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Lennard Bacher·17 November 2024

Stürmer-Renaissance im hohen Norden: Wird Skandinavien zur Fußball-Macht?

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Gar nicht so lange ist es her, da gab es in Deutschland rege Debatten über ein mögliches Stürmer-Problem des DFB. Und das nicht ganz zu Unrecht. Zwischenzeitlich war die Verzweiflung so groß, dass man ernsthaft darüber debattierte, ob ein sich im Spätherbst seiner Karriere befindlicher Simon Terodde nicht eine Option sei. Auch die Nominierung von Kevin Behrens vor rund einem Jahr war sicherlich kein Ausdruck davon, dass man in Deutschland viele brillante Neuner zur Verfügung hat.

Blickt man auf die anderen Top-Nationen Europas, so sieht man dort ähnliche Zustände. Auch in Spanien oder Frankreich hat man niemanden, der die Stürmer-Rolle so ausfüllt, wie es im besten Falle wünschenswert wäre. Umso kurioser mutet es dadurch an, dass zwei Nationalkader, die für gewöhnlich eher unter dem Radar laufen, beinahe überbesetzt mit hochqualifizierten Angreifern sind. Womöglich könnte dies für zwei skandinavischen Nationen sogar eine wirkliche Wende im internationalen Fußball bedeuten.


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📸 JURE MAKOVEC - AFP or licensors

Dabei muss man zunächst über Norwegen sprechen. Während der Fokus, auch nicht gerade zu Unrecht, in weiten Teilen auf Superstar Erling Haaland liegt, scharen hinter dem Torjäger weitere Sturm-Maschinen mit den Hufen. So haben Alexander Sørloth (13 La-Liga-Spiele, sechs Scorer) und Jørgen Strand Larsen (elf PL-Spiele, fünf Scorer) ebenfalls bereits gute Argumente gesammelt, um im Blickfeld der Fußball-Öffentlichkeit zu stehen. Um den Sturm muss man sich also im Norden Europas keine Sorgen machen.

Jene Sturm-Sorglosigkeit gilt dabei auch für die Schweden. Mit sechs Scorern in neun Premier-League-Einsätzen läuft es bei Alexander Isak schon wieder rund. Und trotz dieser guten Bilanz befindet sich sein Sturm-Partner nochmal in einer ganz anderen Dimension. So sammelte Viktor Gyökeres in dieser Saison bislang 17 Scorer in elf Ligaspielen und traf in der Champions League fünf Mal in vier Spielen. Die beiden Schweden sind also richtig gut drauf und bewegen sich auch in ihrem Alter in den Sphären, die man gerne als die "Blütezeit der Karriere" beschreibt.

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Eine große Hürde werden die skandinavischen Brecher dabei allerdings überwinden müssen: Sowohl Norwegen als auch Schweden waren schon lange nicht mehr erfolgreich. Für erstere gilt dies übrigens bereits seit dem Jahr 2000, wo sich die Norweger Löwen das letzte Mal für ein großes Turnier qualifizierten. Während Schweden im Jahr 2018 bei der WM in Russland nochmal einen Ausrutscher nach oben hatte und bis ins Viertelfinale kam, geht insgesamt auch in Zentralskandinavien ziemlich wenig. Ein Zustand, der sich nun ändern könnte.

So stehen die Schweden nach ihrem Sieg gegen die Slowakei (bei dem Gyökeres und Isak trafen) auf Platz eins der Gruppe C1, während die Norweger mit durchaus realistischen Chancen um den Aufstieg in der Nations League kämpfen und punktgleich mit dem Tabellenführer Österreich auf Rang zwei der Gruppe B3 stehen. Ein Trend der nicht von ungefähr kommt.

So befindet sich Viktor Gyökeres mit fünf Toren und vier Vorlagen auf Rang eins der Torschützen- und der Vorlagenliste, Haaland steht mit vier Treffern nur einen dahinter auf Rang zwei im Tore-Ranking. Und nicht nur die beiden holen sich die Scorerpunkte. Haalands Sturmpartner Sørloth steht mit drei Assists direkt hinter Gyökeres auf Rang zwei.

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📸 JOE KLAMAR - AFP or licensors

Klar wird: Es ist kein Zufallsprodukt, dass die beiden Nationen bei ihren Fans momentan Hoffnung auf mehr wecken. Die Tatsache, dass es auf beiden Seiten eben genau nicht an derzeit so gefragten Weltklasse-Stürmern mangelt, wird auch in den kommenden Monaten oder Jahren einen Vorteil im Vergleich mit anderen (Top)-Nationen bieten. Mit Haaland, Gyökeres, Isak, Sørloth und Larsen im Gepäck steht die Chance auf die Quali für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko also so hoch wie seit langem nicht mehr.

Ob diese Gegebenheit eine ganze Rennaissance in den Nachwuchsleistungszentren Europas auslöst, die zufolge hat, dass man sich doch wieder mehr auf den klassischen statt auf den wuseligen, stetig mitspielenden Stürmer konzentriert, oder ob es am Ende eine ganz neue Mischung gibt, werden uns die kommenden Jahre zeigen. Deutlich wird mit Blick auf die stürmenden Dampfwalzen: Wenn der Juggernaut einmal ins Rollen kommt, ist er nicht mehr aufzuhalten.


📸 PATRICIA DE MELO MOREIRA - Afp or licensors