Warum Real Madrids Meisterschaft so verdient ist. Und so legendär! | OneFootball

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·4 May 2024

Warum Real Madrids Meisterschaft so verdient ist. Und so legendär!

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Nils Kern hatte trotz aller Widrigkeiten an Reals Meisterschaft geglaubt – Foto: Getty Images

Kein Benzema(-Ersatz), drei Kreuzbandrisse, manchmal keine Innenverteidiger, trotzdem schon zwei Titel

Man stelle sich mal bitte folgendes Szenario vor. Der aktuelle Weltfußballer ist fest für die neue Saison eingeplant, kurz vor dem letzten Saisonspiel fällt ihm aber ein, dass er lieber gehen will. Man holt keinen adäquaten Ersatz für ihn, sondern versucht es mit dem als Backup eingeplanten Neuzugang. Die Saison beginnt, natürlich wieder ohne Ihrwisstschonwen, also mit nominell nur vier Angreifern, aber dafür mit zwei Kreuzbandrissen innerhalb drei Tagen. Aber nur ein Ersatz für den Torwart wird geholt, nicht für den verletzten Innenverteidiger. Nach einem guten Saisonstart – sechs Siege aus sechs Pflichtspielen – werden bei der ersten von bisher zwei Niederlage gleich Erinnerungen an Carlo Ancelottis Katastrophen-Saison 2014/15 wach. Als sich im Dezember in David Alaba auch noch der Abwehrchef das Kreuzband riss und auch danach kein Ersatz auf dem Wintertransfermarkt geholt – mittlerweile mehr fahrlässig als naiv – fielen Prognosen mancherorts immer düsterer aus. Zumal viele andere Stars mehrfach ausfielen, darunter allein bei Vinícius Júnior zwei jeweils dreiwöchige Zwangspausen.


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Man stelle sich weiter vor, wie die Personaldecke immer dünner wurde. Von vier Angreifern standen manchmal nur zwei zur Verfügung, von den vier Innenverteidigern manchmal gar keiner. Aber von den zehn Malen, die Aurélien Tchouaméni als Innenverteidiger aushelfen musste, wurden acht gewonnen, fünf endeten zu Null, darunter das Titel vorentscheidende 4:0 gegen Girona, als neben Tchouaméni auch Daniel Carvajal innen aushelfen musste, weil gar kein Innenverteidiger zur Verfügung stand.

Und man stelle sich so eine Saison vor. Nach einem verlorenen Testspiel gegen den Vorjahresmeister, der im Vorjahr vielleicht doch etwas überperformt hatte. Mit frühen Abgesängen nach der Viertelfinal-Auslosung gegen den Champions-League-Titelverteidiger, aber diese Bezeichnung hat bisher nach wie vor nur ein einziger Klub verdient. Und dazu stellt man sich nicht nur vor, sondern schaut auf die aktuelle Tabelle und erblickt: Real Madrid stellt mit 74 Toren nicht nur die beste Offensive, sondern mit 22 Gegentoren auch die beste Defensive. Am 34. und damit fünftletzten Spieltag wurde die Meisterschaft klargemacht – so früh wie Barça letztes Jahr, aber mit 87 Punkten zwei Zähler besser als die Katalanen. Die kamen damals mit einem minimalistischen Ansatz auf 64:13 Tore, wohingegen Real der Spagat aus Offensive und Defensive offensichtlich besser gelingt: Denn die beste Liga-Offensive spielte auch 18 Mal zu Null – der Vereinsrekord liegt bei 19.

Real Madrid hat seit über einem Jahr im Bernabéu nicht mehr verloren und musste sich in den bisherigen 49 Pflichtspielen erst zwei Mal geschlagen geben – zwei Mal bei Atlético. So haben zumindest die beiden Madrid-Klubs ihre Saisonziele erreicht. Zwei Titel gibt es schon, einer soll noch folgen. Die Siegquote von 77,6 Prozent ist die beste seit der Saison 2011/12 (79,3 Prozent), die 2,29 erzielten Tore die meisten seit 2017/18 (2,39), die 0,92 Gegentore wurden zuletzt 2021/22 unterboten (0,89).

Und man stelle sich all das, wirklich all das vor, zusammen mit dem Gedanken, dass kaum ein Spiel vergeht, nach dem der Macher hinter all diesen Erfolgen und Statistiken, der Trainer, nicht angezählt wird. Carlo Ancelotti hat mit seinem zwölften Titel mal eben Zinédine Zidane von Platz zwei der erfolgreichsten Trainer in Real Madrids Historie verdrängt. Und der ewige Miguel Muñoz ist nur noch zwei Pokale entfernt.

Diese Meisterschaft ist so verdient wie sie legendär ist. Wegen all der Dinge, die gegen Real Madrid sprachen. Aber Testspiele, Verletzungen oder auch späte Spielerwechsel können die Königlichen nicht davon abhalten, was sie am liebsten tun: Titel gewinnen. Diese Erfolgssucht hat sich diesmal endlich wieder an 34 Spieltagen gezeigt, so wie in drei Saisons der letzten fünf Jahre. Real Madrid ist mittendrin, eine neue Ära, eine Dominanz der Langeweile in Spanien aufzubauen. Wer hätte das vor oder vor allem nach Saisonbeginn gedacht?

PS: ich.

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