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·9 de noviembre de 2024
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Das 1:3 von Braunschweig verunsichert Mannschaft und Vereinsführung komplett. Der Hamburger SV bleibt ein Rätsel
Auf die Fans können sich die Spieler beim Hamburger SV seit Jahren verlassen. Zuhause ist das Stadion immer ausverkauft, auswärts jeder Block gefüllt. Karten gibt es eigentlich nur noch für Mitglieder. Pfeifkonzerte finden im Volkspark kaum statt. Zustände, die es nicht mal zu Zeiten von Rafael Van der Vaart und und Vincent Kompany gab. Auch am Freitag, beim 1:3 in Braunschweig: Unterstützung bis zum Schluss. Eine Wohlfühloase.
Kann man den Fans einen Vorwurf für diese positive Haltung machen? Natürlich nicht. Sie sind Fans und haben genug mit ihrem Verein gelitten. Nur hat diese Haltung keinen guten Effekt in der Mannschaft. Es ist wie bei der Kindererziehung. Sind sie nicht gefordert, sind sie von allem überfordert. Stefan Kuntz, der neue Boss beim HSV, erkannte diese Gefahr frühzeitig.
Nach der Niederlage in Elversberg (2:4) pickte er sich die Führungsspieler heraus und fragte unter anderem, warum keiner auf dem Platz laut wird, wenn es nicht läuft. Diese Aussage ist zwei Wochen her. Seit dem ist der HSV noch anfälliger und spielt wie ein Absteiger. Jonas Meffert und Sebastian Schonlau kehrten in Braunschweig in die Startelf zurück und waren die schwächsten Spieler auf dem Feld. Sie wirken verängstigt. Schonlaus Interview nach dem Spiel bei Sky drückte die Ratlosigkeit aus. Kuntz könnte sich aktuell fragen: Darf man denn gar nichts mehr sagen?
Nach der Schmach von Braunschweig ist es an der Zeit, mit einigen Mythen aufzuräumen. Beispielsweise wird beim HSV oft vom schwierigen Umfeld gesprochen, das ständig Druck schürt. Das Gegenteil ist der Fall. Die verlorenen Relegationen 2022 und 2023 wurden vom Publikum sogar beklatscht.
Trainerdebatten um Tim Walter wurden im Keim erstickt, verlorene Spiele schnell auf Schiedsrichterentscheidungen oder unglückliche individuelle Fehler geschoben. An solche Verhaltensmuster gewöhnen sich Spieler. Im Kopf heißt es dann: „An mir liegt’s nicht, so viel ist sicher.“
Interessanterweise spielten Schonlau und Meffert ihr bestes Jahr direkt nach der Ankunft in Hamburg. Da waren sie noch nicht im HSV-Trott.
Dieser Trott macht offensichtlich vor niemandem Halt. Steffen Baumgart wurde als Trainer geholt, um mit seiner Art die Mannschaft wieder wachzurütteln. Doch auch er wirkt von Woche zu Woche ratloser.
Seine Analysen sind meistens zutreffend, nur verbessert sich überhaupt nichts. Er verliert sich in Aktionismus wie seiner Ein- und Auswechslung von Youngster Fabio Baldé innerhalb von 21 Minuten im Braunschweig-Spiel. Dabei liegen die Probleme ganz woanders.
Die Defensive wurde nach dem wichtigen 3:1 gegen Magdeburg zum neuen Bollwerk erklärt. Oder besser gesagt: verklärt. Seit dem Spiel kassierte die Abwehr acht Gegentore in drei Spielen. Es hätten auch doppelt so viele sein können. Torwart Daniel Heuer Fernandes hält den Verein fast immer im Spiel. Doch selbst parierte Elfmeter wie am Freitag in Braunschweig geben seinen Vordermännern keinen Auftrieb.
Von seiner Aussage kann Stefan Kuntz, siehe oben, nicht zurückweichen. Doch die Reaktion der gesamten Mannschaft zeigt, dass sie daraus keine Kraft ziehen kann. Sie verliert eher Kraft. Doch ein großer Umbruch ist in der Winterpause nicht drin. Um aufzusteigen, muss dieses Team funktionieren. Ein Trainerwechsel, das gängige Gegenmittel nach einer solchen Serie, würde den Spielern wieder ein Alibi geben.
Genau das wollte Kuntz verhindern. Nach der Länderspielpause folgt der Schlager gegen Schalke 04. Dass es bei den Königsblauen noch schlechter läuft, darf den HSV nicht blauäugig werden lassen. Sie können gegen jede Mannschaft in dieser Liga verlieren. Weil sie mit dem kleinsten Rückschlag nicht umgehen können.