Die Duranvilles und die Campbells – Geschwister beim BVB | OneFootball

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·25 de enero de 2024

Die Duranvilles und die Campbells – Geschwister beim BVB

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Zwei Geschwisterpaare in Schwarzgelb. Chloe und Cole Campbell, Sarah und Julien Duranville spielen Fußball für Borussia Dortmund. Die beiden 16 Jahre alten Mädchen in der weiblichen U17, die 17 Jahre alten Jungs in der U19 beziehungsweise schon in der ersten Mannschaft. Für den Traum der Brüder haben die Schwestern ihre Heimat verlassen und möchten im selben Klub Karriere machen. Alle vier träumen von der Bundesliga.

Ein nasskalter Abend im Dortmunder Winter. Draußen ist es ungemütlich, drinnen erleben wir vier Teenager zwischen viel Ernsthaftigkeit und genauso viel Flachs. Man muss zunächst die Ohren spitzen, um zu erkennen, dass eine Spitze gar nicht so gemeint ist …


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„Ich sehe Sarah auf dem Platz sehr kritisch. Wenn sie einen Fehlpass spielt oder sich nicht genug bewegt, dann schreie ich. Dann muss ich sie aufrütteln.“ Julien Duranville (17) hält sich die Hand vor den Mund. Hatte er das gerade laut gesagt? Dann führt er auf Französisch fort. „Sarah ist eine sehr gute Spielerin. Eine Maestra auf dem Feld“, erklärt er, schaut seinen Deutschlehrer und Übersetzer Michael Mangesius an und kichert, „aber leider habe ich nicht so viele Spiele von ihr bisher gesehen. Sarah mag es nicht, wenn ich zuschaue.“

Der BVB-Profi spricht über seine kleine Schwester, die nur einen halben Meter neben ihm in dem langen Konferenzraum in der Geschäftsstelle in Brackel hockt. Sarah spielt seit Sommer für die U17-Juniorinnen von Borussia Dortmund. Und sie hat in ihrem Bruder, der im Januar vergangenen Jahres aus Anderlecht zu den BVB-Profis wechselte, vereinsintern den größten Fan; aber offensichtlich auch Kritiker.

Gegenüber sitzen Cole Campbell (17), Spieler der U19, und wiederum seine Schwester Chloe (16). Auch in der isländisch-amerikanischen Familie kann der Fußball Gemüter erhitzen. „Sie hatte neulich ein Spiel gegen meine andere Schwester Caitlyn, die beim VfL Bochum spielt“, beginnt Cole. Chloe zieht die Augenbrauen hoch. Was kommt denn jetzt? „Sie hat drei Fehlpässe gespielt, und ich habe versucht, sie aufzumuntern. Sie hat aber nur abgewunken. Und dann habe ich etwas auf Isländisch zu ihr gerufen. Und Chloe hat auf Isländisch geantwortet: ‚Jetzt halt den Mund!‘“

Es wird gekichert. Geschwister eben.

An diesem regnerischen Dienstagabend im Dezember treffen sich die vier schwarzgelben Talente an einem Tisch. Vier Teenager aus zwei fußballverrückten Familien, die für den Traum der Jungs alles geben. Sarah und Julien kommen aus Brüssel (Belgien). Chloe ist wie Cole in Houston, Texas (USA) geboren, nach Georgia gezogen, dann nach Island und schließlich ins Ruhrgebiet. Nur für die Karrieren ihrer Brüder haben beide Mädchen die Heimat verlassen.

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„Erst wollte ich das nicht. Ich habe meine Freunde und das Leben dort geliebt“, sagt Chloe mit zarter Stimme. Sie spricht Englisch, versteht die deutsche Sprache inzwischen aber sehr gut. Seit anderthalb Jahren wohnt sie mit ihrer Mama Rakel, ehemalige Nationalspielerin Islands, Vater Lance und ihren Geschwistern in Deutschland. Der Papa kommt aus den USA, wo sie mit ihren Geschwistern Cole, Caitlyn (13) und Claire (9) aufgewachsen ist. „Drei Schwestern?! Das ist ein bisschen krass. Sehr viele Hormone“, sagt Cole und lacht. „Aber das ist gut. Ich liebe meine Familie.“

