
Miasanrot
·11 de julio de 2025
EM 2025: Wie groß ist die Chance auf den Titel für die DFB-Frauen?

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·11 de julio de 2025
Die DFB-Frauen sind mit zwei Siegen aus zwei Spielen in die EM 2025 gestartet. Haben Schüller, Bühl und Co. eine Chance auf den Titel?
Die EM 2025 in der Schweiz läuft bisher gut für die DFB-Frauen. Die Mindestanforderung Viertelfinale ist bereits erfüllt, jetzt kann man auf das große Ziel blicken: Das Finale in Basel.
Hat das Team von Trainer Christian Wück das Zeug dazu? Wie wichtig ist der Gruppensieg und wer wartet im Viertelfinale?
Eines kann man dem deutschen Team bei diesem Turnier wirklich nicht vorwerfen: Dass sie keinen Bock haben. Jede Spielerin in diesem Kader versprüht die Motivation seit Beginn der Vorbereitung. Man spürt, dass das Gruppenaus bei der WM vor zwei Jahren die eine oder andere immer noch wurmt – trotz der kleinen bronzefrabenen Wiedergutmachung vergangenen Sommer. Die Intensität, mit der sie die Spiele bestreiten, stimmt von Minute Eins bis Neunzig (plus X).
Die besten Akteurinnen stellen dabei die Flügelzange: Dass Klara Bühl und Jule Brand die talentiertesten Spielerinnen im Kader sind, wusste man schon vor diesen beiden Gruppenspielen, aber der Einfluss, den die beiden auf das ganze Spiel ausüben, ist enorm.
Im Spiel gegen Dänemark hat Bühl laut fotmob acht ihrer zehn Dribblings erfolgreich abgeschlossen, in beiden Spielen zusammen hat sie bereits 1,68 erwartete Assist aufgelegt – unglaubliche Werte.
Eine Torbeteiligung konnte die Spielerin des FC Bayern allerdings noch nicht sammeln – das übernimmt die zweite Zangenhälfte Brand, die die Scorerliste Deutschlands bei diesem Turnier mit zwei Assists und einem Treffer anführt.
Der Verlust von Giulia Gwinn schmerzt sehr – in ihrer Abwesenheit ist Carlotta Wamser bislang aber eine würdige Vertretung. Mit ihrem Einsatz und ihrer Athletik macht sie ihre Sache offensiv wie defensiv solide bis gut, auch wenn sie gegen den Ball noch nicht auf oberstem Niveau gefordert wurde.
Individuell gibt es also einiges zu loben – auch die Innenverteidigung meistert ihre Aufgaben größtenteils souverän, Torjägerin Schüller jagt fleißig Tore. Taktisch lässt dieses Team aber noch einiges an Potenzial liegen.
Das Spiel Deutschlands mit dem Ball ist von Risikoaversion gehemmt: Das Aufbau-Quartett aus Minge, Knaak, Senß und Nüsken lässt regelmäßig die Dynamik vermissen. Außerdem trauen sie sich die Bälle durch die Mitte zu selten zu – oder vermeiden sie bewusst aufgrund taktischer Vorgaben.
Das führt dazu, dass der Ball viel zu früh auf den Flügel rausgeht und die Bühl-Brand-Zange den Ball nicht mit Platz, sondern mit direktem Gegnerinnen-Druck bekommt. Wenn der Weg ins letzte Drittel über die Außenverteidigerinnen geht, statt durch den mittigen Sechser- und Zehnerraum, dann hat die gegnerische Kette ganz in Ruhe Zeit auf die Seite zu verschieben.
Das führt dann wiederum dazu, dass das Lieblingsstilmittel vom Trainer zwar quantitativ, aber nicht qualitativ zur Geltung kommt: Flanken. Insgesamt hat die DFB-Elf laut fotmob bereits 59 Flanken geschlagen – eine Flanke alle drei Minuten. Davon kamen nur 13 an – gegen das physisch stärkere Dänemark kamen sagenhafte drei von 28 Flanken an.
Das wird sich gegen Schweden nicht schlagartig verbessern, denn wenn die Flanken oft unter Gegnerinnendruck und aus unvorteilhaften Positionen geschlagen werden, ist das einfach selten ein gefährliches Mittel.
Würde Deutschland es schaffen, regelmäßig gut vorbereitete Flanken von der Grundlinie und aus dem Halbfeld in gut besetzte Boxen zu schlagen, dann sähen diese Statistiken anders aus.
Dafür bräuchte es aber mehr hinterlaufende Tiefenläufe der Außenverteidigerinnen, um nötigen Platz und Tiefe zu erspielen. Aber auch hier lässt sich eine gewisse Risikoaversion feststellen – vielleicht, um die gute Konterabsicherung zu gewährleisten.
