Borussia Dortmund
·6 January 2024
Von der U9 zu den Profis – Samuel Bamba im Gespräch

In partnership with
Yahoo sportsBorussia Dortmund
·6 January 2024
Seit mehr als zehn Jahren ist Samuel Bamba schon bei Borussia Dortmund und durchlief alle Nachwuchsmannschaften. Im Dezember feierte der 19-Jährige im Spiel gegen Augsburg sein Bundesliga-Debüt für seinen Heimatverein. In Marbella haben wir mit ihm über die Zeit in Schwarzgelb, das Trainingslager und natürlich sein erstes Spiel gesprochen.
Es läuft die 71. Minute beim Auswärtsspiel in Augsburg, als die Nummern 43 und 48 auf der Auswechseltafel aufleuchten. Samuel Bamba steht an der Seitenlinie und denkt: „Jetzt ist es so weit.“ Der Offensivspieler wird für Jamie Bynoe-Gittens eingewechselt und kommt Mitte Dezember zu seinem Bundesliga-Debüt. Bamba macht Betrieb auf dem Flügel und erzielt fast sogar ein Tor. Seine beste Chance landet jedoch am Außennetz. Das Pflichtspieldebüt bei den Profis ist dennoch das Highlight seiner noch jungen Karriere, natürlich. „Ich habe nicht gedacht, dass es so krass wird. Man hat es sich immer als kleines Kind gewünscht, und dann ist ein Traum wahr geworden. Das muss man ehrlich so sagen“, erinnert sich der 19-Jährige rund vier Wochen später in Marbella. Nach der Asientour Ende 2022 sowie der Sommertour in den USA 2023 ist das aktuelle Wintertrainingslager die dritte große Reise, die Bamba mit den BVB-Profis unternimmt. „In Asien war ich noch ein bisschen ruhiger und auch in den USA war ich leise. Jetzt bin ich immer noch ruhig, aber ich glaube, ich werde schon ein bisschen offener. Es ist sehr cool, hier integriert zu werden. Der BVB ist mein Heimatverein. Das ist eine große Sache für mich.“
Seit der U9 ist Samuel Bamba bei Borussia Dortmund, er bezeichnet sich selbst als Dortmunder Jung. Im Februar 2004 wurde er in Ahlen geboren als Sohn des ehemaligen Profis Musemestre Bamba, der mehr als 300 Zweitliga- und Regionalligaspiele für LR Ahlen und den Nachfolgerverein Rot Weiss Ahlen bestritt. In der Jugend von Rot Weiss begann auch Samuel seine Laufbahn, bevor es für ihn vor mehr als zehn Jahren zu Schwarzgelb ging. Beim BVB durchlief Bamba alle Jugendmannschaften, gewann 2022 die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft (dort zählte Bynoe-Gittens bereits zu seinen Mitspielern) und trug zu den größten Erfolgen der U19 in der UEFA Youth League bei: In den Saisons 2021/22 und 2022/23 gelang jeweils der Einzug ins Viertelfinale, was zuvor noch keiner schwarzgelben Nachwuchsmannschaft gelungen war. Im letztjährigen Achtelfinale schoss Bamba den 1:1-Ausgleich gegen Paris Saint-Germain und rettete sein Team ins Elfmeterschießen, was die Mannschaft anschließend gewinnen konnte. „Das war ein gutes Spiel, an das man sich gern zurückerinnert. Auch dieses Jahr sind wir weitergekommen, das ist eine schöne Sache. Ich bin glücklich, dass ich ein Teil davon sein konnte, dass wir so weit gekommen sind“, blickt der Nachwuchsspieler zurück. In dieser Saison pendelt er zwischen drei Mannschaften, hat bereits Spiele für die U19, die U23 und die Profis absolviert.
Was lernst Du im Training mit den Profis?„Ich kann eine Menge von allen Spielern hier lernen, besonders die Grundlagen. Sie sind alle Vollprofis, da kann ich viel mitnehmen.“
Wo liegen die Unterschiede zum Training mit der U23?„In vielen Bereichen. Erst einmal natürlich von der Intensität her, aber auch von den Basics her: dass jeder Pass sitzt, dass wenige bis gar keine Fehler passieren. Das beeindruckt mich sehr, wenn ich das sehe.“
Gibt es einen Spieler, der Dir besonders viele Tipps gibt? „Mittlerweile kommen viele Spieler zu mir, zum Beispiel Mats oder Marco, die mir in Ruhe sagen, was ich besser machen kann. Aber auch Schlotti ist immer für mich da. Es passiert also durchaus, dass auch Spieler, die eine andere Position spielen, auf mich zukommen. Heute war das auch bei Sabi der Fall.“
Zehn Jahre für seinen Heimatverein zu spielen, sind eine lange Zeit. Überlegungen, den Klub zu wechseln, gab es nie. Auch wenn es nicht immer rund lief für Samuel Bamba. „Zum Beispiel habe ich in der U23 nicht immer gespielt, das war schon hart. Aber Otto hat mir immer gesagt: ‚Sammy, ich war genau in derselben Situation während meiner ersten Monate in Dortmund.‘ Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, wenn ich gespielt habe.“ Toptalente-Trainer Otto Addo gehört zu den Trainern, die Bamba in seiner Zeit beim BVB am meisten geprägt haben: „Er ist wirklich immer für uns junge Spieler da. Er macht alles für uns. Wenn man Probleme hat, kann man zu Otto gehen, egal ob es mit Fußball zu tun hat oder nicht. Er hat immer ein offenes Ohr.“ Außerdem gehören U19-Trainer Mike Tullberg, Co-Trainer Sebastian Geppert und Cheftrainer Edin Terzic zu den Wegbegleitern von Samuel Bamba.