Nicht mitzugehen, sei ohnehin nie eine Option gewesen. „Ich liebe meine Familie“, wiederholt Chloe. „Es wäre schwieriger gewesen, zurückzubleiben. Die letzten Jahre als Kinder und Jugendliche müssen wir doch zusammenbleiben. Ja, der Schritt war hart. Aber er ist es wert. Und ich möchte es gar nicht anders haben.“ Die Campbell-Kids gehen auf das Leibniz-Gymnasium in Dortmund. „Jetzt habe ich mich an den Schritt gewöhnt. Ich mag Dortmund“, beendet Chloe ihren Gedankengang. „Und ich mag es, für Dortmund zu spielen.“

Außer der jüngsten Schwester Claire, die turnt, kicken alle Geschwister im Verein. „Mein Vater macht immer Spaß und sagt, dass er professioneller Taxifahrer ist“, sagt Cole. Der Papa sitzt nämlich den ganzen Tag im Auto und kutschiert seine Kinder von A nach B. Der American Dad tut alles für die Ziele seiner Kinder. „Wenn ich darüber nachdenke, machen meine Eltern das schon seit ich zwölf Jahre alt bin. Mein Klub früher in den Vereinigten Staaten, Atlante United, war mehr als eine Stunde von unserem Zuhause entfernt. Papa ist also jeden Tag zweieinhalb Stunden für mich gefahren. Und für meine Schwester auch nochmal 45 Minuten.“

Im Januar 2020 wechselte Cole nach Island zu FH Hafnarfjörður und gab mit 15 Jahren sein Profi-Debüt in der ersten Liga, bevor er im Sommer 2022 zum BVB ging. Alle Umzüge mit der ganzen Familie. So hat Chloe im Sommer ihre neue Freundin Sarah kennengelernt. Sie spielen gemeinsam in der neugegründeten U17 von Borussia Dortmund. Sie stehen auf Platz eins in der Kreisliga-Tabelle mit einem Torverhältnis von 117:0. Im November gewannen sie den Kreispokal. Sarah erzielte im Endspiel das 2:0.

Die Familie muss mitkommen

„Ich war zunächst etwas sauer über Juliens Entscheidung, Brüssel zu verlassen und nach Dortmund zu gehen“, sagt die Final-Torschützin. „Für mich war klar: Wenn ich mich für den Wechsel nach Dortmund entscheide, muss die Familie mitkommen als Unterstützung“, sagt der junge Julien. Er wohnte nach dem Winter-Transfer zunächst abwechselnd mit seiner Mutter Masamba und mit seinem Vater Fréderick im Hotel. Im Sommer gab es schließlich die Familienzusammenführung. Die Eltern sowie die Geschwister Romane, Baptiste und eben Sarah sind nach Dortmund gezogen.

Nach mehreren Wochen Deutsch-Crashkurs am Goethe-Gymnasium, ihre Lehrer loben ihr Sprachgefühl und ihre Sprachkenntnisse, ist Sarah schnell in die leistungsstärkste Klasse aufgestiegen. „Am ersten Tag sind Leute zu mir gekommen und ganz verrückt geworden: ‚Bist du die Schwester von Duranville?‘“, erinnert sich Sarah an ihren ersten Schultag in Deutschland. Ihr Bruder schämt sich offensichtlich ein wenig, als sie davon berichtet. Wieder kichern die beiden belgischen Teenies. „Aber jetzt ist das okay“. Ungefähr zweimal im Monat ist Sarah noch in Belgien und besucht ihre Heimat. In Dortmund kommt sie inzwischen gut zurecht.

Julien lernt mehrmals die Woche Deutsch mit einem Privatlehrer, den der BVB zur Verfügung stellt. Weil er aus dem flämischen Teil Belgiens stammt, kommt ihm in der Sprache einiges bekannt vor. Er versteht nahezu alles, nur mit dem Sprechen hapert es noch ein wenig, ebenso – aus gesundheitlichen Gründen – mit den nächsten Schritten im Profiteam.

