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·30 de junio de 2024

„Durch das Verletzungspech sind wir noch mehr zusammengerückt"

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Marco Bode bestritt 40 Länderspiele für Deutschland (Foto: imago).

Marco Bode im Interview über die Europameisterschaft 1996

Der 30. Juni ist für Marco Bode in doppelter Hinsicht ein historischer Tag. Im Jahr 1996 gewann der Werder-Ehrenspielführer die Europameisterschaft in England, 2002 verlor Bode im letzten Spiel seiner Karriere mit der DFB-Auswahl im WM-Finale in Yokohama gegen Brasilien mit 0:2. Im WERDER.DE-Interview blickt der 54-Jährige auf zwei besondere Turniere zurück, die sein Fußballerleben mitprägten.


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WERDER.DE: Moin Marco, am Sonntag jähren sich zwei der größten Spiele deiner Karriere auf den Tag genau. An welches der beiden musst du häufiger zurückdenken?

Marco Bode: Das dürften das EM-Finale in London und das WM-Finale in Yokohama gewesen sein. Sicherlich habe ich mich mit dem Endspiel 2002 häufiger beschäftigt, weil es mein letztes Spiel als Profifußballer war. Zudem habe ich gegen Brasilien damals von Beginn an gespielt. Auf der anderen Seite stand ich beim Golden Goal von Olli Bierhoff auch auf dem Platz – von daher nimmt es sich nicht viel (lacht).

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Marco Bode im letzten Spiel seiner Karriere gegen Brasilien und Ronaldinho (Foto: imago).

WERDER.DE: Du hast selber schon angesprochen, dass du deine aktive Laufbahn nach der Niederlage gegen Brasilien beendet hast. Ist in dir nie der Gedanke aufgekommen, doch noch weiterzumachen?

Marco Bode: Naja. Im Grunde hatte ich mich vor dem Turnier entschieden, diesen Schritt zu gehen. Tatsächlich war vorher nicht zu ahnen, dass wir im Finale stehen und ich auch mehr spiele, als befürchtet (schmunzelt). Ich war bei diesem Turnier Stammspieler in der Nationalmannschaft und habe ein wichtiges Tor im letzten Gruppenspiel erzielt. Ich habe schon überlegt, ob ich meine Entscheidung anders treffen sollte, das ist aber nie konkret geworden. Mit einem WM-Finale aufzuhören, ist etwas Besonderes und ich bin mit mir selbst im Reinen.

WERDER.DE: Du hast mit 26 Jahren in der Nationalmannschaft debütiert, als die größte Zeit mit Werder eigentlich schon hinter dir lag. Warum hast du in der DFB-Elf erst so spät den Durchbruch geschafft?

Marco Bode: Das lässt sich leicht beantworten und hat zwei Gründe. Das eine war die Konkurrenzsituation, weil Andi Brehme, Christian Ziege, Jörg Heinrich und viele weitere auf meiner Position gespielt haben. Das andere die Rolle im System, denn Berti Vogts kannte mich aus der U21 als Stürmer, meine erfolgreichste Zeit unter Otto Rehhagel hatte ich aber im linken Mittelfeld.

WERDER.DE: Mit Romano Schmid haben wir einen Spieler im Kader, der gerade zum ersten Mal zu einer Europameisterschaft fährt. Wie besonders war es für dich 1996, erstmals bei einem Großturnier dabei zu sein?

Marco Bode: Das ist definitiv besonders. Wir waren damals auch noch im Mutterland des Fußballs in England. Als Bremer war ich mit Olli Reck und Dieter Eilts aber auch nicht alleine da und habe mich dort sehr wohl gefühlt. Wir hatten unser Quartier in Manchester und weil wir unsere ersten vier Spiele im Old Trafford bestritten haben, mussten wir auch nicht viel reisen.

Wir hatten viele gute Persönlichkeiten und haben uns gut selbst organisiert.

Marco Bode

WERDER.DE: Ihr habt 1996 mit argen Verletzungsproblemen zu kämpfen gehabt. Zlatko Junuzovic hat bei uns im Interview die Rotation von Ralf Rangnick gelobt, der dadurch seiner Kaderbreite sein Vertrauen ausspricht. Wie wichtig war es für euren Erfolg, dass alle Spieler sich als Teil des Ganzen gesehen haben?

Marco Bode: Der Teamgeist ist immer wichtig und war es auch 1996. Wir hatten viele gute Persönlichkeiten und haben uns gut selbst organisiert. Das Verletzungspech hat dann eher dazu geführt, dass wir noch enger zusammengerückt sind. Der Teamspirit und die Chemie passte gut zusammen.

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Mit Bode, Eilts, Reck und Neuzugang Todt waren 1996 vier Werderaner dabei (Foto: imago).

WERDER.DE: Damals ging es nach der Gruppenphase direkt ins Viertelfinale. Beim laufenden Turnier startet die KO-Phase mit der Anzahl an Teams, die 1996 überhaupt teilgenommen haben. Wie gefällt dir der neue Wettbewerbsmodus?

Marco Bode: Aus neutraler Sicht sind 16 Mannschaften bei Europa- und 32 bei Weltmeisterschaften ausreichend. Dass vier von sechs Dritten weiterkommen, erscheint mir nicht ideal und entwertet auch den Gruppensieg sowie die Leistung der Vorrunde. Wir werden das aber nicht mehr zurückdrehen können, weil das Interesse der Verbände dagegensteht, möglichst viele Spiele auszutragen.

WERDER.DE: Bei eurem EM-Finale 1996 hat noch ein Golden Goal die Entscheidung über den Turniersieg gefällt. Wie war der Moment, als Oliver Bierhoff den Ball ins Tor geschossen hat?

Marco Bode: Wir haben einen kleinen Moment gebraucht, um es zu realisieren. Einerseits, weil die Regel damals neu war, andererseits, weil der Linienrichter die Fahne gehoben hatte, um damit wohl das Tor anzuzeigen. Das Tor war dann Freude und vor allem pure Erleichterung, weil wir die Tschechen damals in der Gruppe geschlagen hatten und daher der Favorit waren, sie uns aber vor größere Probleme gestellt haben als erhofft.

Ich weiß manchmal besser, was in den Köpfen der Spieler los ist.

Marco Bode

WERDER.DE: Du hast bei den größten Fußballturnieren dieses Planeten auf dem Platz gestanden. Wie verfolgst du die aktuelle EM?

Marco Bode: Bislang war ich zwar noch nicht im Stadion, das wird sich in der KO-Phase aber hoffentlich ändern. Das Kribbeln von früher habe ich vielleicht nicht mehr, dafür die Erinnerung, wie sich die Situation anfühlt. Deswegen weiß ich manchmal besser, was in den Köpfen der Spieler los ist, wie groß der Druck ist oder man sich auch mal von Kritik von außen ärgert. Insofern fällt es mir manchmal schwer, wie ein normaler Fan draufzuschauen und habe einen eigenen Blick auf die Dinge.

WERDER.DE: Auf welchen Europameister 2024 würdest du abschließend tippen?

Marco Bode: Die stärkste Mannschaft der Vorrunde war aus meiner Sicht Spanien. Nun könnte es schon im Viertelfinale zu einem Duell mit Deutschland kommen, das ebenfalls gut gespielt hat. Der Faktor Zufall und Glück ist bei so einem Turnier ebenfalls nicht zu unterschätzen. Bei den KO-Spielen fängt das Turnier außerdem gefühlt wieder von vorne an.

WERDER.DE: Es bleibt spannend. Vielen Dank für das Gespräch, Marco!

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