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·15 de junio de 2025

Geschockt von WM-Eröffnung: Das Beste passierte, als die TV-Kameras Pause machten

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Als das WM-Eröffnungsspiel zwischen Inter Miami und Al-Ahly (0:0) seine größte Langeweile entfaltete, versprach ausgerechnet der verbandseigene Fifa-Monitor im Presseraum die Erlösung. Die Liste der empfangbaren TV-Kanäle bot als Alternative zum Fußballspiel den Wetterkanal sowie Übertragungen von Tennis und Golf an. Kein Witz: Daneben prangte in aller Herrlichkeit das offizielle Logo der Fifa-Klubweltmeisterschaft.

Anlass zum Umschalten gab’s reichlich. Es gab auf dem Rasen ein bisschen Messi und sonst nicht viel. Sein Sturmkollege Luis Suarez: mit 38 nur noch ein Schatten seiner selbst. Das Beste passierte, als die TV-Kameras aus waren: In der Halbzeitpause spielten Altstars wie Kaka, Djorkaeff und Pepe ein Lattenschießen aus und hatten einen riesigen Spaß. Die sind alle in Rente – aber haben im kleinen Zeh mehr Ballgefühl als die halbe Startformation von Inter Miami.


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Als Journalist hatte man ja vorher schon aus Tradition die Befürchtung, dass so ein WM-Turnier mit 32 Klubmannschaften aus aller Welt nicht das Niveau halten kann, das europäische Fußballfans aus der Champions League kennen. Die Skeptiker dürfen sich bestätigt fühlen. Ich saß beim Eröffnungsspiel im Stadion und war hinterher geschockt von der Nullnummer, die im Hard Rock Stadium in Miami stattgefunden hatte. Und fürchte das Schlimmste, was jetzt vier Wochen lang kommt.

Nicht weil die zwei Mannschaften keinen ordentlichen Kick zustande brachten; das haben wir schon bei vielen Weltmeisterschaften zum Turnierstart erlebt. Und auch nicht, dass Lionel Messi, der Star von Inter Miami, keine Ähnlichkeit mehr mit dem früheren Messi vom FC Barcelona oder zuletzt beim WM-Sieg 2022 in Katar zeigt. Es ist viel schlimmer. Ich fragte mich: Für wen soll dieses Turnier eigentlich sein? Für echte Fans sicherlich nicht.

Auf den Rängen fehlte so ziemlich alles, was Vereinsfußball ausmacht. Kurvenkultur, Banner und Fahnen, Schlachtgesänge: Nichts davon gab’s im Hard Rock Stadium. Ich, der Pyro im Stadion hasst, ertappte mich plötzlich dabei, wie ich die Ultra-Fans mit ihrer verrückten Zündelei vermisste – das bisschen Anarchie halt, das jeder Bundesliga-Klub in seinem Anhang pflegt. Stattdessen mutierte das gesamte Stadionrund zu einem Familienblock mit 60.000 Menschen.

So klinisch rein kommt die Klubweltmeisterschaft rüber

Die Leute auf den Rängen waren begeistert, ja. Aber wir kennen diese Form der Begeisterung, wenn Nationalmannschaften spielen: Alles auf den Rängen bleibt gesittet und clean und wird vom Verband in geplanten Choreografien orchestriert, damit niemand beim Spiel vom Drehbuch abweicht. So klinisch rein kommt auch die Klubweltmeisterschaft rüber: Mit der Redbullisierung des manchmal aufsässigen Vereinsfußballs begeht die Fifa einen Verrat an der Fußballkultur.

Der große Arsenal-Trainer Arsene Wenger, inzwischen „Direktor für globale Fußballförderung“ bei der Fifa, haute jedenfalls bei den Kicker-Kollegen einen verräterischen Satz raus: „Klub-Fußball ohne Klub-WM ist ein unvollständiges Produkt.“ Da stecken zwei Unverschämtheiten drin. Erstens: Der Weltfußball kam 95 Jahre sehr gut ohne Klub-WM aus. Zweitens: Fußball ist kein Produkt, sondern eine Lebenseinstellung. Aber „Produkt“ passt wohl am besten zur Klub-WM.

Es ist jedenfalls kein Zufall, dass ausgerechnet Miami das WM-Eröffnungsspiel bekommen hat. Den Klub Inter Miami hat der englische Weltstar David Beckham aus dem Boden gestampft. Er holte Messi, um die Eintrittspreise in der US-Liga MLS zeitweise zu verzehnfachen, und köderte damit Apple in einen millionenschweren TV-Vertrag. Gefühlt trug jeder zweite Stadionbesucher ein Messi-Trikot. Die Botschaft ist klar: Es geht’s um Geschäft. Störung von der Tribüne: Bloß nicht!

Die zwei deutschen Mannschaften Bayern München und Borussia Dortmund machen das Spiel gerne mit (und der Meister gewinnt seinen Auftakt mit 10:0!), um sich einen Anteil an der Milliarden-Ausschüttung zu sichern, die der Weltverband bei diesem Turnier-Debüt in Aussicht gestellt hat. Das ist zumindest ehrlich: Es geht um Kohle. Man darf aber gespannt sein, ob zumindest die zwei Bundesligisten einen Anhang aufbieten, der im Stadion das Sterile an dieser Klubweltmeisterschaft aufbricht.

Die gute Nachricht ist: Der Fußball lässt sich nicht endlich ausschlachten. Offiziell war das Stadion im Miami fast ausverkauft. Aber auf den letzten Drücker wurden Studenten mit einem Sonderrabatt zum Fußball gelockt: Für 20 US-Dollar durfte man vier Freunde mitbringen. Man braucht keinen Taschenrechner, um festzustellen: Im Schnitt bringt dann jeder Stadionzuschauer vier Dollar in die Tageskasse. Meine Oma hätte dazu gesagt: „Was nix kostet, ist auch nix.“

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