An dieser Stelle ist anzumerken: Die Halbzeiten unterschieden sich in beiden Spielen dramatisch. Alle angemerkten Punkte waren in Halbzeit zwei stets besser als in Halbzeit eins. Das erkennt man auch gut am Output: In den ersten Halbzeiten schoss das Team noch kein Tor (1,45 xG laut fotmob), in der zweiten Halbzeit vier (4,09 xG).
Im letzten Gruppenspiel gegen Schweden entscheidet sich nur noch der Gruppensieg. Julia Zigiotti, Linda Sembrant und Magda Eriksson stehen auch schon im Viertelfinale – sie führen die Gruppe dank ihrem Torverhältnis aktuell sogar an. Damit braucht Deutschland alle drei Punkte, um Gruppe C zu gewinnen.
Mit Schweden wartet also das beste Team der Gruppe. Das Team, das bisher auf Kapitänin Eriksson verzichten musste, ist sehr erfahren, technisch und physisch stark. Es wird eine anderes Partie für Deutschland als die ersten beiden Gruppenspiele.
Die Schwedinnen werden auch den Anspruch haben, mit dem Ball das Spiel zu gestalten – Deutschland wird in Phasen als Einheit verteidigen und dabei diszipliniert verschieben müssen. Auf die eher unerfahrene deutsche Viererkette kommt der erste echte Härtetest zu.
Auch offensiv wird Deutschland zulegen müssen. Zum einen wird es interessant sein, zu beobachten, wie das Team mit mehr Umschaltmöglichkeiten umgeht. Aber auch im kontrollierten Angriffsspiel wird es mehr brauchen als Flanken. Die schwedische Abwehr ist physisch zu stark – egal ob Eriksson fit wird oder nicht.
Carlotta Wamser leistet bisher Großes, denn sie schafft es tatsächlich, Giulia Gwinn sportlich zu ersetzen. Gegen Schweden kommt aber nochmal ganz andere offensive Power auf die deutsche Abwehr und die Leverkusenerin zu.
Die stärkere Seite der Schwedinnen ist bisher zwar die rechte Seite (also die Linder-Seite), allerdings könnte Fridolina Rolfö gegen Deutschland wieder in die Startelf rücken. Da stellt sich durchaus die Frage, ob Christian Wück nicht gut beraten wäre, auf die defensivere Option auf der rechten Seite der Viererkette zurückzugreifen: Sophia Kleinherne.
In der Offensive könnte Laura Freigang eine interessante Alternative zu Linda Dallmann auf der Zehn darstellen. Die Münchnerin kam in bestechender Form in das Turnier, konnte aber in den ersten beiden Spielen noch nicht ganz groß aufspielen – wohlgemerkt auch ohne stark abzufallen.
Freigang bietet bei der Flankenpräsenz nochmal eine andere Boxbesetzung als Dallmann. Auch in Umschaltmomenten – die gegen Schweden eben häufiger auftauchen könnten – bietet die Eintracht-Spielerin andere Elemente als Linda Dallmann.
Sollte Wück eine kreative Idee haben, um Schweden zu schlagen, sollte er sie auf jeden Fall implementieren – ein Sieg im letzten Gruppenspiel könnte über den weiteren Turnierverlauf entscheiden.
Bei einem Gruppensieg wartet voraussichtlich England, bei einer Niederlage trifft man wahrscheinlich auf Frankreich. Sicher ist das noch nicht, aber es ist das wahrscheinlichste Szenario für den letzten Gruppenspieltag in Gruppe D am Sonntag.
Beide Spiele wären schwere Lose – vor allem für ein Viertelfinale. England ist ein wenig in das Turnier gestolpert und musste sich gegen ein Frankreich in Topform geschlagen geben. Doch mit dem Sieg gegen die Niederlande sind auch die Titelverteidigerinnen im Turnier angekommen.
Gegen beide Teams könnte – wie schon gegen Schweden – das Umschaltspiel eine große Rolle spielen. Das könnte dem DFB-Team gut liegen. Bei der erfolgreichen EM 2022 war das Teil des Erfolgsrezepts.
Wenn man jetzt denkt, dass das Spiel gegen Schweden auf Grund der Stärke von England und Frankreich nicht wichtig sei, dann irrt man. Im Baum des Gruppensiegers geht man der spanischen Übermannschaft bis zum Finale aus dem Weg.
Als Gruppensieger würde man stattdessen auf den Sieger der Partie Norwegen und voraussichtlich Italien treffen – beides schlagbare Gegnerinnen.