Miasanrot
·20 de diciembre de 2024
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Das Jahr 2020 wird von den meisten Fans des FC Bayern verständlicherweise mit dem zweiten Triple und der gewonnenen Champions League in Verbindung gebracht. Für mich aber kam der schönste Moment im Supercup-Finale am 24. September, als der FC Bayern in der Puskás-Aréna zu Budapest auf den FC Sevilla traf – und Javi Martínez, wie bereits sieben Jahr zuvor, zum Supercup-Helden wurde.
Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.
Wer mich auch nur ein bisschen kennt, wenn auch nicht persönlich, sondern nur durch meine Texte für Miasanrot, der weiß, dass Javi Martínez einer meiner absoluten Lieblingsspieler beim FC Bayern war. Von all den Artikeln, die ich bislang für Miasanrot geschrieben habe, ist das “Javi Love-O-Meter” mein liebster.
Als der Baske 2021 den Verein verließ, schrieb Steffen Meyer in seiner Kolumne: “Mit Javi Martínez verlässt eine Konstante des letzten Jahrzehnts den FC Bayern. Mit ihm verlieren die Münchner nicht nur einen erfahrenen Rotationsspieler, sondern vor allem einen fürs Münchner Herz.” Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.
Tatsächlich habe ich in einer früheren Reihe von Miasanrot, die 2019 erschien und in der sich unterschiedliche Autor*innen an Spiele erinnerten, die für sie von großer Bedeutung waren, über das Supercup-Finale 2013 geschrieben: In dieser Partie war es einem gewissen, vorher erst eingewechselten Javi Martínez mit einem Treffer in der letzten Sekunde der Verlängerung zu verdanken, dass die Bayern ins Elfmeterschießen kamen und gegen Chelsea gewinnen konnten.
Sportlich ist dieser Titel natürlich nur ein nettes Beiwerk im Vergleich zur Champions League, dem Pokal oder der Deutschen Meisterschaft. Aber emotional war das schon ein großartiger Abend – auch gerade, weil es ausgerechnet gegen Chelsea ging. Klar, keine Trophäe der Welt kann den Schmerz über das verlorene “Finale dahoam” 2012 auch nur ansatzweise lindern, dennoch war es eine kleine, winzige Genugtuung, dass man zumindest das Supercup-Finale gegen den englischen Verein von der Stamford Bridge nicht auch noch verlor.
2020 war die Ausgangslage für Javi Martínez eine komplett andere als 2013. Beim ersten Supercup-Finale hatte der Baske gerade eine grandiose und erfolgreiche Auftaktsaison hinter sich gebracht und bildete mit Bastian Schweinsteiger eine unüberwindbare Doppelsechs (obwohl diese unter Pep Guardiola nie wieder zu der gleichen Stärke finden sollte wie unter Jupp Heynckes).
Zu dem Zeitpunkt, als das Supercup-Finale 2020 stattfand, war Martínez schon längst kein Stammspieler mehr. Zurückgeworfen durch Verletzungen und ein wenig in die Jahre gekommen, agierte er hauptsächlich als Ergänzungs- und Rotationsspieler. Zudem war seine Zukunft beim Rekordmeister unsicher: Gerüchte, dass er zurück nach Spanien gehen wollte, hielten sich hartnäckig.
Deswegen waren viele überrascht, Martínez überhaupt im Kader zu sehen. Einige hatten ihn schon im Flieger nach Bilbao vermutet. (Tatsächlich verließ er den FC Bayern im Endeffekt erst am Ende der Saison.) Also war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Javi Martínez beim Supercup-Finale 2020 zunächst auf der Bank wiederfand – auch dies eine Parallele zu 2013, wo er erst relativ spät eingewechselt wurde.
2020 kam Martínez in der 99. Minute für Leon Goretzka ins Spiel, der in der ersten Halbzeit das 1:1 für die Bayern erzielt hatte. Nur fünf Minuten später konnte Sevillas Torhüter Bono einen Schuss von David Alaba nach einer Bayern-Ecke zwar zunächst abwehren, die Situation aber nicht vollends entschärfen. Der Ball landete bei Javi Martínez, der genug Zeit hatte, seinen Kopfball so zu platzieren, dass er an Bono vorbei ins Tor flog.
Es war der entscheidende Treffer der Partie, die Bayern gewannen mit 2:1 – und die viel gescholtene Floskel “Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten” passte hier mal wieder perfekt. Schon wieder Javi, schon wieder als Einwechselspieler, schon wieder im Supercup-Finale, schon wieder war er maßgeblich am Sieg beteiligt.
Als der Schiedsrichter die Partie abpfiff und die Spieler sich bei den Fans im Stadion bedankten, musste Javi Martínez von seinen Teamkollegen fast schon gezwungen werden, sich gebührend feiern zu lassen. Beinahe schüchtern wirkte er, als ob ihm die ganze Aufmerksamkeit eher unangenehm wäre.
Ganz nach dem Motto: Ich habe ja hier nur meinen Job gemacht. Auch ein Grund, warum der Baske in seiner Zeit bei den Münchnern so schnell zum Publikumsliebling avancierte – er zeigte keinerlei Starallüren, sondern blieb immer bodenständig und bescheiden. Einziger Wermutstropfen an diesem Abend: 2020 befanden wir uns mitten in der Pandemie. Aufgrund der strengen Auflagen war das Stadion leider nicht voll besetzt.
Wie heißt es noch so schön? Wir haben Geschichtsunterricht in der Schule, damit wir aus der Vergangenheit lernen und vermeiden können, die gleichen Fehler in der Zukunft zu machen. Aber manchmal ist es auch ganz wunderbar, wenn sich Geschichte wiederholt. Der Abend des 24. Septembers ist das beste Beispiel: Es war der Tag, an dem Javi Martínez endgültig seinen Spitznamen “Mr. Supercup” in Stein meißelte. Eigentlich fast schon ein bisschen zu kitschig, aber hey, manchmal will ich so einen Kitsch auch ganz bewusst in meinem Leben.
Nachdem sich mein Hashtag #venividijavi in den sozialen Netzwerken leider nie durchsetzen konnte, versuche ich es heute mal mit einem Lied für Javi, frei nach “Mrs. Robinson” von Simon & Garfunkel. Und jetzt alle: “And here’s to you, Mr. Supercup, we’ll always love you more than you will know… whoa whoa whoa… God bless you please, Mr. Supercup, Bayern has a place for those who play… hey hey hey… hey hey hey.”