Mike Tullberg„Er ist wie ein Onkel für mich. Er hat mich immer getriezt, auch wenn ich manchmal dachte: Was will er von mir? Aber im Nachhinein, wenn ich darüber nachdenke: Er wollte immer nur das Beste herausholen. Deswegen habe ich mal den einen oder anderen Einlauf mehr bekommen als die anderen. In dem Moment wollte ich das vielleicht nicht akzeptieren, aber wenn man zurückblickt, war das nur zu meinem Guten. Es hat mir wirklich sehr geholfen.“
Sebastian Geppert„Geppi kenne ich auch schon sehr lange, er war mein U17-Trainer. Er hat mich damals hochgezogen und mein Potenzial gesehen.“
Edin Terzic „Mit Edin bin ich auch schon länger im Austausch. Vor zwei Jahren, als er Technischer Direktor war, hat er mir gesagt: ‚Sammy, ich glaube an dich.‘ Es gibt viele, die nicht an mich geglaubt haben, aber er hat mir gesagt, was ich verbessern muss. ‚Dann wirst du deinen Weg gehen.‘ Am Anfang glaubt man nicht direkt daran, aber er hat mir sein Vertrauen geschenkt.“
Terzic hat Bamba schon im August zum Pokalspiel bei Schott Mainz mitgenommen, zum Einsatz kam er dort aber nicht. Beim Abschlusstraining vor dem Augsburg-Spiel sagt der Trainer dem Nachwuchsspieler, dass er erneut im Kader steht. „Ich dachte: Ich nehme das jetzt mal als Erfahrung mit“, erinnert sich Bamba. Als er dann von seiner Einwechslung erzählt, sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Als ich mich warmgemacht habe, hat unser Athletiktrainer Flo meinen Namen gerufen. Ich dachte zuerst, dass er etwas von mir möchte, aber er meinte: ‚Du wirst jetzt eingewechselt.‘ Beim Lauf von der Seitenlinie zu Edin ist mir nur eins durch den Kopf gegangen: Jetzt ist es so weit! Ich habe die ganze Zeit gedacht: Jetzt ist es so weit! Ich musste an Edin vorbei und er hat mir gesagt: ‚Bleib cool. Zieh dich erst einmal an und dann kommst du zu mir.‘ Mein Trikot habe ich so schnell wie noch nie angezogen. Als ich wieder neben Edin stand, sagte er zu mir: ‚Jetzt ist es so weit. Ich habe immer an dich geglaubt. Jetzt musst du allen zeigen, was du drauf hast.‘ Das war wirklich emotional. Dann bin ich auf den Platz gekommen und es war – ehrlich gesagt – ein normales Fußballspiel.“
Sobald er den Platz betritt, ist es Routine. Bamba macht das, was er sein Leben lang gemacht hat: Fußball spielen. Er wirbelt auf der Außenbahn, hat gute Aktionen und trifft fast. „Heute hat Sammy gezeigt, dass er mit seinen Fähigkeiten nicht nur in der U19, der Regionalliga oder 3. Liga ein Unterschiedsspieler sein kann, sondern auch in der Bundesliga“, sagt Edin Terzic anschließend. Lars Ricken, Direktor Nachwuchsleistungszentrum, lobt den Youngster: „Der Bundesliga-Einsatz von Samuel Bamba war mit die größte Geschichte für den gesamten Nachwuchsbereich.“ Bamba muss erst einmal tief durchatmen, als er das hört: „Danke an Lars, so etwas ist schön zu hören. Viele haben immer gesagt: ‚Bei Dortmund kommen die Talente nicht durch.‘ Ich hoffe, dass ich den Jüngeren zeigen konnte, dass man es schaffen kann, wenn man immer stark trainiert, auf seine Trainer und auf sich selbst vertraut.“ Auch die Presse schreibt von einem gelungenen Debüt. Bamba bezeichnet sich als selbstkritisch und seine Leistung daher als „in Ordnung. Wenn ich ein Tor oder einen Assist gemacht hätte und wir gewonnen hätten, wäre es natürlich besser gewesen.“ Auf sein erstes Bundesliga-Tor hofft er bald, in Testspielen hat er bereits getroffen.
Und was erhofft sich Samuel Bamba für die Zukunft? „Dass ich mich im Profikader festbeißen kann und dass noch einige Bundesliga-Spiele hinzukommen. Aber das ist auf jeden Fall harte Arbeit. Jetzt muss ich erst einmal hier im Trainingslager zeigen, was ich kann. Dann wird man sehen, was kommt.“Christina Reinke