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·31 de octubre de 2024
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Guti war Teil der Galácticos – Foto: Denis Doyle/Getty Images
Über José María Gutiérrez gibt es keine zwei Meinungen: genial, spektakulär, fußballerisch begnadet – unvergessen bleiben nicht nur seine „Taconazos“, als er frei vorm Keeper per Hacke zurücklegte, damit Karim Benzema die Kugel locker einschieben kann oder als er ebenfalls per Hackentrick den Ball in den Sechzehner spitzelte, ehe Zinédine Zidane diesen ins Netz beförderte. Der gebürtige Madrilene blickt auf eine wilde Karriere zurück, in der ihm der Makel nachhing, die hohen Erwartungen, sein eigentliches Potential doch nie so ganz erfüllt zu haben.
Von der Jugendakademie bis zum stellvertretenden Kapitän der ersten Mannschaft durchlief Guti alle Stationen bei den Königlichen. Als waschechter Canterano feierte er unter Trainer Jorge Valdano am 2. Dezember 1995 sein Profi-Debüt gegen den FC Sevilla, ab der Saison 1996/97 war er fester Bestandteil des Teams. In Madrid sollte es die Trikotnummer 14 ganze 15 Jahre halten, ehe er der spanischen Hauptstadt im Jahr 2010 schweren Herzens den Rücken in Richtung Beşiktaş Istanbul kehrte, wo er ein Jahr später seine Karriere beenden sollte. Mit dem Abschied haderte er noch lange: „Mein Abschied war sehr kalt. Nun, es war so, als wäre ein Kerl gegangen, der sechs Monate bei Real Madrid war.“ Der Spanier war alles andere als so „ein Kerl“, immerhin streifte sich Guti stolze 542 Male das weiße Trikot über, erzielte dabei 77 Tore und legte weitere 94 Treffer auf. Unter den 15 gewonnenen Titeln befinden sich drei Champions-League-Trophäen – wenn auch mit einer kleinen Randnotiz: Er stand in keinem der Finalspiele auf dem Platz.
Guti bei Real Madrid
1995 – 2010:
Vor allem im offensiven Mittelfeld glänzte der mannschaftsdienliche Linksfuß mit einer grandiosen Übersicht und genialen Pässen. Der Blondschopf musste nicht immer auffallen, um ein gutes Spiel hinzulegen. Zu seinen Stärken zählten nämlich ebenfalls seine ausgeprägte Vororientierung, dynamische Bewegungen in die freien Räume sowie eine überragende Technik. Problematischer sah das Ganze gegen den Ball aus: Balleroberungen und Zweikämpfe gehörten eher zu seinen Defiziten. Gutis Leistungen fehlte es oft an Konstanz, was auch dazu führte, dass er lediglich 14 Mal für die spanische Nationalmannschaft auflief und keine einzige Spielminute bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft sammeln durfte. So maulte einst Bayern-Manager Uli Hoeneß auf die Frage, ob Guti ein Akteur von Weltklasse-Format sei: „Ach was! Das ist doch kein Weltklassemann, sondern nur ein guter Spieler.“ Anders sahen das zumindest seine Mitspieler, die täglich mit Guti zusammenarbeiteten. Wesley Sneijder bezeichnete ihn beispielsweise als „wahrscheinlich besten Spieler, mit dem ich je zusammengespielt habe“ und auch niemand geringeres als Zinédine Zidane fand ausschließlich lobende Worte. Nicht seine fußballerische Qualität war scheinbar ausschlaggebend für die turbulente Karriere, vielmehr war es das Verhalten auf und neben dem Platz.
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In einer Epoche, in der das weiße Ballett mit zahlreichen großen Namen wie Ronaldo, Zidane oder Figo gespickt war, stand Guti – für manche, wenn auch beispielsweise nicht für „Kvaradona“ – eher im Schatten. Ganz unsichtbar blieb er allerdings nie – mit seinen langen, blonden Haaren, fixiert vom Stirnband, erkannte man ihn bereits aus der Ferne. Sein damaliger Trainer Vicente del Bosque bat ihm sogar mal, sein Markenzeichen zu kurzen, worauf Guti trocken erwiderte: „Nur wenn Sie den Schnurrbart abnehmen.“ Trotz des großen Staraufgebots versteckte sich Real Madrids Paradiesvogel keineswegs – im Gegenteil: Guti vertrat stets auf und neben dem Platz lautstark seine Meinung, was ihm ganze zehn Platzverweise bescherte. Dazu kamen disziplinarische Auffälligkeiten abseits des Rasens, im Stile eines extrovertierten Lebemannes soll er wohl selten eine Party ausgelassen haben und war dem Alkohol nicht abgewandt. Auch sein Kapitel in Istanbul glich einer Achterbahnfahrt: In kürzester Zeit verlor er seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer und gewann den türkischen Pokal. Den Gazetten ging selten der Stoff zur Berichterstattung aus. Ein waschechter Popstar!
Im Sommer 2012 beendete Guti die aktive Spielerkarriere nach etwa anderthalb Jahren in Istanbul. Mit seinem begnadeten Spielverständnis lag eine Trainerkarriere nah, folglich sammelte er zwischen 2013 und 2018 bei diversen Jugendmannschaften der Königlichen seine ersten Trainer-Erfahrungen ehe er als Co-Trainer bei Beşiktaş anheuerte. Im darauffolgenden Jahr engagierte ihn Zweitligist UD Almería als Cheftrainer, wo er nach nur knapp acht Monaten und 22 Partien an der Seitenlinie wieder entlassen wurde. Seitdem ist Guti vereinslos und träumt mehr oder weniger insgeheim davon, eines Tages seinen Herzensverein trainieren zu dürfen. Heute ist der Fan-Liebling ein gern gesehener Gast in der spanischen Sportsendung „El Chiringuito“, in der er gewohnt kein Blatt vor den Mund nimmt, um das königliche Wappen zu verteidigen – eine wahre Ikone des Madridismo. Auch wenn es für eine erfolgreiche Karriere auf der Trainerbank wohl genauso wenig reichen soll, wie einst zu einem absoluten Weltklasse-Spieler – die Anlagen dazu hatte er eigentlich. So hört man in Madrid noch heute viele sagen: „Hätte er wirklich gewollt, hätte er der Beste sein können.“