Borussia Dortmunds Hoffnungsträger konnte in zwölf Monaten nur ein Pflichtspiel bestreiten. Er kam mit einer Muskelverletzung aus Anderlecht, die sich als hartnäckig entpuppte. Erst beim Liga-Finale am 27. Mai gegen Mainz (2:2) konnte Edin Terzic den jungen Belgier einwechseln. Der zeigte bei seinem Debüt vor der Gelben Wand starke Dribblings und Aktionen. In einer der dunkelsten Stunden der Vereinsgeschichte war er der Lichtblick. „Das war wie eine Befreiung“, meint der Teenager. „Ich kam auf den Platz und habe nur gedacht: ‚Endlich habe ich es geschafft.‘ Dafür bin ich hierhin gekommen. Das war eine innere Befreiung.“ Leider folgte schnell der nächste Rückschlag. Beim ersten Testspiel auf der USA-Tour gegen San Diego Loyal (6:0) erzielte Julien zunächst in der zweiten Minute das 1:0 für den BVB. Nach Ablage von Youssoufa Moukoko drosch er den Ball mit dem rechten Fuß ins Netz. Mit seinem breiten Lachen klatsche er seine neuen Kollegen ab. Weniger als eine Viertelstunde später schlich er geknickt vom Platz. Das erneute Zwicken im Oberschenkel bedeutete schon das Hinrunden-Aus für den jungen Dribbler.

Wie schwierig dieser Moment war, daraus macht der Belgier keinen Hehl. „In dem Moment, als ich das Tor geschossen hatte, dachte ich, dass ich endlich hochschalten und richtig Gas geben kann. Das danach war eine riesige Enttäuschung.“ Er startete wieder bei null.

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Julien Duranville machte seine Reha im Ruhrgebiet. In Kombination wurde behandelt und vorsichtig trainiert. Ein Comeback-Versuch im Oktober bei der U19, wo er Cole kennenlernte, scheiterte. Erst Anfang Dezember machte er Tests, die endlich grünes Licht für die baldige Rückkehr ins Mannschaftstraining gaben. Vor dem Champions-League-Spiel gegen Paris (1:1) stand er wieder mit den Profis auf dem Feld, noch nicht aber im Kader. Der Flügelspieler sagt: „Ich bin jetzt stärker. Ich habe extrem viel trainiert, um Verletzungen vorzubeugen. Ich fühle mich leichter, gelassener und stärker. Ich kann es nicht mehr erwarten, der Mannschaft zu helfen, an das Maximum zu gehen.“

Cole Campbell ist als U19-Spieler noch einen Schritt davon entfernt. Er sorgt derzeit in der UEFA Youth League für Furore, machte sein bestes Spiel beim 2:2 in Newcastle mit einem Tor und einer Vorlage. Der ehrgeizige Offensivspieler hat schon bei Edin Terzic mittrainieren dürfen, dennoch ist er als Jungjahrgang fester Bestandteil der A-Jugend von Mike Tullberg. Campbell gilt als Arbeitstier.

Viel Freizeit, die er gern mit seinen U19-Freunden um Gustav Aabro und Schulkamerad William Rashidi verbringt, bleibt zwischen den Einheiten, Spielen und Schule nicht. Selbst im Urlaub, das bewundert seine Schwester an ihm, trainiert er wie besessen und gönnt sich keine Pause. Das BVB-Talent sagt: „Die U19 soll nur der Zwischenschritt zur ersten Mannschaft sein. Ich warte darauf, dass Gott den richtigen Zeitpunkt für mich festlegt, und bis dahin versuche ich, jeden Tag besser zu werden. Ich werde bereit sein.“

Neben der Familiengeschichte gibt es noch eine weitere Parallele zwischen den beiden jungen Fußballern: eine enge Verbindung mit dem Glauben. Nach dem Wechsel nach Deutschland soll die Verbindung gewachsen sein. „Es kommt von meiner Mutter. Aber angesichts der Sorgen und Verletzungen, Aufs und Abs, gab es für mich nur eine Lösung: den Glauben“, erklärt Julien. Und führt weiter aus: „In dem Moment, als ich die Bibel aufmachte, habe ich das gespürt.“ Ähnlich berichtet es Cole Campbell: „Als ich nach Dortmund gekommen bin, habe ich Gott mehr gesucht. Die ersten acht Monate hier waren schwer. Ich habe angefangen, die Bibel zu lesen. Es ist ein Segen für mich.“

