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·16 de enero de 2025
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·16 de enero de 2025
Halbzeitfazit beim VfL Wolfsburg: Nach zwölf Spieltagen stehen die Wölfinnen auf Platz vier in der Frauen-Bundesliga, rangieren aber nur einen Punkt hinter den Top drei. Ob Meisterschaft oder Verpassen der Champions League, für den VfL ist also noch alles möglich. International lief es für Wolfsburg gut, die Elf von Tommy Stroot überstand die UWCL-Gruppenphase und steht im Viertelfinale. So blickt Wolfsburg auf eine gemischte Hinrunde zurück, hat in drei Wettbewerben noch Titelchancen und steht trotzdem in der Liga nur auf Platz vier. Das sind die fünf Wünsche für die Rückrunde 2025.
Vor der Saison gab es einige kritische Stimmen zur Wolfsburger Transferperiode: Oberdorf weg, Pajor weg, Janssen weg - und als Ersatz hatte Wolfsburg nicht die ganz großen Namen geholt. Würde das reichen? Nach zwölf Spielen kann man den Wolfsburger Verantwortlichen gegenüber nur den Hut ziehen: Viele Transfers aus der Sommerpause haben sehr gut funktioniert. Neben einigen jungen Talenten (Luca Papp, Ariana Arias, Justine Kielland), die erwartungsgemäß noch wenig zum Zug kamen, verstärkte sich Wolfsburg vor allem mit drei Spielerinnen: Lineth Beerensteyn, Sarai Linder und Janina Minge. Mit dem Trio dürfte man in der Autostadt sehr zufrieden sein: Beerensteyn steht bei einer guten Quote von einem Scorerpunkt pro Spiel und hat sich gut eingelebt, Linder ist defensiv solide und Janina Minge hat nochmal einen weiteren Schritt gemacht, hält den Laden jetzt schon in vielen Situationen zusammen, ob im defensiven Mittelfeld oder der Innenverteidigung. Für eine erfolgreiche Rückrunde des VfL wäre es ganz wichtig, dass sich dieser Trend fortsetzt: Auf die inzwischen wieder verfügbare Innenverteidigerin Caitlin Dijkstra können VfL-Fans gespannt sein, und auch ihre niederländische Landsfrau Ella Peddemors soll schon diese Rückrunde eine Rolle spielen: Die 22-Jährige wurde früher von ihrer Leihe zurückgeholt als geplant. Wenn beide sich so gut einfügen wie die Neuzugänge in der Hinrunde, wäre schon viel gewonnen.
Die womöglich entscheidende Frage für die Saison des VfL Wolfsburg ist: Gelingt es den Wölfinnen, besser mit der Dreifachbelastung zurechtzukommen als in der Hinrunde? Der VfL kann stolz darauf sein, die schwierige Gruppe in der Champions League überstanden zu haben, und im Pokal noch auf Kurs für den elften Triumph in Folge zu sein. Aber der Dreifachbelastung musste an vielen Stellen Tribut gezollt werden. Nach der UWCL-Qualifikation gegen Florenz folgte ein schwarzer Tag gegen Frankfurt, auf den Topspiel-Sieg gegen Bayern eine müde Schlappe gegen Lyon. Und beim 0:1 gegen Leverkusen saßen den vielen Nationalspielerinnen wohl auch die Strapazen der Länderspielpause in den Knochen. Nur die Dreifachbelastung ist für all das keine Erklärung, aber sie hat die Lage für Wolfsburg nicht leichter gemacht. Im Frühling kommen wieder Englische Wochen auf den VfL zu. Dafür wird es sehr wichtig sein, dass - anders als in der Hinrunde - der Kader fit ist und auch tatsächlich genug rotiert wird. Für Wolfsburg wäre ein Aus im Viertelfinale der Champions League für die Chancen in der Liga sogar hilfreich.
Gegen Bayern hatte Wolfsburg in der Hinrunde die Nase vorne / Selim Sudheimer/GettyImages
"Da, wenn niemand es erwartet" - das könnte eigentlich das neue Klubmotto des VfL Wolfsburg sein. Leidtragende davon waren in den letzten Jahren vor allem die Bayern-Frauen: Gerade dann, wenn besonders viel über Wachablösung oder schwache Wolfsburgerinnen gesprochen wurde, spielte der VfL groß auf und siegte. So etwa im Pokalfinale 2024, und auch wenige Monate später im Bundesliga-Spiel, als sie Bayern mit einer Fünferkette überrumpelten. Andererseits ist Wolfsburg auch öfters nicht da, wenn alle es erwarten. In den Spielen gegen Eintracht Frankfurt und Leverkusen war der VfL weit weniger überzeugend. Für die Rückrunde 2025 muss die "Topspiel-Mentalität" nicht nur gegen Bayern, sondern auch gegen Frankfurt und Leverkusen aktiviert werden. Zu den beiden gibt es zwar eine weniger große historische Rivalität - aber diese Saison sind sie für Wolfsburg genauso gefährlich.
Man könnte die Hinrunde des VfL mit vielen Worten beschreiben. "Stabil" wäre aber vermutlich eher nicht darunter. Wolfsburg hatte durchaus gute Phasen, blieb etwa im Oktober und November sechs Spiele in Folge ohne Gegentor. Die individuelle Qualität der Wölfinnen ist groß. Und doch hat sich in Niedersachsen noch nicht die Selbstverständlichkeit einer stabilen Defensive eingestellt, wie es aktuell bei den Spitzenreiterinnen in Frankfurt der Fall ist. Wolfsburg ist es jederzeit zuzutrauen, doch einen Bock zu schießen, und das Gerüst ist wacklig. Wenn der Plan A nicht funktioniert, versuchen die Spielerinnen von Tommy Stroot es oft mit den gleichen Ideen - individuelle Vorstöße, Flanken -, die häufig genug funktionieren, manchmal aber nicht. Wolfsburg scheint nicht die Gewissheit zu haben, sich auf das eigene System verlassen zu können. Stattdessen entstehen in kritischen Phasen zu oft Lücken, und das Team kommt bei unvorhergesehenen Problemen schnell mal vom Weg ab. Aufgabe von Stroot ist es daher, dem Team, um bei dem Bild zu bleiben, einen solideren Antrieb zu verpassen, der nicht nur auf Asphaltstraßen, sondern auch rutschigen Feldwegen durchhält.
In der Hinrunde und Winterpause war der VfL Wolfsburg nicht untätig: Lena Lattwein, Alexandra Popp und Svenja Huth unterzeichneten bereits neue Verträge, Janina Minge verlängerte bis 2028. Und doch bleiben noch einige Fragezeichen. Um einen möglichen Abgang von Merle Frohms ranken sich viele Gerüchte, der von Jule Brand scheint wahrscheinlich, und auch die Verträge von Sveindis Jonsdottir, Lynn Wilms, Rebecka Blomqvist und vielen weiteren laufen aus. Der VfL hat bereits gezeigt, dass sie mit cleveren Transfers auch den Weggang von prominenten Spielerinnen verkraften können. Dafür braucht es aber schnell Klarheit, um schon die ersten Deals für den Sommer in die Wege zu leiten. Ein ewiges Hin und Her wäre das Worst-Case-Szenario.