meisten Toren. Da habe ich gemerkt, dass auch ich etwas habe, was andere nicht haben. Irgendwann glaubst du es dir dann.“
Über die Meisterfeier 2018 hast du gesagt: „So wie wenn man in der Kreisklasse aufsteigt, nur vielleicht ein bisschen gedämpfter.“ „Keine Sorge, damals haben wir schon gut gefeiert, aber wir wussten auch, dass wir eine Woche später noch ein DFB-Pokalfinale haben. Deswegen zieht man irgendwann die Handbremse. Nach einer richtigen Kreisklassen-Meisterfeier kann wahrscheinlich die nächsten drei Tage keiner so richtig trainieren.“
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Ist das auf dem höchsten Niveau vielleicht der größte Wermutstropfen – dass man Erfolge kaum auskosten kann, weil sofort der nächste Titel ruft? „Man meint das manchmal. Aber eigentlich finde ich es schön, dass es immer weitergeht. Der Wettkampf, der Weg zum Titel, ist das, was Spaß macht. Das Titelgewinnen ist am Ende nur ein schöner Moment, der der Saison einen Rahmen gibt – und dann geht‘s weiter.“
Deine größte Niederlage war das „Finale dahoam“. Ist das das Spiel, das du gern noch mal spielen möchtest? „Das ‚Finale dahoam‘ war der krasseste Individualmoment meiner Karriere. Aber ich würde es nicht noch mal spielen wollen – weil dann hätte ich diesen Moment ja vielleicht nicht mehr. Und es liegt auch ein Reiz darin zu wissen, dass Spiele nicht noch mal spielbar sind, dass Dinge nicht wiederkommen. Dank unseres Husarenritts im Jahr darauf können wir heute zum Glück etwas gnädiger auf das ‚Finale dahoam‘ blicken.“
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Deinen Abschiedsbrief an die Fans hast du mit „Immer vorwärts, FC Bayern“ abgeschlossen – die neue Hymne der Fans. Bleibt das in dir: Immer vorwärts, FCB? „Ich finde die Hymne cool, sie trifft den Nagel auf den Kopf. Denn als Fan wünscht man sich natürlich, dass der FC Bayern weiter Erfolg hat. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass dieser Verein nicht nur so viele Emotionen weckt, sondern auch so viele Menschen eint: mit seinem Fußball, seinen Werten und auch durch seine gesellschaftliche Verantwortung. Natürlich gibt es immer auch Themen, die kritisch diskutiert werden. Aber als Gesamtkonstrukt ist der FC Bayern eine enorm mit Positivität belegte Marke.“
Du hattest immer eine besondere Beziehung zu den Fans. Was bedeutet dir das nach dieser langen Zeit? „Die Fans sind Teil des Faszinosums Fußball. Wir hatten viele gemeinsame Momente, harte Niederlagen und große Siege, die wir alle gefühlt haben. Eigentlich könnte man ja denken, dass Fußball mit seinen 90 Minuten Spielzeit und manchmal nur einem oder gar keinem Tor das Valium der Neuzeit sein müsste. Aber so ist es nicht. Das Spiel, die Rivalität der Mannschaften, die unterschiedlichen Kulturen – das packt uns alle immer noch.“
Das komplette Interview lest Ihr im FC Bayern Clubmagazin „51“, Ausgabe Juni/Juli 2025:
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