REAL TOTAL
·19 June 2025
System, Neuzugänge, Gonzalo: Die ersten Erkenntnisse unter Alonso

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·19 June 2025
Während Gonzalo García seine Chance nutzte, schleppte sich Jude Bellingham durch das erste Spiel der Klub-WM – Fotos: Getty Images
Wer bei Xabi Alonsos Premiere an der Seitenlinie für Real Madrid auflaufen würde, war aufgrund der immer noch zahlreichen Ausfälle relativ klar und vorhersehbar. Wie die Königlichen sich vor allem taktisch beim Auftakt der FIFA Klub-Weltmeisterschaft präsentieren würden, war vor dem ersten Turnierspiel in Miami die große Frage. Kurzfazit nach dem 1:1 gegen Al-Hilal: Die große Systemrevolution blieb (noch) aus. In der ersten Hälfte agierten die Blancos in einem 4-3-3 mit zwei defensiven Spielern im Mittelfeld, zwei Flügelstürmern und einem klassischen Neuner. Und sie taten sich vorne wie hinten relativ schwer. Wackler und Abstimmungsschwierigkeiten in der Defensive waren zu erkennen, was aufgrund der enorm kurzen Vorbereitungszeit wenig verwunderlich ist. Auch nach der Pause, als Alonso Veränderungen im Mittelfeld vornahm und Arda Güler für Raúl Asencio brachte, blieb es hinten beim Viererverbund, denn Aurélien Tchouaméni rückte für den Spanier ins Abwehrzentrum. Ob es auch langfristig dabei bleibt, hängt von mehreren Faktoren ab. In Leverkusen ließ Reals neuer Übungsleiter bekanntlich mit einer Dreierkette und zwei Schienenspielern agieren, doch in Madrid fehlt ihm dafür noch schlichtweg das Personal, denn mit Asencio und Neuzugang Dean Huijsen stehen Alonso aktuell nur zwei gelernte Innenverteidiger zur Verfügung – Tchouaméni ist und bleibt nur eine Notlösung -, sodass die Viererkette momentan alternativlos ist. Wenn Antonio Rüdiger, Éder Militão und David Alaba wieder fit sind und ein zusätzlicher Linksverteidiger verpflichtet werden sollte, könnte es hinten aber durchaus Änderungen geben. Mit Trent Alexander-Arnold gab es am Mittwochabend aber nicht nur ein neues Gesicht auf der rechten Abwehrseite, sondern es waren auch Dinge zu beobachten, die es vorher in der Form weder mit Dani Carvajal noch mit Lucas Vázquez gab. Im Ballbesitz zog der Neuzugang häufig ins Mittelfeld, agierte beinahe wie ein Achter mit auffällig vielen Ballkontakten, so wie man es seit vielen Jahren aus Liverpool schon kannte. Und so, wie Außenverteidiger auch in Leverkusen unter Xabi meist eingesetzt wurden. Vorstellbar wäre auch ein Wechselspiel zwischen Alexander-Arnold und Federico Valverde auf der rechten Abwehrseite, um einerseits die offensiven Stärken des Briten zur Geltung kommen zu lassen und andererseits die defensive Stabilität zu wahren. So oder so sind die Königlichen mit dem zweifachen englischen Meister zumindest auf der rechten Seite und im Mittelfeld nun um einiges variabler.
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Nicht der erhoffte Start unter Xabi Alonso - sowohl spielerisch als auch rein mit Blick auf das... weiterlesen
Wie schon in vielen Phasen der abgelaufenen Saison ging Real im Mittelfeld auch gegen Al-Hilal zumindest in der ersten Halbzeit Vieles ab – Tempo, Kontrolle, Rhythmus, Kreativität. Erst mit der Hereinnahme Arda Gülers waren ansatzweise Strukturen im Offensivspiel zu erkennen. Der Türke brachte nicht nur mehr Dynamik, sondern auch die vor der Pause komplett vermissten Kreativmomente ins Spiel. So erinnerte die Partie in vielerlei Hinsicht an die abgelaufene Spielzeit unter Carlo Ancelotti: Wenn Real mit Tempo, vertikal und mit Positionswechseln nach vorne kommt, wird es gleich gefährlich. Es war bloß immer nur zeitweise und viel zu selten der Fall. Doch auch hier ist es wie in der Abwehr noch viel zu früh für irgendwelche stichhaltigen Prognosen und Urteile. In Leverkusen ließ Alonso sein Mittelfeld sehr strukturiert, flexibel und ballorientiert agieren. Die taktische Grundidee des neuen Real-Trainers basiert auf einem ballbesitzorientierten Spiel mit einem kontrollierten Aufbau aus der Defensive, gepaart mit einem effektiven Gegenpressing und Positionsspiel, je nach Spielphase in einem 3-4-2-1, 3-2-4-1 respektive 4-2-3-1. Davon war auch am Mittwochabend ein wenig zu sehen, wenn auch nur in Ansätzen. Neben dem Faktor Zeit, die es für Änderungen zweifelsfrei braucht, muss auch in dieser Hinsicht abgewartet werden, ob und was die Königlichen personell noch tun. Anders formuliert: Wird es Neuzugänge im zentralen Mittelfeld geben? Mit einer neuen, zusätzlichen Figur im Zentrum würde sich auf Anhieb viel ändern. In Leverkusen hatte Alonso mit Granit Xhaka diese zentrale Figur, einen Fixpunkt im Spielaufbau, der einerseits enorm passsicher ist, sich aber auch oft zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, während je nach Spiel seine Partner aus dem defensiven Mittelfeld sich vertikaler orientieren, höher pressen oder sich ins Angriffsdrittel einschalten konnten. Mit Dani Ceballos und Eduardo Camavinga werden dem neuen Coach bei Real zumindest mittelfristig auch ohne Neuzugänge zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen, um seine Idee zu implementieren. Doch auch hier ist Geduld angesagt, denn um Dreiecke für sichere Pässe zu schaffen, Gegner in Zonen zu lenken und Ballverluste sofort zu kontrollieren, wird Zeit brauchen.
