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·1 December 2024
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Am Sonntagnachmittag kommt es in der englischen Premier League wieder zum Duell der Giganten. An der Anfield Road ist Manchester City zu Gast beim FC Liverpool. Die beiden dominanten Teams der letzten Jahre gehen jedoch unter Vorzeichen in die Partie, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Liverpool die letzten sechs Spiele gewinnen konnte, verloren die Cityzens fünf der letzten sechs Partien.
Die Reds gehen mit ordentlich Rückenwind in das Duell mit dem amtierenden englischen Meister. Gerade mal ein Spiel hat man diese Saison verloren, das war im September gegen Nottingham Forest, man ist Tabellenführer in der Premier League und Champions League und hat unter der Woche gegen den amtierenden Champions-League-Sieger Real Madrid mit 2:0 souverän gewonnen. Liverpool ist unter Arne Slot nochmal stärker geworden als sie unter Jürgen Klopp schon waren. Dominanter, effizienter, einfach besser in fast jeder Hinsicht.
Auf der anderen Seite steht eine verunsicherte City-Mannschaft die aktuell wohl die größte Krise der jüngeren Vereinsgeschichte durchlebt. Pep Guardiola sieht sich in der wahrscheinlich schwersten Situation seiner Coaching-Laufbahn. Nach einem guten Saisonstart brach man nach dem Ausscheiden gegen Tottenham im EFL Cup komplett ein und verlor fünf Spiele am Stück. Zwei Pleiten gegen die Spurs in EFL Cup und Liga, eine 4:1-Pleite bei Sporting, sowie Niederlagen gegen Brighton und den AFC Bournemouth. Das Spiel in der Königsklasse setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Mit 3:0 führte man gegen Feyenoord. Den sicher geglaubten Sieg verschenkte man aber in den letzten 15 Minuten noch und musste sich mit einem Punkt zufrieden geben.
Dass es unter Arne Slot keine taktische Revolution bei Liverpool geben würde war mehr oder weniger abzusehen. Bei seinem vorherigen Klub Feyenoord setzte er auf ein 4-3-3 oder 4-2-3-1 mit hohem Pressing, wie auch Klopp bei Liverpool. Jedoch scheute er sich nicht davor auch mal tiefer zu stehen und den Gegner das Spiel machen zu lassen um auf Umschaltmomente zu lauern. Im Angriff setzt der Niederländer vor allem auf viel Flexibilität und Positionsrochaden. Flügelspieler ziehen nach innen, Mittelfeldspieler gehen mit in die Box oder auch eine falsche Neun. All das sind Elemente, die Slot in der Eredivisie erfolgreich anwenden konnte und die sich jetzt auch in seiner Liverpool-Mannschaft wieder finden lassen.
(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)
Fixpunkt und Star in der Offensive ist wie schon die letzten Jahre der Ägypter Mohamed Salah. Der Linksfuß ist mit 12 Toren und 1o Vorlagen wettbewerbsübergreifend der Spieler mit den meisten Torbeteiligungen in den Reihen der Nordengländer. Salah genießt unter Slot viele Freiheiten, taucht häufig zentral in der Box auf. Aber am wohlsten fühlt er sich immer noch wenn er von rechts nach innen ziehen kann und dort den Abschluss Richtung Tor sucht. Neben ihm sind meistens Darwin Nunez und Luis Diaz gesetzt. Diaz bildet das Pendant zu Salah auf der linken Seite. Gerade seine Stärke im 1-gegen-1 macht ihn sehr gefährlich für gegnerische Abwehrreihen.
Neben Spielern, die schon unter Klopp gut funktionierten, finden sich auch einige Neulinge im Stammpersonal wieder. Darunter, wenn auch eher notgedrungen, der Ire Caiomhin Kelleher. Der Keeper wurde in Abwesenheit des Verletzten Alisson Becker zum Stammtorhüter befördert und spielt seitdem eine starke Saison im Kasten der Reds. Sieben Mal musste der 26-jährige in zehn Partien hinter sich greifen. Auch beide Elfmeter, die Kelleher gegen sich sah, konnte er parieren, auch wenn gegen Southampton dann der Nachschuss im Netz zappelte.