So antwortet der flinke U19-Dribbler auch, wen man ihn auf seine Verantwortung anspricht. Wie fühlt es sich an, wenn die Familie nur wegen seiner Karriere in ein anderes Land zieht? „Ich bin unfassbar glücklich, dass Gott mir so eine nette Familie gegeben hat“, sagt Cole, „es gibt schlechte Trainingseinheiten und schlechte Spiele. Da ist es wichtig, dass es hier nicht nur den Fußball gibt, sondern auch meine Familie und Freunde. Also, ja, sie haben wirklich Opfer für mich gebracht. Dafür kann ich nicht genug danken.“

Die vier Teenager kichern erneut, als die Frage kommt, was sie an ihrem Geschwisterteil denn beneiden würden. Chloe fällt schnell etwas ein. Die „Hingabe“ ihres Bruders sei es, Dinge durchzuziehen und anzupacken. Dann folgt eine kleine Denkpause. „Ich habe meistens einen direkten Draht und glaube den Menschen, denen ich gegenübersitze. Sarah ist da etwas distanzierter und wartet erstmal ab. Sie schaut sich das erstmal an und liegt oft richtig mit ihrer Einschätzung“, fügt Julien an. Und das meint er positiv. Sarah: „Das stimmt schon. Aber wenn ich meine, einer Person etwas sagen zu müssen, dann bumm, kommt das rausgeschossen. Und Julien bleibt immer sehr höflich und abwägend. Das hätte ich auch gerne.“

Ziel: erste Mannschaft

Cole sagt über seine Schwester: „Ich sehe, dass sie auch dann für ihre Freunde da ist, wenn sie es vielleicht nicht verdient haben. Manchmal, wenn mich die Leute nicht gut behandeln, mache ich einen Cut. Ich möchte mehr so sein wie sie.“ Was Chloe möchte: bei Borussia in die erste Frauenmannschaft aufsteigen! Sechs Treffer hat sie in der Torschützenliste stehen. „Sie ist superschnell. Das schnellste Mädchen, das ich je gesehen habe“, sagt ihr großer Bruder. Sie könnte locker höher spielen, wird über sie gesagt. In der kommenden Saison ist sie zu alt für die U17. Die Ansprüche von Klub und Chloe passen. Das Ziel der ersten Frauenmannschaft von Borussia Dortmund, die nach der Saison wohl von der Landes- in die Verbandsliga aufsteigen wird, ist der Durchmarsch in die höchste Spielklasse.

Sarah, die linksfüßige Mittelfeldspielerin, ist noch ein bisschen selbstbewusster. „Ich möchte in die erste Mannschaft. Aber mein Fernziel ist es, in der Frauen-Bundesliga zu spielen“, sagt sie. Am liebsten mit dem BVB. Sie gilt auf dem Platz als sehr talentiert und spielte zuvor bei ihrem belgischen Herzensklub RSC Anderlecht. Eigentlich, so sagt man in Dortmund, sei auch Sarah viel zu gut für die Kreisliga.

Dortmund als Neuanfang für zwei Familien. Sie sind bei Weitem nicht die einzigen, deren Leben sich mit einem Fußball-Wechsel komplett verändert haben. Über die größte Umstellung in der deutschen Kultur sind sich alle vier Teenies schnell einig. Julien sagt wie aus der Pistole geschossen: „In Belgien ist man cooler und relaxter. Hier ist alles geordnet und alles tack, tack, tack.“ Chloe: „Ja! Das ist so strikt hier. Crazy.“

Inzwischen ist die durchgetaktete Westfalenmetropole für alle vier eine neue Heimat geworden. Die Worte über den jeweils anderen Geschwisterteil sind überaus lieb – außer, wenn die Brüder am Spielfeldrand stehen. Dann kann es auch mal krachen. Autor: Jonas OrtmannFotos: Alexandre Simoes

Der Text stammt aus dem Mitgliedermagazin BORUSSIA. BVB-Mitglieder erhalten die BORUSSIA in jedem Monat kostenlos. Hier geht es zum Mitgliedsantrag.

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