Mit Arda Güler kam nach der Pause unmittelbar neuer Schwung ins bis dato recht lahme Offensivspiel der Blancos – eine weitere Parallele zur vergangenen Saison, wo der Türke vor allem in der Rückrunde regelmäßig direkten Impact nach Einwechslungen hatte. Nicht nur belebte der 20-Jährige das Spiel im Allgemeinen, er war auch immer als Anspielstation verfügbar. Wenn er noch pressingresistenter wird, könnte er zumindest punktuell die jahrelange Rolle von Luka Modrić übernehmen, denn auch Alonso wird nicht entgangen sein, dass Gülers Stärken im offensiven Mittelfeld deutlich besser zur Geltung kommen als auf dem rechten Flügel. Mit seiner Schuss- und Abschlussstärke kann der Youngstar außerdem noch viel mehr über Kreativmomente hinaus beitragen, vor allem auch, wenn er körperlich noch robuster wird und an seiner defensiven Positionierung arbeitet. In jedem Fall hat er sich für einen Startelfeinsatz gegen Pachuca empfohlen – statt Jude Bellingham?
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Gegen Al-Hilal war beim Briten nämlich genau das zu sehen, was schon seit einigen Monaten zu beobachten war: Bellingam ist verletzt (Schulter), müde und überspielt. So, wie er sich durch die Endphase der abgelaufenen Spielzeit geschleppt hatte, so agierte er auch in der Hitze von Miami. Bereits nach einer Halbzeit pumpte Bellingham ordentlich und wurde mit der Auswechslung regelrecht erlöst. Mit der geplanten Schulter-Operation wird der nicht nur ein körperliches Problem, das ihn seit eineinhalb Jahren plagt, hoffentlich loswerden, sondern auch die bitter notwendige Pause bekommen, denn der ehemalige BVB-Spieler hat seit seiner Ankunft vor zwei Jahren quasi durchgespielt. Das gilt aber nicht nur für den englischen Nationalspieler, sondern auch teilweise für Federico Valverde und Vinícius Júnior. Vor allem dem Brasilianer war bei seiner Auswechslung anzumerken, wie sehr ihm das Spiel körperlich zugesetzt hatte und wie geschlaucht er nach einer enorm fordernden Saison eigentlich ist. Wenn Alonso in den kommenden Wochen wieder auf mehr Personal zugreifen kann, werden Bellingam, Vinícius und Valverde aber sicher ihre dringend benötigten Pausen bekommen.
In 2024/25 fehlte Real Madrid bekanntlich Vieles, unter anderem ein klassischer Strafraumstürmer als Ergänzung im Offensivspiel, wie es Joselu im Vorjahr war. So verwundert es wenig, dass immer wieder Gerüchte aufkommen, wonach die Königlichen auf dem Transfermarkt nach einer solchen Lösung suchen. Dabei zeigte der Auftakt bei der Klub-WM, dass die Lösung des Problems womöglich schon längst da ist, denn Gonzalo García glänzte gegen Al-Hilal nicht nur mit seinem Treffer zum 1:0. Mit seinem Positionsgefühl, seiner Strafraumpräsenz und dem außergewöhnlichen Kopfball-Timing stellt der 21-Jährige womöglich mehr als nur eine Notnagel-Alternative für die Sturmspitze dar. Wer regelmäßig Castilla-Spiele beobachtet, den wird nicht überrascht haben, dass er regelmäßig Räume zwischen den Linien findet, Abseitsfallen intelligent umgeht, sich auch fallen lässt, um Konter einzuleiten. Mit 25 Treffern in 36 Spielen war Gonzalo in der abgelaufenen Spielzeit mit großem Abstand der beste Torjäger der dritten Liga und hatte bereits bei den wenigen Einsätzen in der ersten Mannschaft durchaus angedeutet, dass mit ihm zu rechnen ist. In ihm hat Alonso eine flexible, torgefährliche, beidfüßige Offensivkraft mit exzellentem Positionsspiel und Kopfballstärke – García ist insgesamt ein deutlich kompletterer Stürmer als Joselu. Und Reals neuer Trainer mag bekanntlich solche Neuner – nicht von ungefähr basierte Bayer Leverkusens Erfolg unter dem spanischen Übungsleiter unter anderem auch auf Victor Boniface und Patrick Schick im Sturmzentrum. Seine erste Feuerprobe unter dem neuen Trainer bestand der 22 Jahre alte Canterano jedenfalls mit Bravour und machte Lust auf mehr.
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