(Photo by Julian Finney/Getty Images)
Wer wohl am meisten vom neuen Mann an der Seitenlinie profitiert ist Ryan Gravenberch. Der Ex-Münchner war letzte Saison häufig nur als Joker eingesetzt, aber gehört diese Saison zu den unumstrittenen Stammspielern beim 19-fachen englischen Meister. Auch wenn die Sechserposition neben Alexis MacAllister für ihn erst ungewohnt war, erlernte er nach und nach diese Position zu bekleiden und zu interpretieren. Gegen den Ball zeichnet er sich durch seine gute Zweikampfführung und seine Athletik aus, aber auch mit Ball am Fuß spielt er immer wieder linienbrechende Pässe auf seine Vorderleute.
Während bei Liverpool alles geradezu perfekt läuft, geht beim Rivalen aus Manchester gerade alles drunter und drüber. Die schwache Bilanz und die damit verbundene Krise der Skyblues ist eng mit einem Namen verbunden: Rodrigo Hernandez. Der Spanier gilt als Bindeglied zwischen Offensive und Defensive, der Schlüsselspieler, Guardiolas verlängerter Arm auf dem Platz. Nicht ohne Grund hat Rodri dieses Jahr den Ballon D´or gewonnen. Eine Errungenschaft, die nur wenigen Defensivspielern zuteil wird. Nach seiner Verletzung probierte Guardiola viel auf dieser Position. Mateo Kovacic, Matheus Nunes und Ilkay Gündogan spielten alle drei als defensive Mittelfeldspieler. Überzeugen konnte jedoch keiner so wirklich.
(Photo by Carl Recine/Getty Images)
Dennoch lässt sich die Formschwäche Citys nicht nur auf das Fehlen von Rodri herunterbrechen. Neben ihm fehlt mit Ruben Dias noch ein zentrales Element in der Abwehr. Der Portugiese soll aber für das Duell mit dem LFC wieder ein Anwärter auf die Startelf sein, gegen Feyenoord saß er noch 90 Minuten auf der Bank. Nicht außer Acht lassen sollte man zudem, dass viele Leistungsträger mittlerweile über ihrem Zenit sind oder gerade dabei sind, diesen zu überschreiten. Dazu gehören Spieler wie Kevin de Bruyne, Kyle Walker, John Stones oder auch Gündogan, die allesamt Schlüsselspieler der Triple-Mannschaft von 2023 waren, ihre besten Jahre aber hinter sich gelassen haben.
Keiner der vier Flügelspieler Jack Grealish, Phil Foden, Jeremy Doku oder Neuzugang Savinho kann aktuell wettbewerbsübergreifend mehr als vier Torbeteiligungen vorweisen. Von den Flügeln Citys geht dieses Jahr sehr wenig Gefahr aus. Gerade der Leistungsabfall von Foden ist bemerkenswert, hatte der Engländer letzte Saison alleine in der Premier League alleine 19 Tore und acht Vorlagen gesammelt. Diese Saison kommt er gerade mal auf eine Vorlage. Er spielte eher schwach bei der EM und diese Form setzt sich jetzt auch auf Vereinsebene fort. Einzig Doku zeigte sich bis zu seiner Verletzung annähernd in Normalform, brauchte aber auch etwas Anlaufzeit.
Stürmer Erling Haaland scheint, was die Zahlen angeht, ebenfalls in einer Krise zu stecken. Konnte er in den ersten 13 Spielen noch eben so oft netzen, erzielte der Norweger in den letzten sechs Spielen drei Tore, was für seine Verhältnisse eine eher schwächere Ausbeute darstellt. Jedoch ist das etwas was man ihm kaum ankreiden kann, da die Cityzens nach dem Ausfall von Rodri auch deutlich weniger Chancen als ihre Gegner generieren und wie vorher genannt die Flügelspieler diese kreative Last nicht auffangen können.
Es deutet fast alles auf einen Sieg des FC Liverpool am Sonntagnachmittag hin. Man spielt zuhause, ist in der stärksten Verfassung seit Langem und trifft auf Manchester City, das komplett verunsichert von den letzten Wochen in dieses Spiel gehen wird, auf ihren besten Spieler verzichten muss und bei dem gerade eine Krisenstimmung wie lange nicht herrscht. Was knapp für City spricht ist die Bilanz der letzten Jahre. Von den letzten zwölf Aufeinandertreffen konnte City vier gewinnen, drei gewannen die Reds. Guardiola und die Mannschaft müssen es hinbekommen, dass die letzten Wochen vollständig aus den Köpfen der Spieler verschwinden und darauf hoffen, dass Liverpool mit der Favoritenrolle in diesem Spiel Probleme hat, denn diese hatten sie lange nicht mehr so deutlich inne.
(Photo by Naomi Baker/Getty Images)
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