
liga3-online.de
·26 August 2025
Vier Gründe für den Traumstart des MSV Duisburg

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·26 August 2025
Drei Spiele, drei Siege – der MSV Duisburg hat als einziges Team in der 3. Liga den perfekten Saisonstart hingelegt. Ein Treffer in der Nachspielzeit, und das auch noch in Unterzahl, setzte die Serie der Zebras am vergangenen Wochenende fort. Ausgerechnet als Aufsteiger feiert der Meidericher Spielverein seinen besten Drittliga-Start seiner Historie, sodass der "Wahnsinn von der Wedau" derzeit in aller Munde ist. liga3-online.de nennt vier Gründe dafür.
Das klingt jetzt erst einmal nicht spektakulär, ist aber erfolgreich. MSV-Coach Dietmar Hirsch erwies sich in der Regionalliga West bereits als Trainer, der eher seltener für "Hurra-Fußball" stehen wird. Hier und da – besonders am Saisonende – sprangen zwar immer wieder auch hohe Ergebnisse für die Zebras heraus, aber in erster Linie stand einfach nur der Sieg im Vordergrund. Das sorgte sogar zweitweise schon für Unmut, denn als der MSV in der Rückrunde dann mal nur fünf Punkte aus fünf Spielen holte, holte Hirsch nach Ansicht mancher Fans zu wenig aus dem Kader heraus. Aber, und das ist vielleicht eine der größten Stärken des MSV-Trainers, Hirsch blieb seiner Linie treu.
Vermutlich wird der 53-Jährige in seiner Laufbahn nicht oft mit Tikitaka-Fußball á la Pep Guardiola in Verbindung gebracht werden. Aber ein naturgemäß kritisches Umfeld überzeugt der Cheftrainer am Ende mit Ergebnissen. Das schafft Hirsch – und zieht dabei sein Ding durch. Am 1. Spieltag überraschte er alle, indem er ausgerechnet Top-Scorer Patrick Sussek zunächst auf die Bank setzte. Die Orientierung am Gegner und die Ausrichtung auf einen vielleicht knappen, aber dafür sichereren Sieg genießen Vorrang gegenüber einzelnen Namen im Kader.
Den Ansatz von Bodenständigkeit, vom Willen für einen Arbeitssieg und einer Moral bis zum Schluss trägt natürlich nicht nur der Cheftrainer, sondern auch die Mannschaft. Das hat sie im letzten Heimspiel gegen Ulm eindrucksvoll unter Beweis gestellt, indem in der Nachspielzeit der Siegtreffer in Unterzahl gelungen war. Sinnbildlich war nicht nur das Tor von Thilo Töpken, sondern auch die Haltung von Rasim Bulic – der Sechser leitete den siegbringenden Angriff per Kopf ein und ging dann, noch bevor Töpken seinen Schuss ins Glück abfeuerte, jubelnd auf die Knie. Ein symbolisches Zeichen, dass die Spieler aneinander glauben.
Und schon das erste Tor gegen Ulm zeugte vom Teamgeist, denn Alexander Hahn schnappte sich nicht nur den Ball für die Ankündigung von Nachwuchs, sondern auch das Trikot von Jakob Bookjans. Der Teamkollege fällt wegen einer schweren Unterschenkelverletzung lange aus, weshalb die Geste unter den Mitspielern unterstützend wirkt. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass beim Siegtor jeder irgendwo in eine andere Richtung lief, um möglichst viele Beteiligte zu herzen.
Ein guter Teamgeist ist wiederum nicht nur Sache des Trainerteams, sondern auch der Kaderplaner. Geschäftsführer Michael Preetz, Sportchef Chris Schmoldt und das Scoutingteam um Branimir Bajic haben den Grundstein damit gelegt, dass das Aufstiegsteam zusammengehalten wurde. Spieler wie Patrick Sussek oder Simon Symalla, die sicherlich intensive Werbung in der Regionalliga für sich betrieben hatten, wurden mit einem neuen Vertrag ausgestattet. Wertschätzung für die Leistung, aber auch Sicherheit für den Verein.
Anschließend wurden Schwachstellen im Kader verstärkt, dazu im Prinzip auf jeder Position im Kader punktuell nachgelegt. Einen weiteren Stürmer sucht der MSV noch – und im Vergleich zu manch vergangener Transferperiode nicht händeringend auf den letzten Drücker, sondern, weil man im Verein die Option zum Nachlegen geschaffen hat. Und auch die Trennung von Spielern geht damit einher, sodass beispielsweise eine Vertragsverlängerung mit Malek Fakhro trotz guter Torquote nicht zustande gekommen war. Auch Reservisten wie Gerrit Wegkamp, Franco Uzelac oder Luis Hartwig wurden abgegeben – teilweise auf Leihbasis, um zum Beispiel in Hartwigs Fall die Entwicklung abzuwarten.
Die Fans vom Meidericher Spielverein sind leidgeprüft. Wie es sich für einen Revierklub gehört, machten sie sich das Leben in der Vergangenheit auch selbst nicht immer leicht. Aber in Duisburg ist etwas passiert. Schon in der Regionalliga stellte der MSV mit seinen Zuschauerzahlen Rekorde für die Spielklasse auf, auch jetzt waren bei zwei Heimspielen jeweils über 19.000 Zuschauer im Stadion. Würden die Zebras diesen Schnitt halten, dann wäre das mit Abstand die bestbesuchteste Saison seit dem Bundesliga-Jahr 2007/08. Der Verein hat eine Begeisterung entfacht, wie sie lange nicht mehr zu spüren war.
Aber wie ist das passiert? In erster Linie natürlich dank des sportlichen Erfolgs. Aber auch die Art und Weise macht beim MSV derzeit viel aus. Ein gutes Marketing, das bei den kreativen Präsentationen von Neuverpflichtungen anfängt, hat dafür gesorgt, dass der Verein seine Fans an die Hand genommen und mitgenommen hat, statt über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Kein Wunder also, dass die Dokumentation "Der Wahnsinn von der Wedau" mit Bildern aus dem Aufstiegsjahr die Kinosäle in Duisburg gefüllt hat. Die Entwicklung auf und neben dem Platz lässt die Fanherzen derzeit höher schlagen, was im Umkehrschluss auch große Unterstützung für die Mannschaft bedeutet.